Schlechte Aussichten für Hausbesitzer

Gransdorf · Niederländische Senioren, die in Deutschland leben, müssen bald mehr Steuern auf ihre Rente zahlen. Auch das Renovieren denkmalgeschützter Häuser ist für viele finanziell nicht mehr attraktiv, wenn 2015 ein neues Steuerabkommen in Kraft tritt. Der TV hat mit einem Ehepaar gesprochen, das für die Sanierung einer alten Mühle prämiert wurde und nun um seine Zukunft fürchtet.

 Arthur und Heidi Weyns-Zwanziger in ihrer Gransdorfer Biermühle. TV-Foto: Katharina Hammermann

Arthur und Heidi Weyns-Zwanziger in ihrer Gransdorfer Biermühle. TV-Foto: Katharina Hammermann

Gransdorf. Sie war eine Ruine. Nun ist die Biermühle bei Gransdorf (Verbandsgemeinde Kyllburg) dank jahrelanger, liebevoller Restaurationsarbeit ein vielfach preisgekröntes Schmuckstück. Jeder Zentimeter ihres alten Fachwerks, ihrer Dielen, Takenplatten, Sandsteinwandungen, ihrer verzierten Holztüren oder der langen Tafel im Mühlsaal künden davon, dass sich dort im idyllischen Kailbachtal jemand einen Traum erfüllt hat. Genauer: Arthur und Heidi Weyns-Zwanziger. Die beiden 65-Jährigen - er Belgier, sie Belgierin durch Heirat - haben die denkmalgeschützte Mühle seit 2003 in den Ort verwandelt, an dem sie ihren Lebensabend verbringen wollen.
Eifel als optimaler Standort


Die Eifel schien dem Paar ein guter Platz zu sein, um den Familien in Belgien und in Franken möglichst nah zu bleiben. Das Einzige, was der 500 Jahre alten Mühle, die den ersten Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege gewonnen hat, noch fehlt, ist ein Wasserrad. Doch das wird sie so schnell nicht bekommen. "Wir haben die Notbremse gezogen", sagt Arthur Weyns, der in den Niederlanden gearbeitet hat und daher eine niederländische Rente bezieht.
Das Paar blickt mit Sorge Richtung Zukunft. Grund dafür ist, dass 2015 ein neues deutsch-niederländisches Doppelbesteuerungsabkommen in Kraft treten soll. Ein Abkommen, das für viele in Deutschland lebende Niederländer Konsequenzen haben wird: Ihre Rente soll künftig nicht mehr hier, sondern in den Niederlanden versteuert werden, was sich finanziell auswirkt - liegt der Spitzensteuersatz dort mit 52 Prozent doch spürbar höher als hier (45 Prozent). In Deutschland zu leben, wird für Rentner daher finanziell weniger attraktiv sein.
Deutschland hat zugestimmt


Das alleine würde dem Ehepaar Weyns-Zwanziger noch keinen Kummer bereiten. Ihr Problem ist, dass ihre Finanzplanung vorsah, dass sie über zehn Jahre hinweg 90 Prozent der Sanierungskosten steuerlich geltend machen können - wie es in Deutschland bei Denkmälern üblich ist. Das jedoch macht nur Sinn, wenn sie in Deutschland auch Einkommenssteuer zahlen. Und 2015 dürfte damit Schluss sein.
Da es bei den Wahl-Eifelern um dringend benötigte 53 000 Euro geht, die bis 2020 jährlich wegfallen könnten, hat das Paar schon alles Erdenkliche versucht. Nicht nur das niederländische Parlament, auch der Finanzausschuss im Bundestag, Landtagsmitglieder und selbst der Bundespräsident haben Post aus der Eifel bekommen.
Eine Lösung ist jedoch nicht in Sicht. Denn Deutschland hat dem Abkommen bereits zugestimmt. Laut Bundesfinanzministerium sind derzeit keine weiteren Verhandlungen geplant. Nun müssen nur noch die Niederländer das Gesetz ratifizieren.
Sorge um Kulturdenkmäler


Ein Gesetz, das auch hiesigen Behörden Sorge bereitet. "Für die Kulturdenkmäler in Grenznähe könnte das ein einschneidender Prozess sein", sagt der für den Eifelkreis zuständige Denkmalpfleger Detlef Kleintitschen. Schließlich hat so manches Altertümchen sein gutes Aussehen niederländischen, belgischen oder luxemburgischen Bauherren zu verdanken. Kleintitschen fürchtet, dass Belgien und Luxemburg nachziehen, wenn die Niederlande mit dem Abkommen Erfolg haben - und dass denkmalgerechte Renovierungen für Benelux-Rentner dann nicht mehr attraktiv sind. "Man kann doch nicht im Nachhinein die Spielregeln ändern", sagte Heidi Weyns-Zwanziger - und das sehen auch die niederländischen Parteien PVV und 50Plus so. Das Paar hofft, dass das Parlament dem Gesetz so nicht zustimmt.
Geld wird in die Mühle vorerst keines investiert. "Dadurch sind wir kreativ geworden", sagt Weyns, der nun mauern kann und alte Planken in rustikale Möbel verwandelt. Nur das Wasserrad bleibt vorerst ein Traum.Extra

Wie viele Niederländer in der Region Trier denkmalgeschützte Gebäude gekauft haben, ist nicht bekannt. Fest steht, dass sie unter den Ausländern Spitzenplätze einnehmen. In der Vulkaneifel stellen sie mit 428 die größte Gruppe, im Eifelkreis Bitburg-Prüm (524) und dem Kreis Bernkastel-Wittlich (349) die drittgrößte, in Trier-Saarburg (370) stehen sie an vierter Stelle. In Trier hingegen schaffen sie es nicht in die Top 10, was daran liegen könnte, dass Niederländer Maklern zufolge ein Faible für alte Bauernhöfe haben. Neben steuerlichen Vorteilen und landschaftlichen Reizen sind für sie die niedrigen Immobilienpreise der ländlichen Region attraktiv. Niederländer, die ein deutsches Einkommen haben, sind nicht von den neuen Regeln betroffen. kah

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