Schneckentempo statt Hochgeschwindigkeit

Die Bundesregierung hat sich in ihrer Breitbandstrategie das Ziel gesetzt, bis spätestens Ende 2010 eine flächendeckende Versorgung mit leistungsfähigen Anschlüssen für schnellen Internetzugang zu realisieren. Davon kann im Eifelkreis Bitburg-Prüm allerdings noch nicht die Rede sein.

Speicher. Der TV zeigt in einer Serie auf, wie es in den einzelnen Gemeinden um schnelle Internet-Anschlüsse bestellt ist und wo noch weiße Flecken existieren. Aktuelle Vorstöße der Verbandsgemeinden sollen dabei ebenso beleuchtet werden wie alternative Lösungen, beispielsweise mit Hilfe von Richtfunkstrecken oder Internet per Mobilfunk.

Schnelle Internetanschlüsse sind in der Verbandsgemeinde Speicher längst nicht überall verfügbar. In drei von neun Gemeinden müssen die Einwohner mit weniger als einem Megabit pro Sekunde auskommen.

Ob E-Mails, Videos und Nachrichten auf volksfreund.de oder soziale Netzwerke wie studiVZ, Wer-kennt-wen und Facebook: Richtig komfortabel lassen sich die Angebote im Internet erst dann nutzen, wenn der Computer über einen schnellen Breitbandanschluss ans Netz angeschlossen ist.

Genau darauf warten allerdings noch immer einige Gemeinden in der Verbandsgemeinde (VG) Speicher bisher vergebens. So müssen etwa die Einwohner des 200-Seelen-Dorfs Hosten laut einer Erhebung von T-Mobile gleich ganz auf einen Breitbandanschluss verzichten und sich stattdessen mit den ungleich langsameren Verbindungen per analogem Modem oder ISDN begnügen. Die Hostener haben deshalb vor einem Jahr Unterschriften gesammelt, um damit ihrer Forderung nach schnellem Internet gegenüber der VG-Verwaltung Nachdruck zu verleihen.

"Und nun warten wir eben", sagt der erste Beigeordnete, Jürgen Denys. Denn die Ortsgemeinde kann es sich finanziell nicht leisten, selbst eine Lösung zu realisieren. Und die VG-Verwaltung verweist auf ein so genanntes Interessenbekundungsverfahren, über das man nach Anbietern gesucht habe, die in die notwendige Infrastruktur investieren möchten. Derzeit würden die Rückmeldungen noch ausgewertet.

Die Jungen wünschen sich schnelle Verbindungen



In Auw an der Kyll, der Nachbargemeinde Hostens, surfen die Einwohner zwar nicht mit dem gleichen Schneckentempo im Internet. Doch über eine Übertragungsrate von einem Megabit pro Sekunde kommen auch sie kaum hinaus. Orts-Chef Wilhelm Gierens sieht sich deswegen noch keinem großen Druck aus der Bevölkerung ausgesetzt. "Aber zumindest bei den Jüngeren ist natürlich schon der Bedarf und der Wunsch nach schnelleren Verbindungen absolut vorhanden", sagt er. Diesen Bedarf bestätigt auch Werner Pick. Er ist Bürgermeister in Herforst, wo laut der Erhebung ebenfalls nur Höchstgeschwindigkeiten von einem Megabit pro Sekunde erreicht werden. Neben den deutschen Einwohnern wünschten sich in Herforst vor allem die rund 200 Amerikaner Breitbandanschlüsse, sagt Pick. Zudem wären schnellere Übertragungsraten auch für die Unternehmen vor Ort interessant. Eine Lösung des Internet-Problems rückt in Herforst nun möglicherweise näher.

Denn kommende Woche sei ein Gespräch mit der Telekom geplant. Darin soll erläutert werden, inwiefern das Unternehmen dazu bereit wäre, Glasfaserkabel von Speicher nach Herforst zu verlegen, wenn dies im Rahmen von Bauarbeiten am Stromnetz kostengünstig möglich wäre. Eines ist allerdings klar: Ohne Fördermittel oder das Engagement von Orts- und Verbandsgemeinden lässt sich die Internetversorgung in kleinen Dörfern wohl nicht mehr verbessern. Denn "weder die Telekom noch ein anderer Anbieter ist bisher selbstständig aktiv geworden", erklärt VG-Bürgermeister Rudolf Becker.

EXTRA Die Internet-Übertragungsraten reichen in der Verbandsgemeinde Speicher von weniger als einem Megabit in Hosten, Herforst und Auw an der Kyll bis hin zu maximal 16 Megabit pro Sekunde in Speicher. In Beilingen, Orenhofen sowie Preist müssen sich die Einwohner dagegen mit maximal drei Megabit Bandbreite zufrieden geben, während in Spangdahlem bis zu sechs Megabit pro Sekunde erreicht werden können. Für die Internetnutzer in Philippsheim ist bei vier Megabit Übertragungsrate Schluss, wobei DSL-Anschlüsse dort offenbar für etwa zehn Prozent der Haushalte noch gar nicht verfügbar sind. Zudem handelt es sich bei den angegebenen Bandbreiten für die einzelnen Ortsgemeinden jeweils um die Höchstgeschwindigkeit. Mitunter ist auch nur eine geringere Übertragungsrate möglich. (jk)

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