Selbständig einkaufen und zur Schule gehen

PRÜM. (mok) Das Leben stellt oft hohe Anforderungen an Familien und Kinder. Wenn die Kleinen Schwierigkeiten in Schule, Familie und Alltag haben, kann die Tagesgruppe der Jugendhilfestation eine helfende Hand reichen.

Nach der Schule treffen sich die zwölf Kinder der Prümer Tagesgruppe der Jugendhilfestation im ehemaligen Konvikt zum gemeinsamen Mittagessen. Nachdem die acht Jungs und vier Mädchen im Alter von neun bis dreizehn Jahren zusammen mit den Betreuern ihrer Tagesgruppe gegessen und die Erlebnisse in der Schule besprochen haben, ist erst mal Ruhe angesagt. Bei einer Meditation gönnen sich die Kinder eine Verschnaufpause. Danach stehen die Hausaufgaben an. In kleinen Gruppen, die intensiv von Sozialpädagogen und Erziehern betreut werden, machen die Tagesgruppen-Kinder ihre Aufgaben. Wenn diese erledigt sind, stehen Spiel und Spaß auf dem Programm. Die Kinder gehen schwimmen, sie treiben Sport, sie basteln, musizieren, befassen sich mit Natur und Jahreszeiten. "Mir gefällt es ganz gut hier, weil wir viele Sachen machen, die man zu Hause nicht machen kann", berichtet die zwölfjährige Maria. Außerdem lernen die Kinder, mit alltäglichen Anforderungen umzugehen. Dazu gehört beispielsweise das Einüben des Schulwegs oder das selbständige Erledigen von Einkäufen. Auch unterschiedliche Projekte werden in der Gruppe angegangen. Derzeit befassen sich die Kinder intensiv mit Afrika. Dass es bei allen Freizeitaktivitäten nicht nur darum geht, die Kinder zu unterhalten, erklärt die betreuende Sozialarbeiterin Birgitt Wehse. "Ein strukturierter Tagesablauf ist für die Kinder besonders wichtig", schildert sie. Denn den Kindern, die die Tagesgruppen der Jugendhilfestationen in Prüm, Daun und Bitburg besuchen, gelingt es häufig nicht, die Anforderungen in Familie, Schule und Alltag zu bewältigen. Es sind Kinder, die mit schulischen, psychosozialen und familiären Schwierigkeiten belastet sind. Um ihnen eine besondere Förderung zukommen zu lassen, wurden vor einigen Jahren die Tagesgruppen der Jugendhilfestation in ökumenischer Trägerschaft ins Leben gerufen.Alternative zum Kinderheim

Die vier Träger der Jugendhilfestationen sind der Verein der Schmiedel-Anstalten, die Kreuznacher Diakonie, die Salesianer Don Bosco sowie der Regional-Caritasverband Westeifel. Durch diese teilstationäre Erziehungshilfe in den Tagesgruppen können die Kinder in ihren Familien bleiben. Sie bewahren sie vor einer möglichen Unterbringung in einem Heim. Wenn Eltern und Lehrer besondere Schwierigkeiten bei ihren Schützlingen bemerken, können sie sich an das Jugendamt wenden, das ausschließlich die Plätze in diesen Tagesgruppen vermittelt. Mit der Aufnahme eines Kindes wird auch die Familie in die Arbeit eingebunden. Zunächst setzten sich Pädagogen, Eltern und Vertreter des Jugendamtes bei einem "Hilfeplangespräch" zusammen. Dabei werden individuell die Ziele der Förderung besprochen. Auch "die Kinder äußern und formulieren selbst Wünsche", schildert Birgitt Wehse ihre Erfahrungen mit dem Projekt. Neben der täglichen Arbeit mit den Kindern sind regelmäßige Gespräche mit den Eltern und Lehrern ein wichtiger Bestandteil der sozialpädagogischen Förderung, denn das gesamte soziale Umfeld trägt zu dem Befinden der Kinder bei. Ziel dieser Jugendarbeit ist es, die Kinder nach gut zwei Jahren ganz in die Familien zurückzuführen.

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