"Sicherheit geht vor Optik"

BITBURG. Auch noch rund zehn Monate, nachdem entlang der B 257 zwischen Erdorf und Bitburg die Bäume gefällt wurden, ist der Anblick der kahlen Hänge ungewohnt. Früher fuhr man dort durch einen "Tunnel" aus Bäumen. Viele trauern diesem Bild nach. "Aber der Kahlschlag musste sein", verteidigen sowohl die Stadtverwaltung als auch das Forstamt die Maßnahme.

Die Reaktionen auf den Kahlschlag entlang der B 257 zwischen Bitburg und Erdorf waren teilweise heftig. "Warum haben die denn die Bäume abgeschnitten?", "Was soll das alles, das war doch immer so schön!" So lauteten zwei Reaktionen. Auch jetzt noch mag mancher Autofahrer, der die Strecke regelmäßig fährt, über die Aktion grollen. "Sicherheit geht aber vor Optik", sagt Werner Krämer, Pressesprecher der Stadtverwaltung Bitburg, die auch Wald entlang der Strecke besitzt. Koordiniert wurde der Einsatz der Holzeinschlags- und Rücke-Unternehmer unter anderem von Martin Lotze. Er ist Leiter des Privatwald-Betreuungsvereins Bitburg-Nord. Lotze sagt: "Wir müssen zweimal im Jahr die Bestände kontrollieren und prüfen, ob die Sicherheit gewährleistet ist. Wenn wir etwas feststellen, müssen wir den Waldbesitzer informieren, sonst haftet er im Schadensfall. Eigentum verpflichtet eben."Lotze: "Kein Gewinn durchs Abholzen"

Erst vor wenigen Wochen stürzte zwischen Bickendorf und Seffern ein Baum auf die Straße. Zum Glück kam es nicht zu größerem Schaden. "Wäre es zu einem Unfall gekommen, und ein Gutachter hätte festgestellt, dass der Baum krank war, hätte das für den Waldbesitzer unter Umständen ziemlich teuer werden können" , sagt Lotze. "Beim Holzeinschlag entlang von Straßen geht es einzig darum, erkennbaren Schaden zu beseitigen." Ähnlich argumentiert Werner Krämer von der Stadtverwaltung Bitburg: "Die Bäume waren krank, und wenn sie in einer bestimmten Neigung stehen und eine bestimmte Höhe erreicht haben, besteht eben die Gefahr, dass sie kippen." So wurden die Waldbesitzer vom Forstamt Bitburg und der Straßenmeisterei Kyllburg zum Handeln aufgefordert. Unter Waldbesitzern sind Baumkulturen entlang von Straßen unbeliebt. Sie haben kaum Wert, weil die Bäume aus Sicherheitsgründen meistens gefällt werden müssen, bevor das Holz Ertrag bringt. Vor diesem Hintergrund kann Martin Lotze nicht verstehen, dass nach dem Kahlschlag entlang der B 257 den Waldbesitzern teilweise vorgeworfen wurde, sie wollten durch das Abholzen nur Geld verdienen. "Der größte Privatwaldbesitzer hat rund 75 Euro verdient, und das aber nur, weil er selbst etliche Stunden geholfen hat" , erinnert sich Lotze. Die Stadt Bitburg hat mit dem Verkauf des Holzes auf der einen Seite 11 750 Euro verdient. Werden auf der anderen Seite die Kosten von 18 750 Euro abgezogen, bleibt unter dem Strich ein Minus von 7 250 Euro. Werner Krämer geht davon aus, dass es noch mindestens 20 Jahre dauert, bis der Wald an der B 257 wieder annähernd so aussieht wie vor rund einem Jahr. "Dann" , sagt er, "stellt sich aber wahrscheinlich wieder das selbe Problem, und die Bäume müssen erneut entfernt werden".

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