Solange keiner auf der Straße schläft...

Bis Ende 2008 soll die Umgehung in Wolsfeld fertig sein. Viele Bürger, die für diese Maßnahme über Jahre hinweg gekämpft haben, sind froh, weil es in Wolsfeld dadurch endlich ruhiger und vor allem sicherer wird. Doch mit dem Bau der neuen Straße werden nicht nur Autos, sondern zwangsläufig auch Menschen umgeleitet, was für einige wiederum ein Nachteil ist.

 Wenn Wolsfeld endlich seine lang ersehnte Umgehung bekommt, wird der dort derzeit eher seltene Anblick einer leeren Straße zur Gewohnheit werden. TV-Foto: Uwe Hentschel

Wenn Wolsfeld endlich seine lang ersehnte Umgehung bekommt, wird der dort derzeit eher seltene Anblick einer leeren Straße zur Gewohnheit werden. TV-Foto: Uwe Hentschel

Wolsfeld. "Für mich ist das eine schleichende Existenztötung", sagt Klaus Görgen von der Metzgerei Haas in Wolsfeld. Und so, wie es Wurst und Schinken hinter der Ladentheke tagtäglich ergeht, fühlt sich auch der Metzger dann - "abgeschnitten". In gut eineinhalb Jahren soll die Umgehung bei Wolsfeld fertig sein. Alles, was an Verkehr auf der Bundes- und Europastraße in Richtung Bitburg und Luxemburg unterwegs ist, macht dann einen Schlenker um den Ort und damit auch einen großen Bogen um alles, was auf den derzeitigen Durchgangsverkehr mehr oder weniger angewiesen ist. So wie beispielsweise die Metzgerei. Diese liegt zwar nicht an der Bundesstraße selbst, dafür aber ein Hinweisschild, das viel an Bedeutung einbüßen wird, wenn die Umgehung erst einmal da ist. Ein Großteil seiner Kunden seien Pendler nach Luxemburg, sagt Görgen, doch wie viele von denen die Metzgerei auf dem Weg zur Arbeit dann noch ansteuern werden, bleibe abzuwarten.Für einige Urlauber die ideale Zwischenstation

Auch Rainer Maus vom "Hotel zur Post" profitiert vom Durchgangsverkehr, jedoch seien es hier nicht die Menschen, die in Luxemburg arbeiten, sondern jene, die aus Skandinavien kämen und in Frankreich oder Spanien Urlaub machen würden, wie Maus erklärt. Für viele führe dieser Weg zwangsläufig durch Wolsfeld und damit auch unmittelbar an seinem Betrieb vorbei, sagt der Hotelier, und für einige dieser Urlauber sei der Ort an der B 257 die ideale Zwischenstation. Inwieweit es zukünftig gelingen wird, diese Reisenden auf das gastronomische Angebot in Wolsfeld aufmerksam zu machen, könne auch er nicht sagen, doch habe der Bau der 2,8 Kilometer langen Umgehung auch für ihn nicht nur Nachteile. Schließlich werde es dann für seine Gäste deutlich ruhiger.Ähnlich sieht das Elisabeth Junk vom schräg gegenüber liegenden "Gasthaus Schneider". "Es fallen mit Sicherheit einige Touristen weg", sagt sie, "doch auf der anderen Seite können wir dann auch mit ruhiger Lage werben." Wie Görgen und Maus hofft sie ebenfalls, dass sie mit Schildern im Umfeld der Umgehung auf die noch immer vorhandenen Betriebe in Wolsfeld hinweisen kann."Dass die Umgehung irgendwann kommen wird, war ja abzusehen", sagt Thomas Albert von der Bäckerei Albertmühle aus Welschbillig, die auch in Wolsfeld eine Filiale betreibt. "Wir bemerken das auch jetzt schon, wenn in Luxemburg Feiertag ist", sagt Albert, schließlich seien auch viele seiner Kunden Pendler. Er hoffe nur, dass es in Wolsfeld dann nicht so leer werde wie in Alsdorf, wo ebenfalls der Verkehr am Ort vorbeigeleitet wird. "Dort kann man ja auf der Straße schlafen, ohne dass etwas passiert", sagt er.Schlafen auf der Straße ist in Wolsfeld derzeit nicht möglich, und die Sorge, dass selbst im absoluten Wachzustand etwas passieren kann, ist für Günter Blasen ausschlaggebend. Dass das Dorf eine Umgehung brauche, stehe für ihn außer Frage, sagt Blasen, der am Ortsausgang in Richtung Bitburg einen Autohandel betreibt. "Natürlich ist das für mich ein Einschnitt", meint er, doch als Vater von zwei Kindern habe die Umgehung für ihn Priorität.Nicht weit von Blasens Geschäft entfernt liegt der Imbiss von Heike Peters. "Im Sommer werden es vielleicht weniger Niederländer sein", sagt die Imbiss-Betreiberin, doch dass mit dem Bau der Umgehung die Existenz der Frittenbude gefährdet sei, glaube sie nicht. Schließlich habe der Imbiss viele Stammkunden. Für die Möglichkeit, am neuen Wegesrand ein Hinweis-Schild platzieren zu dürfen, wäre allerdings auch sie dankbar: "Ein Hinweis darauf, dass der Ort noch lebt."

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