Schnieder schwimmt, Billen taucht ab

Die Rauchwolken haben sich nach dem Scheitern der Fusion der Kreissparkassen (KSK) Bitburg-Prüm und Vulkaneifel immer noch nicht ganz verflüchtigt. Besonders die CDU und ihr Vorsitzender Michael Billen sind in die Schusslinie geraten, nicht zuletzt nach der Attacke von Landrat Roger Graef (CDU) im TV-Sommer-Interview.

 Baden gehen oder abtauchen? Nach dem Ärger um die gescheiterten Sparkassen-Fusionen müssen sich die CDU-Männer Michael Billen (links) und Patrick Schnieder erst einmal wieder freischwimmen. TV-Foto: Archiv Manfred Reuter

Baden gehen oder abtauchen? Nach dem Ärger um die gescheiterten Sparkassen-Fusionen müssen sich die CDU-Männer Michael Billen (links) und Patrick Schnieder erst einmal wieder freischwimmen. TV-Foto: Archiv Manfred Reuter

Daun/Bitburg-Prüm. Es gibt nicht wenige Anzeichen, die eindeutig darauf schließen lassen, dass es nicht nur in der Vulkaneifel-CDU, sondern auch bei den Schwarzen im Eifelkreis Bitburg-Prüm tüchtig gärt. "Kein Kommentar" lautete die knappste aller denkbaren Antworten, die der Kreisvorsitzende Michael Billen am Donnerstag nur geben konnte, als der TV ihn um seine Meinung zu den Äußerungen von Roger Graef befragte.

Der Kreischef hatte gesagt, dass es bereits seit dem Scheitern der Sparkassen-Fusion mit Trier zwischen ihm und seinem Ersten Kreisbeigeordneten Billen keine Vertrauensbasis mehr gebe.

Zudem hatte Graef mit Blick auf die Kreis-CDU von einem "Vertrauensverlust" gesprochen, den die Partei aufgrund des Fusions-Debakels erlitten habe.

Während Michael Billen also schweigt, gibt sich der Bitburger CDU-Kreistagsfraktionschef Patrick Schnieder gewohnt pragmatisch. Man müsse die Sache nun innerparteilich beraten. Allerdings habe dies "sehr offen" zu geschehen. Sicher nämlich sei: "Wir sind da nicht glücklich, das wissen wir alle." Deshalb müsse man nun nach vorne schauen, und zwar geschlossen, sagt der Arzfelder Rathauschef. Gleichzeitig glaubt Patrick Schnieder nicht, dass die nichtendenwollende Diskussion um das Scheitern der KSK-Fusionen seiner Bewerbung als Bundestagskandidat geschadet habe. In dieser Hinsicht erfahre er nur positive und zustimmende Signale.

Auch dass die Debatte dem Ansehen der Kreis-CDU insgesamt geschadet habe, glaubt Patrick Schnieder nicht. "Nein, das glaube ich nicht", antwortet er auf diese Frage. Es sei nur so gewesen, "dass wir die Diskussion in der Sachfrage nicht so gestalten konnten wie wir wollten". Im Übrigen sei die CDU Bitburg-Prüm bei der Entscheidung im Kreistag nicht alleine marschiert. Es habe eine breite Mehrheit gegeben, womit Schnieder nicht nur die FWG meint, sondern auch FDP und Grüne.

Die FDP hatte zunächst Zustimmung signalisiert, war dann aber zu später Stunde bei der Abstimmung nicht mehr anwesend. Die Grünen hätten, wie berichtet, der Fusion zugestimmt, wenn nicht der Widerstand in Daun vorhanden gewesen wäre.

Innerhalb der Union grummelt es derweil weiter. Wie es in seriös informierten Kreisen heißt, soll Landrat Graef in diesem Jahr auf einen durchgängigen Urlaub verzichtet haben, damit Michael Billen als sein Stellvertreter nicht die Geschäfte habe übernehmen können. Zudem heißt es in Parteikreisen, Billen müsse "Verantwortung übernehmen", und es sei "unmöglich", wie man sich als CDU Bitburg-Prüm in der Fusions-Frage verhalten habe.

Unterdessen sind die Einladungen für den nächsten Kreisparteitag versandt. Am Donnerstag, 28. August, 19 Uhr, wird Patrick Schnieder in Prüm als Bewerber für die Bundestagswahl nominiert werden, ebenso wie Paul Glauben als Kandidat für das Landratsamt.

Meinung

Klugheit ist nicht gefragt

Es ist schlicht unbefriedigend, bezüglich der gescheiterten Sparkassen-Fusionen den Blick immer wieder nach hinten zu richten, um zu urteilen, zu schimpfen oder zu hadern. Gleichwohl haben beide Debakel Spuren hinterlassen, die im politischen Raum nicht so einfach wegzuwischen sind, denn das unschöne Gezerre hat viele Verlierer. Doch einer, der dieses Drehen durch die Unnachgiebigkeit strategischer Tretmühlen nicht verdient hat, ist Patrick Schnieder. Zwar ist auch er gewiss kein Kind von Traurigkeit, dennoch hat er bereits im Zuge der Fusionspläne mit Trier fraktionsintern einen Spagat hinlegen müssen, der böse schmerzte. Es wird ihm im Nachhinein womöglich leidtun, damals nicht die Brocken hingeworfen zu haben. Das Bundestagsmandat fest im Visier, hielt er jedoch durch und machte gute Miene zum bösen Spiel, bis er vor ein paar Wochen zwischen Michael Billen und die Dauner Parteiführung geriet. Dieses plumpe Gezerre hat ihm erneut geschadet. Schnieders politische Korrektheit von 2007 fand damit ebenso wenig Würdigung wie die Erkenntnis, dass seine Klugheit offenbar nicht gefragt ist. Das gibt zu denken. m.reuter@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort