Schenkung statt Sage

Im kommenden Jahr wird die Gemeinde Nattenheim 1250 Jahre alt. Das soll vom 21. bis 23. August groß gefeiert werden. Ein Arbeitskreis stellt im Vorfeld Daten, Geschichten und Erzählungen über den Ort zusammen. Unter anderem hat man sich mit der Entstehung des Orts befasst. Quellen waren die "Hillesheimer Wappenkunde" von H. Wagner und das Internet.

Nattenheim. (red) Der Name Nattenheim entstand nach einer Sage angeblich so: Eine schwere Krankheitswelle, die Pest, auch "Schwarzer Tod" genannt, kam über die Bevölkerung des Orts Gerstdorf, eine Anhöhe, auf der zur heutigen Zeit der Aussiedlerhof "Gersthof" liegt. Viele starben in der Katastrophe, die über sie hereinbrach.

Die restlichen Einwohner beschlossen zu fliehen und wollten dem Unheil entgehen. Um der Seuche zu entkommen, wurden die Häuser und die Vorräte verbrannt. Die Leute waren schwach und konnten auch nicht weit weg von ihren Äckern, und so zogen sie auf den gegenüberliegenden Berghang jenseits des Flüsschen Nims, um dort einen neuen Anfang zu machen.

Von dort konnten sie ihre bisherige Wohnstätte sehen, und um ihre Wehmut etwas zu dämpfen sagten sie sich: "Wir sind nahe daheim." Daraus soll dann in Ableitung der Name "Nattenheim" entstanden sein.

Dieses ist nur eine Sage. Da die Pest in Europa überwiegend im 14. Jahrhundert wütete, ist diese Art der Namensfindung sehr unwahrscheinlich.

Sicher ist: Nattenheim ist älter. Eine schriftliche Erwähnung von "Nathneim" im Jahre 759 nach heutiger Zeitrechnung ist belegt durch eine Schenkungsurkunde an das Kloster Echternach. Eine Frau Hildegarda, wahrscheinlich eine Adelige, schenkte ihren Besitz, den Ort "Nathneim" an das Kloster. Auch in einem Güterverzeichnis der Abtei Prüm im Jahre 893 wird ein Mansus (ein Flächenmass für einen Hof, Bauernstelle) "Nanzenheim" erwähnt. Ferner wird 1467 ein Clais von Nattenheim in einem Testament erwähnt. Dieser war ein sehr begüterter Bürger mit weiteren Besitztümern in Hillesheim und Bolsdorf und wurde als ein Wohltäter bekannt. Er verfügte den Altarbau der Gangolfskirche in Trier und den Michaelsaltar des Augustinerklosters in Hillesheim.

Die Eltern von Clais von Nattenheim waren Nikolaus von Nattenheim und Anna von Vianden, und dieses waren auch die Großeltern von Clais von Mirbach, (gestorben 1513). Aus dieser Familienlinie stammt der Erbauer der Erlöserkirche (einer ganz besonderen Kirche in der Eifel, erbaut 1902/03) in Mirbach, Ernst Freiherr von Mirbach. Eine Frau namens Mettel oder Mechthild von Nattenheim heiratete 1395 einen Heinrich (der Alte) von Mirbach. Dieses ist in einem Kirchenfenster in der Erlöserkirche Mirbach dargestellt.

Dieser Text stammt von Walter Ferner.

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