Schüler wollen keine Deppen im Radio sein

BITBURG. Verärgerung und Empörung am Bitburger St.-Willibrord-Gymnasium: Schüler der Mittelstufe wurden im Zusammenhang mit einem Europa-Seminar in Frankreich in einem Bericht des Deutschlandfunks (DLF) als desinteressiert und "lärmende Truppe" bezeichnet.

Vorige Woche, Mittwochmorgen, zwischen 9 und 9.30 Uhr. Wer an seinem Radiogerät den Deutschlandfunk eingestellt hat, hört gerade den Beitrag "Europa heute" von Tonia Koch. Es geht um einen Besuch von rund 100 Schülern im Robert-Schuman-Haus im französischen Scy-Chazelles. Nachdem die Radio-Journalistin erklärt hat, dass Schüler aus Belgien, Luxemburg, Frankreich und Deutschland im Robert-Schuman-Haus spielerisch europäische Geschichte erfahren, nimmt sie eine Gruppe vom Bitburger St.-Willibrord-Gymnasium, die ebenfalls dort gewesen ist, kritisch ins Visier."Luxemburger waren sehr vorbereitet"

In dem Sende-Manuskript heißt es, die Schüler aus vier Ländern seien nicht nur unterschiedlich gut informiert, sondern auch überaus unterschiedlich interessiert an europäischer Geschichte "Die Luxemburger waren sehr vorbereitet," - so Animateur Eric Jacky im Rundfunk. "Andere hingegen, wie die Klasse eines Bitburger Gymnasiums, glänzte eher mit zur Schau gestelltem Desinteresse", berichtet Tonia Koch. Und dann: Sie seien nur gekommen, so wird eine Bitburger Schülerin im Originalton eingespielt - : "damit wir keine Schule haben." Und es kommt noch dicker: "Der Eindruck, den die Schüler aus der Eifel hinterließen, war nachhaltig. Er ließ sich auch durch die zweite deutsche Klasse… vor Ort nicht mehr korrigieren", berichtet die Reporterin. Sie spricht von einer "lärmenden Truppe aus Bitburg." Wenn auch Ausnahmen die Regel bestätigten: "Einige wenige waren doch an historischen Zusammenhängen interessiert". Auch eine Lehrerin aus Frankreich wird zitiert. Sie unterstellt den Bitburger Schülern mangelndes Interesse. Am St.-Willibrord-Gymnasium stößt der Beitrag auf Unverständnis und Empörung. "Ich bin überrascht und erzürnt über den Bericht", erklärt der betreuende Französisch-Lehrer Norbert Bogerts dem TV . In seiner Stellungnahme sagt er, dass gemischte Schüler-Gruppen gepuzzelt und Memory gespielt haben. "Mal war die eine Gruppe lauter, mal die andere, was in Spielen ganz normal ist. Hinzu kommt, dass gleichzeitig von außen mit einem Presslufthammer gearbeitet wurde, was die Kommunikation erheblich störte." Ihm sei daher "völlig unverständlich, wie die Journalistin von einer lärmenden deutschen Gruppe sprechen kann, schließlich waren die Gruppen gemischt." Beim Interview mit der Reporterin waren die Schüler in einem Zelt bei der Mittagspause und haben Karten gespielt. "Auf intensives Nachbohren der Journalistin und auf die Zusicherung hin, es würde nicht gesendet, sei die flapsige Bemerkung gefallen, um sie los zu werden‘", sagen die Schüler. "Wir haben die Fragen beantwortet, die sie gestellt hat", erzählt Schülerin Sandra Rickert, die bei dem Interview dabei gewesen ist. "Wir waren wirklich nicht so, wie da dargestellt", sagt sie. Wie Mitschülerin Charlotte Pickan berichtet sie zwar, dass die Deutschen Schüler nicht immer ganz still waren, aber: "Aus meiner Sicht waren wir nicht schlimm." Bogerts erklärt, dass Reporterin Koch "während der Arbeiten nicht dabei war." Sie könne die Informationen über die Gruppe nicht aus erster Hand haben. "Mir würde was daran liegen, dass wir nicht wie die Buhmänner dastehen", sagt Sandra Rickert über den Bericht im DLF. Autorin Tonia Koch wollte zu ihrem Bericht keine Stellung beziehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort