Schulen können Gewalt trotzen

BITBURG. Schüler quälen Schüler - nach dem jüngsten Vorfall in Prüm (der TV berichtete) sind auch Eltern in der Eifel alarmiert. Passend zum Thema: Ein Experte informierte über den Einfluss von Gewaltdarstellungen in den Medien auf Schüler.

"Täglich erreichen uns Schreckensmeldungen über Gewalttaten an Schulen," sagt Werner Weidig, Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung (KBE) Region Westeifel, der zusammen mit der Initiative "Eine Welt für Kinder" und der Kulturgemeinschaft Bitburg zu der Informationsveranstaltung eingeladen hat. Weidig: "Auch in unserer Region gibt es eine steigende Tendenz von jugendlichen Gewaltdelikten, die häufig in Schulen, Sport- oder Schwimmhallen verübt werden. Das wirft Fragen nach Vorbeugung und Einflussnahme auf." Einfache Antworten und Erklärungen gebe es bei diesem bedeutenden gesellschaftspolitischen Thema nicht, leitet Ludwig Eckinger, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung, als prominenter Gast seinen Vortrag ein. Klar sei aber, dass man nicht tatenlos zusehen dürfe. "Demütigungen haben zugenommen, die Täter sind skrupelloser und kaltblütiger, und die Medien fördern das Bild, an Schulen herrsche das Faustrecht," beschreibt Eckinger den gegenwärtigen Stand. "Die Verbreitung von Horrorszenarien ist aber nicht hilfreich. Sie wirkt vielmehr wie eine selbsterfüllende Prophezeiung." Wichtig sei ein offensiver Umgang mit Gewalt, ihren Ursachen und Merkmalen. Man müsse Bewusstsein schaffen und zu einer vernünftigen Streitkultur anleiten. Die Praxis zeige, dass man das Schulklima durch gezielte Lehrerfortbildung, Deeskalationstraining für Schüler oder deren Ausbildung zum Sportassistenten, die Verantwortungsbewusstsein und soziales Miteinander fördere, entscheidend verbessern könne. "In der Schule muss ein Klima gegenseitiger Anerkennung und Akzeptanz geschaffen werden. Schüler und Schülerinnen müssen in ihrer ganzen Persönlichkeit betrachtet werden." "Untersuchungen haben gezeigt," so Eckinger, "dass Fernsehen zu den Lieblingsbeschäftigungen von Kindern und Jugendlichen gehört, wobei viele von ihnen über ein eigenes Gerät verfügen. Ein großer Prozentsatz sieht dabei Filme, die für die jeweilige Altersklasse nicht freigegeben sind." Täglich ein Horrorfilm - natürlich bestehe bei massenhaftem Konsum die Gefahr von Gewöhnung und Nachahmung. Es sei aber falsch, Gewalt in den Medien zu verbieten. "Die Annahme, Gewaltdarstellungen seien direkter Auslöser für Verbrechen, greift zu kurz. Sie können nur da Einfluss haben, wo soziale und persönliche Strukturen bereits Voraussetzungen für Gewaltbereitschaft geschaffen haben." Schüler müssen die Medien "beherrschen"

Aggression hänge mit Leistungsversagen, dem Fehlen klarer Regeln, übermäßiger Strenge, aber auch Gleichgültigkeit seitens der Eltern, mangelnder Anerkennung und anderen Faktoren zusammen. Die Mündigkeit der Schüler müsse gefördert werden. Reckinger: "Wir müssen ihnen helfen, sich ein Urteil über Gewalt bilden zu können, ihre Handlungsweisen zu reflektieren und medienkompetent zu werden, damit sie die Medien beherrschen, statt von ihnen beherrscht zu werden." In der anschließenden lebhaften Diskussion bestand Konsens darüber, dass Eltern, Erzieher, Lehrer, Politiker, Geistliche und Medien gefragt seien, an einem Strang zu ziehen und Bündnisse zu schließen. Wer einen Ansprechpartner sucht, kann Kontakt mit der Katholischen Erwachsenenbildung in Prüm aufnehmen: Telefon 6551/9655640.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort