Sieben Arbeitskreise hier, sieben Kreisel da

PRÜM. Vier Jahre nach seinem ersten Alarmsignal zieht ein etwas deprimierter, aber dennoch kämpferischer Ernst Mereien eine vernichtende Bilanz. Der Mann, auf dessen Initiative der Stadtmarketing-Prozess in Prüm zurück geht, will wieder für Bewegung sorgen.

"Die Innenstadt blutet aus", lautete die TV -Schlagzeile am 15. Dezember 1999. Der alarmierende Ausspruch stammte von Gastwirt Ernst Mereien, der dieser Entwicklung nicht mehr zuschauen wollte. Er sammelte mehr als 100 Unterschriften von Prümer Geschäftsleuten für den Vorschlag des Gewerbevereins, einheitlich die erste Stunde Parken in ganz Prüm gebührenfrei zu gestalten. Der Stadtrat warf daraufhin einen gegenläufigen Beschluss des Verkehrsausschusses über den Haufen und stimmte der kundenfreundlichen Regelung zu."Innenstadt muss gestärkt werden"

Auf Mereiens Initiative geht auch der erste Gastvortrag des Stadtmarketing-Experten Christian Klotz zurück, der wiederum die Initialzündung für die spätere Gründung von Prümer Runde und Prümer City-Marketing (PCM) war. Vier Jahre später geht Mereien wieder mit Berichten aus Fachzeitschriften hausieren, die seine Überzeugung bestätigen. Da heißt es zum Beispiel: "Verkehrsplaner denken um - Autos in die Stadt" oder "Klein und gut: Einspurige Kreisel sind ideale Knotenpunkte".Auch für Parkplätze bricht Mereien noch immer Lanzen: "In anderen Städten wird kein Geschäft mehr eröffnet oder erweitert ohne Parkplätze. Bei uns werden Parkplätze in der Innenstadt kastriert, aber bei der Stadthalle neue gebaut. Wir müssen im Zentrum Stellplätze erhalten und ergänzen, sonst sterben wir aus." Ideal gelöst sei die Aufgabe zum Beispiel beim Schweicher Brunnenzentrum, wo die Kunden direkt vor den Geschäften kostenlos parken dürften. Damit behaupte sich die Kleinstadt sogar gegenüber dem nahen Oberzentrum Trier. Auch Irrel biete neuerdings 250 kostenlose Parkplätze und setze auf Kreisverkehr.Das Planungsbüro Isu baue in Schweich und Bitburg Kreisel in Serie, erzähle in Prüm aber etwas anderes. "In der gleichen Zeit, in der wir in Prüm seit dem Klotz-Besuch sieben Arbeitskreise gegründet haben, hat Bitburg sieben Kreisel gebaut. Bei uns schließt der letzte Markt in der Stadt, in Bitburg gibt es einen neuen Edeka mit Parkplätzen in der City."Hermann Benger, Professor für Verkehrsplanung und Straßenwesen, habe darauf hingewiesen, dass die Planung von Heinz & Jahnen überdimensioniert sei und für einen kleinen Kreisel nicht viel Platz benötigt werde. Doch dieser Anregung sei von der Stadt niemand nachgegangen, wie überhaupt aktuelle verkehrspolitische Entwicklungen grundsätzlich ignoriert würden. Im Parkhaus am Teichplatz müsse die Stadt die engen Dreier-Boxen endlich in Zweier-Boxen verwandeln, um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern. Auch die Einfahrt müsse seniorengerechter gestaltet werden.Im Teichplatz-Kopfbau befürchtet Mereien weitere Leerstände: "Wenn am Bahnhof ein Drogerie-Markt und ein Schuh-Markt hinkommen, sind Deichmann und Schlecker bald weg. Um bei der neuen Konkurrenz bestehen zu können, muss die Innenstadt gestärkt werden."

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