"So geht's nicht weiter"

Extra war Projektentwickler Jürgen Kramp nach Bitburg gereist, um die modifizierte Planung für das Rautenberg-Zentrum vorzustellen. Doch dazu kam es nicht, weil die von Kramp vorgelegten Sitzungsunterlagen einiges zu wünschen übrig ließen. Stadt-Chef Joachim Streit stellte den Antrag auf Vertagung des Themas, dem der Bauausschuss einstimmig folgte.

Bitburg. Der Sitzungssaal im Rathaus platzte am Mittwochabend aus allen Nähten. Weit mehr als 70 Bürger wollten die Entscheidung des Bauausschusses zu der umstrittenen Planung zum Rautenberg-Zentrum mitverfolgen. Bereits im Vorfeld der Sitzung waren die Bürger alarmiert - ließen die Sitzungsunterlagen doch wenig Gutes erwarten: Zahlreiche Anregungen und Einwendungen der Bitburger, die diese auch im Rahmen des Plan-Offenlegungs-Verfahrens kundgetan hatten, fanden sich in der von Projektentwickler Jürgen Kramp (Geschäftsführer der KR GmbH, Drolshagen) nicht wieder (der TV berichtete). Statt die einzelnen Anregungen - wie sonst üblich - tabellarisch aufzulisten, hat Kramp "nach eigenen Aussagen seine Auswertung der Anregungen und Hinweise bereits in die Planunterlagen als Vorschlag eingearbeitet", wie es in den Sitzungsunterlagen formuliert war. Doch wo und wie die Anregungen "eingearbeitet" sein sollten, war nicht ersichtlich.Und auf einmal heißt es "Einkaufszentrum"

Stattdessen herrschte bei Bürgern wie Bauausschuss-Mitgliedern Verwunderung, warum in den Unterlagen auf einmal von "Einkaufszentrum" statt "Fachmarktzentrum" die Rede war und mit der größten Selbstverständlichkeit auch von kleineren Läden und Geschäften zu lesen war, wobei es doch eigentlich um die Ansiedlung großflächigen Einzelhandels als Ergänzung des Innenstadt-Sortiments geht. Auch das geplante Baugebiet, das zusammen mit dem Rautenberg-Zentrum entwickelt werden soll, war irgendwie unter den Tisch gefallen. Das stieß auch Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit übel auf, der deutliche Worte an Projektentwickler Kramp richtete. "In vielen Teilen dieses Bebauungsplans hakt's in der Abstimmung mit unserem Hause." Noch deutlicher wurden die Ausschuss-Mitglieder (siehe Bericht auf der folgenden Seite). So wunderte es kaum, dass Streits Antrag, das Thema zu vertagen, bis "beschlussreife Unterlagen" vorliegen, einstimmig angenommen wurde. Streit: "Das ist keine Entscheidung gegen das Zentrum. Aber mit solchen Unterlagen geht's hier nicht weiter. So können wir nichts beschließen." Meinung Einzig richtige Entscheidung Das Thema Rautenberg-Zentrum zu vertagen, war die einzig richtige Entscheidung, die der Bitburger Bauausschuss treffen konnte. Den Bürgern - aber auch Verwaltung und Bauausschuss - musste die von Projektentwickler Kramp vorgelegte Planung übel aufstoßen. Schließlich war in den völlig zu Recht als "mangelhaft" befundenen Sitzungsunterlagen nirgendwo ersichtlich, dass die Bedenken und Anregungen, die konstruktive Kritik sowie die Ängste und Befürchtungen der Bürger in irgendeiner Weise ernst genommen wurden. Im Gegenteil: Dass über diese gar nicht einzeln beraten und abgestimmt werden sollte, erweckte zwangsläufig den Eindruck: Hier wird der Versuch unternommen, ein Projekt auf Gedeih und Verderb durchzuboxen. Wenn dann noch nicht mal bereits gefasste Rats-Beschlüsse in den modifizierten Bebauungsplan eingearbeitet werden, haben die handwerklichen Fehler des Planers ein nicht mehr tragbares Ausmaß erreicht. Insofern war die Entscheidung des Bauausschusses mutig und konsequent und dürfte das Vertrauen der Bürger in die von ihnen gewählten Vertreter stärken. d.schommer@volksfreund.deExtra Defizite eingestanden: Jürgen Kramp, der als Projektentwickler für die Planung des Rautenberg-Zentrums zuständig ist, entgegnete auf die Kritik an den von ihm vorgelegten Sitzungsunterlagen: "Da ist in der Tat etwas Unsicherheit rein geraten." Dass aus dem geplanten "Fachmarktzentrum", das großflächigen Einzelhandel beherbergen soll, ein "Einkaufszentrum" geworden ist, bezeichnete Kramp als "redaktionellen Fehler". Zudem entschuldigte er sich: "Dass es bei dieser Sitzungsvorlage noch Defizite gibt, war bekannt. Aber in der Kürze der Zeit war nicht mehr machbar." Stadt-Chef Joachim Streit bedauerte, dass Kramp nun umsonst nach Bitburg gekommen war. Aber die Versäumnisse der von ihm vorgelegten Sitzungsunterlagen traten erst nach intensivem Durcharbeiten der Unterlagen so deutlich zu Tage, dass feststand, auf dieser Basis nicht beschließen zu können. (scho)

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