"So hat Eishockey in Bitburg keine Zukunft!"

Bitburg · Seit Jahren gewinnen die Bitburger Eishockeyspieler die Rheinland-Pfalz Liga. Sie wollen in die Regionalliga West aufsteigen, um sich neuen sportlichen Herausforderungen zu stellen. Doch die Rahmenbedingungen in der Bitburger Eissporthalle, so sagt es die Mannschaft, machen das nicht möglich.

 Die Eifel-Mosel Bären auf dem Eis. TV-Foto: Christian Moeris

Die Eifel-Mosel Bären auf dem Eis. TV-Foto: Christian Moeris

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Bitburg. Es müffelt gewaltig in der Umkleidekabine der Eifel-Mosel Bären in der Bitburger Eishalle am Südring: Sobald die Spieler der Eishockeymannschaft vor dem Training in der engen Umkleidekabine ihre voluminösen Sporttaschen öffnen und sich der Geruch der "Schwitzwäsche" entfaltet, was dem Gestank alter Käsesocken sehr nahe kommt, wird jeder Nicht-Eishockeyspieler bleich im Gesicht. Doch weitaus mehr stinkt den Spielern selbst etwas in der Eissporthalle Bitburg. "Obwohl wir wahrscheinlich - wie bereits sechsmal innerhalb der letzten sieben Jahre - auch in dieser Saison wiederum die Rheinland-Pfalz Meisterschaft gewinnen, können wir wegen der Bedingungen hier in der Eishalle schon wieder nicht in die Regionalliga West aufsteigen", sagt Danny Engels, Torwart der Eishockeymannschaft. Engels, der auch Pressesprecher des Eissportvereins ist, hat einen mehrere Seiten dicken Brandbrief verfasst, in dem er sich die Wut von der Seele geschrieben hat, und ihn im Sozialen Netzwerk Facebook veröffentlicht. Grundsätzlich geht es dabei um Reibereien, die der Verein mit dem Betreiber der Eishalle, der Betriebs- und Verwaltungsgesellschaft Bitburg (BVB), einem hundertprozentigen Tochterunternehmen der Stadt, hat.
Mit seiner Wutrede steht Engels aber alles andere als alleine da, sondern spricht seinen Mannschaftskameraden und auch dem Vorstand des Bitburger Eislaufvereins aus der Seele. Der TV hat die Eifel-Mosel Bären beim Training besucht, um der Angelegenheit auf den Grund zu gehen.

Eiszeiten: An erster Stelle der ellenlangen Problemliste, die Engels aufzählt, stehen die Eiszeiten, an denen die Lauffläche der Eissporthalle nicht für das bunte Publikum, sondern ausschließlich für die erste Mannschaft des Eissportvereins reserviert ist. "Wir können an mindestens acht Sonntagen der Saison, im Advent, in den Weihnachtsferien und Karneval keine Spiele austragen", sagt Engels. Die Ursache dafür: An diesen Sonntagen hat die Halle bis 19 Uhr für jedermann geöffnet. Danach sei es für ein Ligaspiel allerdings zu spät, erklärt Engels. "Nach 22 Uhr gilt die Nachtruhe und daher muss man ein Eishockeyspiel in der offenen Halle spätestens um 19 Uhr beginnen." Dabei müsste das Volk jedoch bereits um 18 Uhr vom Eis. Engels: "Dafür könnten die Leute dann ein Eishockeyspiel anschauen."
Für eine Eishockeysaison, die ja nur von Oktober bis März geht, seien das bislang zu viele Sonntage, an denen die Mannschaft kein Heimspiel austragen könne, sagt Engels. Freitags und samstags gibt es ähnliche Probleme: "An Samstagen dürfen wir nur bis 14 Uhr, bis die öffentliche Laufzeit beginnt, aufs Eis", sagt Engels. Ein Eishockeyspiel in der Regionalliga West könne man aber in Bitburg nicht bis 14 Uhr austragen, sagt Engels. "Das ist unmöglich. Viele Mannschaften aus Nordrhein-Westfalen haben eine Anreisezeit von vier bis fünf Stunden. Die müssten dann in der Morgendämmerung aufbrechen." Deshalb bräuchte die Mannschaft die Möglichkeit, auch mal am Samstagnachmittag ein Spiel auszutragen. Engels: "Warum ist das nur in Bitburg ein Problem? Bei anderen Mannschaften geht das!"
Unter diesen Bedingungen habe die Mannschaft in der Regionalliga West keine Chance, sagt Engels. "Der Hallenbetreiber kooperiert nicht mit uns. Wir finden keinen gemeinsamen Nenner."

