Sechs Gemeinden, ein Wald und mehr Moos

Speicher/Spangdahlem · Im Forstrevier Speicher arbeiten fünf Gemeinden und die Stadt bislang voneinander unabhängig. Revierleiter Paul Hilgers will die eigenständigen Forstwerke in einem Zweckverband mit einer gemeinsamen Kasse vereinen und so Kosten sparen. Speicher und Herforst haben schon zugestimmt.

 Mit Blick auf die Idee eines Forstzweckverbandes geht es um jede Menge Holz – nicht nur im wörtlichen Sinne. TV-Foto: Klaus Kimmling

Mit Blick auf die Idee eines Forstzweckverbandes geht es um jede Menge Holz – nicht nur im wörtlichen Sinne. TV-Foto: Klaus Kimmling

Speicher/Spangdahlem. Wenn es um den Gemeindewald geht, dann geht es um bares Geld: Deshalb legt sich Paul Hilgers, der in der Verbandsgemeinde Speicher als Revierleiter für die die sechs Kommunen mit Gemeindewald zuständig ist, auf der Stadtratssitzung in Speicher ordentlich ins Zeug, um die Ratsmitglieder von seiner Idee zu überzeugen. Er möchte die Stadt Speicher mit den Ortsgemeinden Beilingen, Herforst, Orenhofen, Preist und Spangdahlem in einem Forstzweckverband zusammenführen: Idee: Ab dem 1. Januar 2017, so der Plan, sollen die Erlöse aus dem Holzverkauf in einer gemeinsamen Kasse landen, aus der auch die Ausgaben beglichen werden. Bislang arbeiten alle sechs Kommunen in ihren Gemeindewäldern voneinander unabhängig auf eigene Rechnung. "Deshalb muss ich immer sechs Jahresabrechnungen erstellen und jeder Gemeinde erklären, was sie eingenommen und ausgegeben hat. Das ist ganz schön viel Papierkram und kostet mich Zeit, die mir für die Arbeit im Wald fehlt", erklärt Hilgers den Stadtratsmitgliedern in Speicher. Seine Idee, einen Forstzweckverband zu gründen, sei zukunftsweisend, erklärt der Revierleiter, und Speicher wäre damit erst die Nummer vier im Land. Denn so viele solcher kommunalen Zusammenschlüsse im Forstbereich gebe es noch nicht, sagt Hilgers. Das Modell verspreche viele Vorteile: "Ich kann dann zusammenhängende Gebiete, die sich über mehrere Gemeindewälder erstrecken, konzentriert bearbeiten. Das spart Kosten, schont die Waldwege und ist somit wirtschaftlicher." Wenn es einen Sturmschaden gebe, könne er dann auch Kräfte bündeln, um die umgeworfenen Bäume schnell aufzuarbeiten. Insbesondere beim Einsatz einer Vollerntemaschine, so Hilgers, könne man durch die Bündelung der Flächen Geld sparen: etwa drei Euro pro Festmeter. Für alle sechs Kommunen zusammen erhofft sich Hilgers da Einsparungen in Höhe von rund 20 000 Euro im Jahr. Hilgers: "Bislang muss ich immer in dieser Gemeinde und in jener Gemeinde ein bisschen fällen und wurschteln, damit alle Gemeinden am Jahresende etwas in der Kasse haben." Im Forstzweckverband könne man die Arbeit jedoch auf Flächen konzentrieren, wo es notwendig sei oder auf bestimmte Holzarten, für die auf dem Markt aktuell ein guter Preis gezahlt werde. Hilgers: "Wir wären dann flexibler." So könne es dann natürlich auch vorkommen, dass in einer Gemeinde in einem Jahr gar nichts geerntet werde, weil es an anderer Stelle interessanter sei, Holz einzuschlagen. Geld aus der Kasse des Zweckverbands gebe es am Jahresende aber trotzdem. Knackpunkt: Wie viel bekommen die Ortsgemeinden am Jahresende aus der gemeinsamen Kasse ausbezahlt? Und ist das mehr oder weniger, als sie zur Zeit auf eigene Rechnung einnehmen? Verteilung: Um die Erlöse aus dem Holzverkauf zu verteilen, hat sich Hilgers einen Verteilungsschlüssel ausgedacht: Der bemisst sich zum einen anhand der Waldfläche einer Kommune sowie dem Wert des Holzes, das dort steht. Hilgers: "Denn Wald ist nicht gleich Wald. Deshalb haben wir alle Parzellen neu bewertet." Doch mit dem neuen Verteilschlüssel könne für einige Gemeinden auf der Einnahmenseite zunächst ein paar Tausend Euro weniger bei rumkommen, erklärt Hilgers. Das sei aber auf der Ausgabenseite vermutlich wieder reinzuholen, meint Hilgers.Beschluss: Nach der Gemeinde Herforst hat nun der Stadtrat Speicher einstimmig für den Forstzweckverband gestimmt. Die Räte der anderen Ortsgemeinde müssen noch abstimmen.Extra

Sechs der neun Kommunen in der Verbandsgemeinde Speicher haben Gemeindewald. Die Stadt Speicher hat mit 614 Hektar das größte und Beilingen mit 64 Hektar das kleinste Waldgebiet. 2016 rechnet Revierleiter Hilgers mit einem Erlös von 350 000 Euro, den die sechs Kommunen mit ihrem Holz erwirtschaften können. Doch ob das Ziel erreicht wird, ist nicht sicher. "Aktuell können wir nicht ernten, weil der Boden zu nass ist. Die Maschinen würden den Boden und die Wege zerstören", erklärt Hilgers. Auch der Borkenkäfer spielt eine Rolle. Hilgers: "Der Schädling mag die Nässe aber nicht. Da sieht es in diesem Jahr also gar nicht so schlecht aus." Im Forstrevier Speicher arbeiten Revierleiter Paul Hilgers und vier Bedienstete, die für die Holzernte zuständig sind. Pro Jahr werden rund 6000 Festmeter Holz geerntet. Auf zwei Dritteln der 1400 Hektar großen Waldfläche in der VG steht Nadelholz, ein Drittel ist Laubholz. cmo

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