Schlaflose Nächte und ein Faible für Farbe: Gindorferin zählt zu den besten Malern und Lackierern Deutschlands

Fließem/Gindorf/Potaschberg · Allein unter Männern - so könnte man den Arbeitsalltag der 23-jährigen Lena Weber beschreiben. Die frischgebackene Malergesellin aus Gindorf zählt bundesweit zu den besten ihres Jahrgangs, hat etliche Preise gewonnen und leitet derzeit die Malerarbeiten auf einer Großbaustelle in Luxemburg.

 Mit Fleiß und mit Humor – so hat Lena Weber ihre Kollegen Ginti (links) und Stefan auf der Großbaustelle im Griff. Die Maler haben kein Problem damit, dass eine junge Frau das Sagen hat. TV-Foto: Wilma Werle

Mit Fleiß und mit Humor – so hat Lena Weber ihre Kollegen Ginti (links) und Stefan auf der Großbaustelle im Griff. Die Maler haben kein Problem damit, dass eine junge Frau das Sagen hat. TV-Foto: Wilma Werle

Foto: Wilma Werle (wiw) ("TV-Upload Werle"

Fließem/Gindorf/Potaschberg. Es riecht nach Farbe. Radiomusik hallt durch die leeren Räume und übertönt das Brummen der Schleifmaschine; Farbeimer, Folien und Abklebeband stehen neben Kühltaschen mit dem Tagesproviant. Mittendrin hockt Lena Weber am Boden und erledigt Feinarbeiten am Türrahmen.

Lena ist die einzige Frau auf der Großbaustelle im luxemburgischen Potaschberg. Sie gehört zur Kolonne der Malerwerkstätte Raskob aus Fließem, die den Auftrag für mehrere Tausend Quadratmeter Innenanstrich erhalten hat. Raskob ist ihr Chef - und stolz: "Lena ist hoch intelligent, reif und ehrgeizig. Sie hat ihre Ausbildung mit Bravour abgeschlossen und ist dieses Jahr Kammer- und Landessieger geworden", sagt er.

Grund genug, ihr erstmals die Leitung eines Großprojektes zu übertragen. Sie hat jetzt das Kommando über acht Kollegen. Das bereitet ihr schon mal schlaflose Nächte. "Ich teile die Kollegen morgens nach ihren Fähigkeiten ein: Wer kann was am besten?" Sie meistert ihre Sache gut, bestätigt Kollege Stefan Fögen, der schon 28 Jahre Berufserfahrung hat: "Lena hat Autorität und wird von uns allen unterstützt. Wir überlassen ihr das Sagen ganz bewusst. Denn: Ein Wohnzimmer kriegt jeder hin, aber der Zeitdruck auf einer Großbaustelle ist was anderes."

Dass Lena mal im Handwerk landet, war so nicht abzusehen. Doch sie "brauchte was zum Anpacken", beschreibt die gelernte Sozialassistentin mit Fachabitur ihren beruflichen Neustart. Und das bis dahin Gelernte kann sie dabei ganz gut gebrauchen. "Die Kollegen sind manchmal wie pubertierende Jungs", lacht sie und amüsiert sich, weil "die Jungs sich manchmal anstellen, wenn kein Klo auf der Baustelle ist. Was soll ich denn da sagen?" Ja, sie kommt zurecht, kann sich behaupten, kontert lockere Sprüche mit passenden Antworten.

"Eine Tussi wäre im Handwerk unpassend", sagt sie. Und hängt den Anspruch an sich selbst hoch: "Ich bin ein 150-Prozentiger. Anfangs habe ich gedacht, ich müsste auch die körperlich besonders schwere Arbeit genauso hinkriegen wie die Jungs, mittlerweile geniere ich mich nicht mehr, um Hilfe zu bitten."

Lena liebt ihren Beruf, vor allem die Abwechslung und dass sie etwas verändern kann: "Bei Anstreicherarbeiten in einem Wohnhaus bin ich nicht nur Anstreicher, sondern auch Psychologe, höre zu und löse bei den Menschen ein Glücksgefühl aus." Ihr nächstes Ziel ist die Meisterprüfung. Dafür wird sie noch oft die Malerleiter rauf- und runter klettern müssen. wiwExtra

Im Bereich der Handwerkskammer (HWK) Trier gibt es derzeit 3441 Lehrlinge, davon sind 675 Mädchen. Besonders stark vertreten und dazu auch außerordentlich erfolgreich sind seit Jahren weibliche Lehrlinge im Maler- und Lackiererhandwerk. Neben Florian Mittler aus Mehring (2014) wurden Kim Bill aus Üdersdorf (2012), Astrid Kill aus Pronsfeld (2013) und Lena Weber aus Gindorf (2015) Landessieger. Günter Behr von der HWK Trier bezeichnet die Eifel als "Talentschmiede für junge Maler". Zu den zehn Besten aus ganz Deutschland zählten in diesem Jahr neben Lena Weber auch Christian Lersch (Kreis Bernkastel-Wittlich) und Michael Rossler (Kreis Trier-Saarburg). wiw

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