Sicherer fahren mit den goldenen Bus-Regeln

SPEICHER. Richtiges Busfahren muss erlernt werden. So sieht es die Unfallkasse Rheinland-Pfalz. Sie bietet deshalb in allen Schulen des Landes die Bus-Schule an. Die Fünftklässler der Hauptschule in Speicher haben dabei einiges gelernt.

"600 Bus-Unfälle sind uns im vergangenen Jahr gemeldet worden", berichtet Gaby Wedemeyer von der Unfallkasse Rheinland-Pfalz. Um diese Zahl zu verringern soll die Bus-Schule einen besonderen Beitrag leisten. Gemeinsam mit der Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft (RMV) erfahren die Schüler der fünften Klassen aus Speicher bei diesem Projekt, wie man "Clever mit dem Bus fahren" kann. Die Mensa der Schule dient als Unterrichtsraum, in dem zunächst theoretische Grundlagen gelegt werden. Rollenspiele behandeln die Probleme beim Einsteigen an der Haltestelle und weisen auf das Problem der Beschädigungen hin. Den Kindern wird erklärt, die Schultasche beim Einsteigen in der Hand zu halten und nicht auf dem Rücken zu tragen, damit in der Menge keiner durch unbedachte Bewegung verletzt wird. Höflich sei es auch, zunächst den Busfahrer zu begrüßen. "Dann ist der Busfahrer auch nett zu euch", sagt Wedemeyer. Die Fahrkarte halte man in der Hand, und sie müsse bei jeder Fahrt dem Fahrer gezeigt werden. Eine wichtige Information gibt die Expertin mit auf den Weg: Hat man die Fahrkarte vergessen, müsse man sich beim Fahrer melden. Dieser schreibe dann den Namen auf, und verweise darauf, dass er sie am nächsten Tag sehen wolle, So sei es mit der RMV abgesprochen. Das gelte allerdings nur für Kinder bis 14 Jahre. "Wer älter ist, muss die Fahrt zur Schule bezahlen", betont Wedemeyer. Wer sich "reinschmuggelt", fährt schwarz und muss eine Strafe von 40 Euro bezahlen, wenn er bei einer Kontrolle erwischt wird. "Hat man im Bus einen Sitzplatz erwischt, stellt man die Tasche vor sich auf den Boden, keinesfalls setzt man sie auf den Schoß oder stellt sie in den Gang", betont Wedemeyer. "Und wer stehen muss: immer festhalten an den Haltegurten oder an den Bügeln der Sitze." Prügeleien an der Haltestelle sollen unbedingt vermieden werden. Richtiges Verhalten scheint den Fünftklässlern nicht neu zu sein, aber die Praxis sieht erfahrungsgemäß anders aus. Das beweisen Lena und Rafael mit einer gespielten Schlägerei, die in Wirklichkeit hätte ins Auge gehen können. "Im Bus darf man nicht essen oder trinken", fordert Wedemeyer, Nicht nur aus Reinlichkeitsgründen, sondern vor allem wegen der Verletzungsgefahr. Es sei schon vorgekommen, dass bei einer Vollbremsung des Fahrers ein Schüler sich mit einer Flasche die Zähne ausschlug. Die RMV habe 150 Busse und zahle jährlich 200 000 Euro für Reinigung, berichtet sie. Den praktischen Teil und die Anwendung des Erlernten übernimmt Ernst Leisch vom Prüfdienst der RMV. Er erklärt, was ein "Toter Winkel" ist und in welchem Bereich der Busfahrer ein Kind nicht sehen kann. Mit der Mülltonne "Paul" beeindruckt er die Kinder. Er zeigt, was passieren kann, wenn man zu dicht am Bus steht oder was bei einer Vollbremsung bei 30 Stundenkilometern im Bus vor sich geht. Im ersten Fall berührt der Bus beim Ausschwenken die Tonne, diese fällt um und landet unter dem Bus. Da "Paul" sich während der Fahrt nicht festhalten kann, lernen die Kinder die Fliehkraft beim Bremsen und Kurvenfahren kennen. "Vor allem beim Einsteigen nicht drängeln, es geht viel zügiger, wenn ihr alle nacheinander einsteigt", beweist Leisch. Wie die Notausstiege funktionieren, der Nothammer zu bedienen ist und was die Schilder im Bus bedeuten, gehört ebenso zum Praxisunterricht. Was hält die Unfallexpertin von Sicherheitsgurten im Bus? "Sinnvoll wäre es, aber das ist wohl eine Frage des Geldes", meint Wedemeyer.

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