Schwieriges Verhältnis

NEUERBURG. (nam) Medien und Politiker können nicht miteinander aber auch nicht ohne einander leben. Das ist das Credo der Diskussion des rheinland-pfälzischen Landtagspräsidenten Christoph Grimm mit Bürgern im Eifelgymnasium Neuerburg.

"Heute verschwimmen die Grenzen zwischen Politik undUnterhaltung immer mehr", sagt Landtagspräsident Christoph Grimm.Wie in manchen Talkshows mit politischen Themen umgegangen würde,führe zum Niedergang der politischen Kultur. Starke Worte im Eifelgymnasium Neuerburg, das Grimm zu einer Diskussion über Politik und Medien eingeladen hatte. Der Landtagspräsident wies im Rahmen der Reihe "Lesungen in der Bibliothek" darauf hin, dass Politik schon immer symbiotisch mit den Medien verbunden gewesen sei. Als Beispiel nannte er das Propagandaministerium während der NS-Zeit, das eigens zur Darstellung des Regimes in der Öffentlichkeit eingerichtet wurde. Aber auch in der jüngsten Vergangenheit gebe es Beispiele dafür, das Politiker die Nähe der Medien suchen. So genanntes "Politainment" (eine Mischung aus Politik und Unterhaltung) leben deutsche Politiker vor. Sei es Guido Westerwelle, der die Container-Crew in der Fernseh-Serie "Big Brother" besuchte oder Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, der seine schauspielerischen Talente in der Fernsehserie "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" unter Beweis stellte. "Ob die Politiker sich dann wundern müssen, wenn ihr Privatleben breit getreten wird?", fragte ein Diskussionsteilnehmer. Die Frage blieb offen. Fest steht:Die Politik kommt nicht mehr ohne Medien aus. Medien helfen bei der Politikvermittlung. "Ich kann ja nicht jeden Wähler mit Handschlag begrüßen", sagt Grimm. Dabei sei die Politik selten zufrieden mit der Art der Berichterstattung. Die Medien benutzten auf ihre Weise die politischen Geschehnisse und die Personen, um möglichst Aufsehen erregende Beiträge zu veröffentlichen.

Grimm: Respekt voreinander haben

Eines der jüngsten Beispiele sei die in den Medien kursierende Behauptung, der Bundeskanzler habe ein Verhältnis mit einer Fernsehjournalistin. Das Privatleben der Politiker würde zusehends Gegenstand der Politik. "Jedes unbestätigte Gerücht ist eine Schlagzeile wert", bemängelt Grimm.

Dennoch schätzt er die wichtige Funktion von Medien. Der Informationsgehalt dürfe nur nicht auf der Strecke bleiben. Das grundsätzliche Problem des Verhältnisses zwischen Medien und Politik sieht Grimm in den verschiedenen Arbeitsweisen. Die Politik arbeite nach dem Grundsatz der Prozesslogik. Hinter Entscheidungen lägen lange Diskussions- und Abstimmungsprozesse. Medien arbeiteten spontan und wollten Neuigkeiten aktuell an die Öffentlichkeit zu bringen. Deshalb würden viele Politiker mit waghalsigen Aussagen an die Front brechen. Grimm: "Medien und Politik sind wechselseitig voneinander abhängig." Beide sollten Respekt voreinander haben. Er wünscht sich, dass Leser und Zuschauer lernen zu unterscheiden, was der Wirklichkeit entspricht und was erfunden ist.

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