Schritt für Schritt zum Burghotel

BOLLENDORF. (nam) Früher haben Echternacher Äbte auf Burg Bollendorf residiert. Heute kann jeder hier wohnen. Familie Freundt führt auf der Burg einen Hotelbetrieb mit vielfältigem Angebot.

Schon von weitem sieht man sie, wenn man an der Sauer entlang fährt: die Burg Bollendorf. Doch sie ist keine der Burgen, die Touristen einfach nur so besichtigen. Hier hat der Besucher die Gelegenheit, zu sehen wie es sich anno dazumal gelebt hat, und er kann es direkt selbst ausprobieren. Nächtigen wie Burgfräulein Kunigunde und speisen wie Ritter Kuno: der Hotelbetrieb mit Restaurant bietet seinen Gästen heute 40 Zimmer sowie sechs Burg-Suiten. Bis es soweit war, hat Burg Bollendorf aber eine abwechslungsreiche Geschichte durchlebt. 716 wird die Burg erstmals erwähnt. Karl Martell schenkt der Abtei Echternach die "villa que vocatur Bollunvilla sive Bollunthorp". Im 15. Jahrhundert ist die Burg zeitweise auch als Chateau St. Willibrord bekannt. Im Laufe der Jahre bauen Äbte die Wehrburg zu einem Herrensitz aus. 1848 stürmen Revolutionäre die Burg und vernichten einen erheblichen Teil der Inneneinrichtung. Nach verschiedenen Weiterverkäufen geht die Burg 1922 von der Familie Mongenast-Servais an das Ursulinenkloster in Köln über. Den Ursulinen dient die Burg als hauswirtschaftliche Ausbildungsstätte der Internatsschülerinnen. 1939 übernehmen die Nazis die Burg und betreiben bis Kriegsende eine "Lehrerinnen-Bildungs-Anstalt". Bis in die 60er Jahre wird die Burg mehrmals geplündert und verfällt zusehends. 1975 erwirbt Ingenieur Karl Heinz Freundt aus Essen das Gelände. Ursprünglich hat Freundt die Burg zur Privatnutzung gekauft. Schnell sieht er aber ein, dass solch ein Gebäude privat nicht zu unterhalten ist. Aus diesem Grund beginnt er mit dem schrittweisen Ausbau zum Hotelbetrieb. Über 20 Jahre hnweg renovierten die Freundts nach und nach ihr Schmuckstück. "Erst wurde das fertiggestellt, was Ertrag bringt", berichtet Karl-Georg Freundt, Sohn des letzten Käufers, der zusammen mit seiner Schwester Christiane das Hotel heute führt. Die Familie ließ die Dächer decken, der Hof wurde gepflastert, und es wurden außerdem zehn Zimmer in den Nebengebäuden nue eingerichtet. Somit konnte der Hotelbetrieb in Bollendorf erst einmal losgehen. Vor allem das Hauptgebäude war in schlechtem Zustand. Bis 1988 wurde das Einsturz gefährdete Gebäude gesichert und ausgebaut. "Wir haben sechs Jahre lang mit vier Personen jeden Tag 20 Kubikmeter Schutt aus dem Hauptgebäude rausgetragen", sagt Freundt. 1990 wurden dann die Räume im Erdgeschoss eröffnet. Vier Jahre später folgte das erste Obergeschoss. "Es war wirklich Schwerstarbeit", bekennt Freundt. Die Gesamtkosten der Renovierungen beliefen sich laut Freundt auf 22 bis 25 Millionen Mark (rund zwölf Millionen Euro. Bis auf einen Förderbeitrag von 20 000 Mark zur Sicherung der Burg wurde alles privat finanziert. Andere mögliche Fördergelder wurden ausgeschlagen, da man sich den Richtlinien und Beschränkungen der Denkmalpflege aus finanziellen oder zeitlichen Gründen nicht unterordnen konnte. "Für solch ein Projekt muss man einfach Idealist sein", bekennt Freundt. "Man renoviert ja ständig hier." Derzeit werden nach und nach die Fenster ausgetauscht. "Aus dem Burgpark könnte man auch noch mehr machen", sagt Freundt und deutet den Wellness-Bereich an. "Aber wir haben noch keine genauen Pläne." Informationen zum Hotel-Betrieb gibt es im Internet unter www.Burg-Bollendorf.de, E-mail: info@Burg-Bollendorf.de, Telefon 06526/690.

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