Sind wir nicht alle ein bisschen Fußball?

Berlin hat eine, Hamburg auch, genauso München - jetzt zieht die Stadt Bitburg nach und freut sich über ihre eigene kleine "Fan-Meile": Heute Abend können Fußball-Fans den Jungs der deutschen Nationalelf auf dem Rathausplatz beim Public Viewing die Daumen drücken. Polizei, Ordnungsamt und der Veranstalter hoffen auf ein friedliches Fußball-Fest.

Bitburg. "Jetzt geht's um die Wurst" - was ein Bitburger Metzger schon seit Beginn der EM auf seiner Verpackung verkündet, bewahrheitet sich immer mehr: Im Halbfinale gegen die Türkei geht es für die Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft um alles. Das wissen auch die Bitburger Fans - und fiebern dem entscheidenden Kick heute Abend ab 20.45 Uhr entgegen: Überall schwingen Deutschland-Fahnen, viele Schaufenster in der Innenstadt sind EM-mäßig dekoriert, wo man hinhört in der Fußgängerzone, wird über Fußball gefachsimpelt, und einige Betriebe wie etwa die Bitburger Brauerei haben eigens ihren Schichtbetrieb umgestellt, damit die Fußball-Interessierten das Halbfinale verfolgen können. Da sich die Fußball-Anhänger während des Spiels und auch danach gemeinsam in den Armen liegen sollen, hat sich Mario Pawlowski noch kurzfristig dazu entschlossen, zwischen Rathaus und Liebfrauenkirche eine Großbild-Leinwand aufzustellen. "Es kann nicht sein, dass in Bitburg kein Public Viewing stattfindet", hat sich der Bitburger nach der Absage der Live-Übertragung im Haus der Jugend gedacht und kurzerhand beim Ordnungsamt die erforderliche Genehmigung für die öffentliche Übertragung auf dem Rathausplatz eingeholt. Ab 19 Uhr ist das etwa 500 Quadratmeter große Areal für den Ansturm der Fußball-Fans geöffnet, Eintritt kostet das Public Viewing nicht.Ein privater Sicherheitsdienst, Mitarbeiter des Ordnungsamts und Polizeibeamte werden dafür sorgen, dass Deutsche und Türken am heutigen Abend einträchtlich nebeneinander feiern. "Wir hoffen auf ein schönes und vor allem friedliches Fest", sagt Erich Grün, Leiter des Ordnungsamts. Seine Mitarbeiter werden bei den Einlasskontrollen vor allem darauf achten, dass alle Auflagen beim Public Viewing erfüllt werden: Wurfsachen, insbesondere Glasflaschen, sind auf dem Rathausplatz tabu. Getränke gibt es vor Ort in Pappbechern. Auch die Polizei rüstet sich für das Halbfinale: "Wir werden entsprechend präsent sein auf dem Platz", kündigt Klaus Schnarrbach, Pressesprecher der Polizei in Bitburg, an. Mit einer höheren Besetzung in der Spätschicht wollen die Ordnungskräfte dem Fan-Ansturm begegnen. Auch den zu erwartenden Autokorso nach dem Spiel rund um die Trie rer Landstraße werden die Beamten aufmerksam verfolgen - auf Autodächer steigen, riskante, gefährliche Fahrmanöver und Mutproben wollen sie nicht sehen. Doch egal, wie das Halbfinalspiel am Ende ausgeht, Polizei-Pressesprecher Schnarrbach zeigt sich zuversichtlich, dass nach dem Abpfiff deutsche und türkische Fans gemeinsam feiern werden: "Wir gehen nicht davon aus, dass es zu Ausschreitungen kommen wird." UMfrage Paul Steinbach, Bitburg: "Ich bin überzeugt davon, dass wir heute abend alle viel Spaß haben werden, ganz egal, wer gewinnt." Haci Ekici, Bitburg: "So richtig im Fieber bin ich zwar nicht, aber ich habe alle Spiele geguckt. Im Finale sehe ich Deutschland gegen Russland." Fabienne Peters, Bollendorf: "Ich war für Holland, aber nun sind sie ja ausgeschieden. Die Türkei hatte meiner Ansicht nach schon Glück bei den Toren in letzter Sekunde, deshalb tippe ich fürs Endspiel auf Deutschland gegen Spanien." Dillack Layoni, Luxemburg: "Dass Italien ausgeschieden ist, fand ich gut, allerdings habe ich keinen richtigen Favoriten." Rosemarie Oschlies, Gerolstein: "Die ganzen Flaggen an den Autos fallen schon auf, aber ich selbst bin nicht im EM-Fieber." Zeinab Koteich, Bitburg: "Zu Hause haben wir viele Fähnchen, und auch am Auto haben wir eins. Ich glaube nicht, dass es heute Abend irgendwelche Probleme unter den Fans gibt."

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