Schlafender Riese

BITBURG. Bitburg ist nicht als Handball-Hochburg bekannt. Dennoch: Die Zahl der aktiven Spieler in der Stadt hat sich in den vergangenen Jahren verzehnfacht. Nun soll ein Förderverein den Sport in der Kreisstadt noch populärer machen. Das Wachstum bringt allerdings auch Probleme: Schon jetzt fehlt es vor allem im Winter an geeigneten Spielstätten.

"Wir sind ein schlafender Riese", sagt Christian Pauly. Er beschreibt damit in einem Satz einige Aspekte, die aus seiner Sicht die Entwicklung des Handballsports in Bitburg in den vergangenen zehn Jahren gekennzeichnet haben und in den nächsten Jahren kennzeichnen sollen. Als Vorsitzender des im März gegründeten Fördervereins der Handballabteilung des Turnvereins Bitburg gehört er zu jenen, die den Riesen wecken wollen. Damit soll der Trend fortgesetzt und beschleunigt werden, der aus den zwei Dutzend Handball-Begeisterten in der Kreisstadt, die es Anfang der 90er-Jahre gab, inzwischen eine mit 200 Mitgliedern stattliche Sektion des größten Bitburger Vereins hat werden lassen. 130 davon sind laut Abteilungsleiter Andreas Gerten Jugendliche.Sportliches und soziales Engagement

Die erste Seniorenmannschaft hat sich nach Aufstieg in die Verbandsliga und Klassenerhalt von einer reinen Hobbytruppe zum höchstklassig spielenden Team der Kreisstadt gemausert.Hauptansatzpunkt des Fördervereins ist jedoch die Jugendarbeit. "Wir spüren Rückenwind von Eltern und Kindern", sagt Pauly. Eine Werbeaktion in einem Bitburger Kindergarten belegt dies: 15 Kinder sind daran interessiert, es einmal mit Handball zu probieren.70 Förder-Mitglieder hat Pauly inzwischen um sich geschart. Noch sind darunter keine Unternehmen, doch diese sollen zur Zeit mit einer Spendenaktion aktiviert werden, die nach Paulys Angaben ebenfalls gut angelaufen ist.Neben der Nachwuchs-Werbung soll der Förderverein auch dafür sorgen, dass die jungen Spieler gut betreut werden. Für die kommende Saison seien bereits zwei bekannte Jugendtrainer verpflichtet worden, erklärt Gerten. "Es geht aber auch um soziales Engagement", ergänzt Pauly. So will der Förderverein auch Spieler aus sozial schwächeren Familien dabei unterstützen, sich den Sport leisten zu können.Das Wachstum des schlafenden Handballriesen stößt aber schon jetzt an erste Grenzen. "Wir haben ein teures Schwimmbad, eine Eissporthalle, und jetzt will man eine Stadthalle bauen. Dabei fehlt der Stadt immer noch eine richtige Sporthalle", ärgert sich Gerten. Der einzige angemessene Spiel- und Trainingsort, den die Stadt zur Verfügung stellt, ist zur Zeit die Halle der Edith-Stein-Schule. Dort gibt es jedoch nicht nur das Problem, dass die Halle in den Ferien geschlossen ist. Gravierender ist aus Sicht der Handballer, dass ihr Spielort - der wie die Schule von einem Zweckverband aus Stadt und Verbandsgemeinde Bitburg-Land getragen wird - vor allem im Winter von vielen Fußballteams aus dem Bitburger Land genutzt wird. "Mitten in unserer Saison müssen wir dort raus, um Platz für Fußballer zu machen, die oft nur mit einer handvoll Leuten trainieren", sagt Gerten: "Die Hallenzeiten reichen einfach nicht mehr." Die Halle des St. Matthias Schulzentrums ist zwar ein durchaus passabler Ausweichstandort, dort müssen die Handballer allerdings für ihre Trainingszeiten zahlen.Stadt zollt Handballern zu wenig Aufmerksamkeit

Deshalb fordern Pauly und Gerten, dass sofort ein Kriterienkatalog für die Belegung der Edith-Stein-Halle entwickelt wird, der unter anderem verhindern soll, dass die Handballer während der Saison Hobby-Kickern und Betriebssportgruppen weichen müssen. "In den städtischen Hallen müssen zudem alle Freiräume abgeklopft werden", sagt der Abteilungschef. Angesichts der Belegungsprobleme müssten die politisch Verantwortlichen auch überlegen, ob nicht ein Gebäude auf dem Flugplatz in eine sportlich nutzbare Mehrzweckhalle umgewandelt werden könnte. Bisher sei dem Bedeutungszuwachs des Handballsports in der städtischen Öffentlichkeit jedoch nie Rechnung getragen worden. Auch das soll sich durch den Förderverein ändern.

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