Streitereien: Die Lage ist auch vor dem Training, als der Eismeister kurz vor Beginn mit dem Eishobel die Lauffläche glättet, angespannt. "Dafür müssen hier in Bitburg die Tore vom Eis, und wir müssen mit den Kufen über Beton laufen, um sie später wieder aufs Feld zu tragen", sagt Engels. Diese "bescheuerte" Regel gebe es nur in Bitburg. In anderen Eishallen könnten die 30 Kilo schweren Tore auf dem Eis bleiben, wo man sie einfach verschiebe. "Aber wenn wir mit der BVB nichteinmal solche Kleinigkeiten regeln können", sagt sein Teamkollege Marc Höffler, "dann sieht es mit Lösungen für die großen Probleme noch schwieriger aus." Die erste Mannschaft langweile es inzwischen, in der RLP-Liga immer wieder die gleichen Gegner zu besiegen, sagt Höffler. Wie seit sechs Jahren führen die Eifel-Mosel Bären auch aktuell die Tabelle an. Höffler: "Aber wir möchten endlich aufsteigen und uns einer neuen Herausforderung stellen."

Das sagt die Stadt: Der TV hat den Regiebetrieb BVB sowie die Stadt Bitburg mit den Problemen der Eishockeymannschaft konfrontiert. Die BVB wollte keine Stellungnahme abgeben, sondern verwies den TV an die Stadt Bitburg. Doch auch Werner Krämer, Pressesprecher der Stadt, wollte zu den einzelnen Punkten keine Stellung beziehen. Allerdings habe Bürgermeister Joachim Kandels alle Beteiligten für Mitte Februar zu einem klärenden Gespräch eingeladen, sagt Krämer. "Mehr können wir derzeit zu dem Thema nicht sagen."

Das sagt der Verein: Irene Weber, erste Vorsitzende des Eissportvereins, erklärt, die Problematik habe mittlerweile den ganzen Verein in eine existenzielle Krise geführt: "Die Mitglieder haben keine Lust mehr auf diesen Stress. Es ist schwierig, Ehrenamtliche bei der Stange zu halten, wenn sie ihren Sport nicht so ausüben können, wie sie es gerne möchten."
Meinung

Gleiches Recht für alle Sportler
Angenommen, die Rasenplätze des städtischen Fußballstadions wären für die Mannschaften zu den üblichen Spielzeiten der Ligen nicht bespielbar, weil dort dann jedermann kicken dürfte. Die erste Mannschaft des FC Bitburg könnte wegen schlechter Rahmenbedingungen nur Kreis- statt Bezirksliga spielen: Der Aufschrei wäre groß. Bei der städtischen Eissporthalle sollten also endlich Rahmenbedingungen geschaffen werden, die auch den Eifel-Mosel Bären den Aufstieg ermöglichen. Gleiches Recht für alle Sportler! c.moeris@volksfreund.deExtra

Der Bitburger Eissportverein hat 110 aktive sowie 110 inaktive Mitglieder. 65 Mitglieder spielen Eishockey, der andere Teil gehört zur Eiskunstlaufabteilung. Für die Nutzung der Eissporthalle zahlt der Verein pro Saison freiwillig etwa 9000 Euro für die Benutzung der Halle. Ein Aufstieg von der RLP-Liga in die Regionalliga West käme den Verein teuer zu stehen. Kostet die Saison in der RLP-Liga etwa 8000 Euro, wären es nach dem Aufstieg etwa 25 000 Euro, die hauptsächlich durch höhere Reisekosten zustande kämen. cmo

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