Schwarze Trauer – roter Triumph

BITBURG/PRÜM. Während die Bitburg-Prümer Christdemokraten mangelnde Mobilisierung der Wähler beklagen, sehen sich die Sozialdemokraten mit dem Ergebnis der Landtagswahl für ihre Politik belohnt.

Direktmandat gewonnen, aber trotzdem der Verlierer des Tages: CDU-Landtagsabgeordneter und -Kreisvorsitzender MICHAEL BILLEN hatte mit dem "katastrophalen Einbruch" nicht gerechnet. Nach der "herben Niederlage" müsse sich die Partei neu aufstellen. Es sei nicht gelungen, die Wähler zu mobilisieren. "Die SPD hat eine unglaubliche Materialschlacht geführt und vom Beck-Effekt profitiert", sagte Billen, der seine besonders hohen persönlichen Verluste zum Teil auf den starken FDP-Kandidaten HERMANN MARX zurückführt.Marx war auch "zufrieden mit dem, was wir als FDP erreicht haben". Die "Initiative Lafontaine" habe im Land keine Chance, und auch die Grünen seien gescheitert. Leider müsse die FDP wohl in die Opposition, "obwohl noch Gespräche geführt werden".

SPD-Abgeordnete und -Kreisvorsitzende MONIKA FINK reagierte "überwältigt": "Die SPD hat gezeigt, dass wir auch auf Kreisebene Wahlen gewinnen können. Wir haben gegenüber der Kommunalwahl 20 Prozent zugelegt. Unser Einsatz hat sich gelohnt."

GEORG HÖGNER, Kandidat für Bündnis 90/Die Grünen, bewertet sein persönliches Ergebnis als "zufrieden stellend". Den verpassten Einzug der Partei in den Landtag führt er auf die Konkurrenz im linken Lager zurück: "Die WASG hat uns Stimmen gekostet."

"Damit hätte wohl niemand gerechnet"

WASG-Kandidatin ANDREA EMONTS fand es "entsetzlich, dass so viele Menschen nicht wählen gehen". Das Landesergebnis der Partei sei respektabel, das etwas niedrigere im Kreis zu erwarten gewesen. "Es lag aber auch daran, wie der Wahlzettel gestaltet und gefaltet war", spielte Emonts auf die bei der Ausgabe zunächst verdeckte Zeile mit ihrem Namen und dem ihrer Partei an.

Landrat ROGER GRAEF (CDU): "Das ist eine faustdicke Überraschung, sowohl auf Landes- als auch auf Kreisebene. Damit hätte wohl niemand gerechnet. Die große Koalition hat wohl mit dafür gesorgt, dass es keine richtigen Wahlkampfthemen gibt."

NORBERT SCHNEIDER (parteilos), Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg, äußerte sich erfreut über den klaren Sieg der SPD auf Landes- und Kreisebene: "Ich habe Frau Fink schon gratuliert." BERND SPINDLER (SPD, VG Kyllburg) sieht das Ergebnis als "Resultat einer guten Politik, die sich über Jahre bewährt hat".

JÜRGEN BACKES (CDU, VG Bitburg-Land) "kann nicht sagen, woran es lag". Die CDU habe einen hervorragenden Spitzenkandidaten gehabt, die SPD allerdings auch einen starken amtierenden Ministerpräsidenten.

HANS-MICHAEL BRÖHL (CDU, VG Irrel) hatte auf 36 bis 40 Prozent für die CDU gehofft. Er sieht einen klaren Beck-Bonus: "Der allpräsente Wahlkampf des Ministerpräsidenten hat Früchte getragen, denn die Programme der beiden großen Parteien waren ähnlich."

PATRICK SCHNIEDER (CDU, VG Arzfeld) führt den "desaströsen Einbruch" neben der geringen Wahlbeteiligung auf die Folge der großen Koalition im Bund zurück, die jeweilige Landesregierung zu bestätigen. ALOYSIUS SÖHNGEN (CDU, VG Prüm) findet das Ergebnis "einfach enttäuschend".

JOACHIM STREIT (Bürgermeister der Stadt Bitburg): "Erstaunlich ist, dass Michael Billen noch mehr verloren hat als die CDU im Kreis. Spannend ist die Frage, ob die SPD der FDP im Land wieder eine Koalition anbietet."

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