Schlachten und backen, was das Zeug hält

PRÜM/PRONSFELD. (js) Karneval wird überall gefeiert - und überall ein bißchen anders. Fastnacht oder "Foasicht" heißt es in der Eifel - in anderen Regionen spricht man von Fasching, Karneval oder "Fastelowend". Ein besonderes Brauchtum hat sich im Laufe der Jahre n der Westeifel herausgebildet - dabei ging es vor allem um reichlich essen und trinken.

Gemeint sind die besonderen Feier-Schwerpunkte vom "Fetten Donnerstag" (anderswo auch "Schwerdonnerstag" oder "Schmutziger Donnerstag" genannt) bis hin zum Fastnachtsdienstag. Der Begriff "Fastnacht" oder "Fastennacht" erscheint zum ersten Mal um das Jahr 1200. Die Fastenzeit mit ihren Eingriffen in die persönliche und öffentliche Lebensweise löste in den Tagen vor ihrem Beginn ein buntes Brauchtum aus, das in seiner Herkunft recht unterschiedlich gedeutet wird. Die "Fasicht-Tage" waren hauptsächlich der Donnerstag, der Sonntag und der Dienstag. Der Rosenmontag hat erst in den vergangenen 100 Jahren an Bedeutung gewonnen. Wie groß die Einflüsse von Vegetationskult, Jahreszeit, Zauberpraxis sowie provinzialrömischer und frühmittelalterlicher Bräuche für die Entstehung des Fastnachtsbrauchtums in der Eifel gewesen sind, ist ungeklärt. Erste Belege über fastnachtliches Treiben gibt es erst im 13. Jahrhundert. Dabei steht das bunte Treiben in direktem Zusammenhang mit der nachfolgenden 40-tägigen Fastenzeit. Denn vor der langen Zeit der Entbehrungen wurde noch einmal opulent gespeist. So wurde in jedem Eifeler Haus geschlachtet und gebacken, was die Vorräte hergaben. Im Laufe der Zeit folgten die vielfältigen Formen des "Heischens" und "Singen Gehens", wie es in der Westeifel heißt. Bis heute ist der "Fette Donnerstag" der traditionelle Heischetag. Den Frauen war es früher vorbehalten, den schönsten Baum im Gemeindewald zu schlagen, um von dem Erlös am Weiberdonnerstag ein Fest zu feiern. Da den Dorffrauen die Reinigung der öffentlichen Brunnen oblag, sahen sich die Gemeinden verpflichtet, ihnen am Weiberdonnerstag eine Entschädigung zu zahlen. Das Kerngebiet der Kinderheischgänge war in der Westeifel immer der Islek. Bis heute steht das dörfliche Straßenbild am "Fetten Donnerstag" im Zeichen bunter Kinderheischgänge. Die Kinder verkleiden sich, bemalen ihr Gesicht oder schwärzen es mit Ruß. Sie gehen von Haus zu Haus, singen ihr Lied - oftmals noch in Mundart - und erwarten Gaben von ihren Zuhörern. Früher bekamen sie Pfannkuchen, Waffeln oder Fettgebackenes. Mit ihren Liedern verbanden sie oft einen Segenswunsch: "Glückselig soll er leben... das Himmelreich erwerben..." - wie beispielsweise im abgedruckten Liedtext. In vielen Orten zogen früher auch die Burschen mit Fahnen, Trommeln, Pfeifen und Spießen durch die Dörfer. Sie wählten ein Oberhaupt, sangen Lieder, baten um eine Gabe und verzehrten anschließend die gesammelten Schnausereien und Getränke. Anders die so genannten "Heischepaare", die oft als Bärengruppen umherzogen. Sie musizierten auf Mundharmonikas, Kämmen oder Flöten, tanzten, sangen - und erhielten ebenfalls Ess- und Trinkbares. Daraus entstanden im vergangenen Jahrhundert das Möhnen-Treiben. Die weiblichen "Fastboocken" zeigten sich mit Vorliebe in der Öffentlichkeit, da sie größtenteils wertvolle Kleider-, Gardinen- und Schleierstoffe trugen. Lärm gemacht wurde auch schon früher: mit Schlaginstrumenten aller Art, der "Deiwelsgeige" oder Lärmgeräten wie dem "Rommelspott". Aus diesen Umzügen, die teils auch dem Winteraustrieb galten, haben sich später die Rosenmontagszüge herausgebildet.

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