Schlanke Stolpersteine für Raser

BITBURG/HOLSTHUM. Stiefmütterchen oder Rasen mitten auf der Straße: Seit etwa zehn Jahren gibt es an den Ortseingängen vieler Dörfer und Städte des Kreisgebiets Inseln zur Verkehrsberuhigung.

Mit viel Hoffnung und noch mehr Aufwand sind sie gebaut und bepflanzt worden, um Raser zu bremsen und das Ortsbild zu verschönern: die Verkehrsberuhigungsinseln an Ortseingängen. In Holsthum hat sich die Unfallgefahr seit dem Bau der Insel auf der L 4 (Richtung Prümzurlay) erheblich verringert. Das berichtet Bürgermeister Heinz Berscheid. "Fast wöchentlich sind Fahrer kurz vor der Brücke in die Leitplanken gefahren", sagt er. "Seit die Insel da ist, ist an dieser Stelle kein einziger Unfall mehr passiert." In Rodershausen ist Bürgermeister Günter Schares ebenfalls von den Vorteilen der Verkehrsinsel auf der L 1 (Richtung Bauler) überzeugt. "Jeder hat seine Fahrbahn. Sie ist schmal, aber sicher", sagt er. Weitaus weniger sicher scheint der Ortseingang aus Richtung Dauwelshausen zu sein. Hier wurde seinerzeit auf eine Verkehrsberuhigung verzichtet. Grund: eine scharfe Rechtskurve. Ein Verzicht mit Folgen: Regelmäßig passieren Unfälle mit Fahrzeugen. "Das müsste nicht sein", sagt der Ortschef. "Es waren bisher immer Ortskundige, die die Kurve nicht schafften." Seiner Meinung nach wird viel zu schnell gefahren. Dagegen sind auch Verkehrsinseln kein Allheilmittel. Denn es gibt immer wieder Raser, die an einer Insel eher die Gegenfahrbahn benutzen als auf die Bremse zu treten oder aber gleich nach dem Passieren der Insel wieder vehement den Fuß auf dem Gaspedal haben.Zusätzliche Abschreckung durch Starenkasten

Es sei denn, die Insel ist mehrfach abgesichert, wie in Prüm. Die Tiergartenstraße ist zusätzlich mit einem Starenkasten und einer elektronischen Kilometeranzeige versehen. Das schreckt ab. Kein Wunder, wenn Bürgermeister Hans-Gerd Haas sagt: "Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden." Für wenig effektiv hält Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit die Verkehrsinseln, zumal wenn sie keine Verschwenkung haben. Er bevorzugt Halbinseln, die die Fahrbahn in der Mitte verengen. "Auf der L 32 Richtung Nattenheim haben wir damit eine unfallträchtige Stelle entschärft", sagt er. Keine verkehrsberuhigende Wirkung haben laut Bürgermeister Karl-Heinz Klein in Sinspelt die Inseln auf der B 50 und auf der L 4, weil sie keine Verschwenkung haben. "Für uns sind sie aber eine optische Bereicherung", sagt Klein. Während sich in fast allen Orten nach zehn Jahren die Inseln nur noch in schlichtem Grün präsentieren, das einmal im Jahr gemäht wird, werden die Inseln in Sinspelt mehrmals im Jahr liebevoll bepflanzt. Drei Sinspelter Frauen, Monika Kauth, Marianne Eisenach und Mathilde Heyen, haben die Patenschaft dafür übernommen. "Im Frühjahr kommen Stiefmütterchen rein und im Sommer Ringelblumen und Tagetes", berichtet Monika Kauth, Chefin der "Auberge Altringer", auf deren Höhe die Insel liegt. Die Arbeit an den belebten Straßen ist für die Frauen nicht ungefährlich. Felix Masselter sorgt mit seinem Traktor für größtmögliche Sicherheit und gießt später die Blumen bei Trockenheit. Die Erfahrungen in den Orten zeigen, dass Inseln allein nicht immer eine optimale Verkehrsberuhigung leisten. Sie können jedoch das Ortsbild optisch bereichern, wenn sie über die übliche gewerbliche Pflegephase des Straßenträgers hinaus bepflanzt und gepflegt werden.

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