"Solche Glücksfälle wünschen wir uns öfter"
Esther und Hardy Diedrich lieben altes Handwerk. Davon spricht nicht nur ihr in Eigenleistung vorbildlich renoviertes altes Bauernhaus Bände (der TV berichtete), sondern auch ihre Werkstatt für Glasgestaltung. Ihre jüngsten Arbeiten sind Fenster für die Pfarrkirche von Rogoznica in Kroatien.
Bickendorf. Wie kommen eine Glasmalermeisterin und ein Kunstglaser aus einem Dorf in der Eifel an einen Auftrag für eine Kirche in einem Ferienort an der kroatischen Adriaküste? Esther und Hardy Diedrich scheinen auf die Frage gewartet zu haben, lachen und erzählen, dass ein Bekannter aus Trier-Ehrang aus Rogoznica stamme und der Kirchengemeinde seiner Heimatstadt die beiden Glaskünstler empfohlen habe.Rote Äpfel, ockerfarbener Bischofsmantel
Er habe den Kontakt geknüpft, Fotos und Entwürfe seien hin- und hergeschickt worden und dann die Fenster nach alter Tradition in der Bickendorfer Werkstatt geschaffen worden. Nun sind sie fertig, und die Holzkiste für den Transport nach Kroatien steht schon bereit. Rund 15 Stunden Fahrtzeit liegen vor Esther und Hardy Diedrich und ihrem kroatischen Bekannten. Denn dass sie selbst die etwa 400 Jahre alte Pfarrkirche, der die Fenster zugedacht sind, besuchen wollen, steht außer Frage.Jedes Fenster ist gut zwei Meter hoch und besteht aus drei Feldern, zwei motivischen und einem Rundbogen als Abschluss. Dargestellt ist der heilige Nikolaus, dem Seeleute Äpfel überreichen. "Die Äpfel mussten rot und der Bischofsmantel ockerfarben sein", erklärt Hardy Diedrich zu einer Vorgabe der Auftraggeber. Das zweite Fenster zeigt die Begegnung von Maria und Elisabeth. "Ein sehr schöner, ganz besonderer Auftrag", findet das Ehepaar. "Solche Glücksfälle wünschen wir uns öfter für unseren kleinen Zwei-Mann-Betrieb", sagen sie. Dabei kann das Ehepaar durchaus auf Renommierobjekte in der Region verweisen. Wurden doch die Fenster der ehemaligen Kirche St. Quirin unterhalb des Schlosses Malberg, der Kirche in Minden an der Sauer und der Pfarrkirche in Bickendorf in ihrer Werkstatt restauriert oder neu geschaffen. Für die Restaurierung und Ergänzung der kunstvollen Jugendstilverglasung der Weingutsvilla van Volxem in Wiltingen/Saar erhielten Esther und Hardy Diedrich den Denkmalpflegepreis der Handwerkskammer Trier sowie eine Auszeichnung des Landkreises Trier-Saarburg.Die Weichen für die heutige Werkstatt wurden in der Jugend der beiden Kunsthandwerker gelegt. Esther Diedrich (geborene Sohn) stammt aus Trier, liebte von jeher Kunst, Musik und Sport und entdeckte die Glaskunst, als sie nach dem Abitur ihren Onkel in Amerika besuchte. Der Kunstglaser empfahl ihr eine Ausbildung in jenem Trierer Betrieb, in dem auch er gelernt hatte. Esther Diedrich folgte seinem Rat, lernte dort ihren späteren Ehemann kennen und wurde - wir vormals ihr Onkel - mit ihrem Gesellenstück Bundessiegerin. 1994 machte sie die Meisterprüfung.Von Anfang an bestätigt und bestärkt
"Viel zu verdanken habe ich auch dem bekannten Trierer Künstler und Glasmaler Jakob Schwarzkopf", erzählt Esther Diedrich, "er hat mich von Anfang an bestätigt und bestärkt." Der in Bickendorf geborene Hardy Diedrich kam durch Zufall - "nach dem Hinweis eines Berufsberaters" - zur Glaskunst. Er habe immer gerne gezeichnet, erzählt er, und nach einem Praktikum sei der Berufswunsch klar gewesen. Die Werkstattgründung war 1994. Als Schatten liegt auf der Geschichte des Ehepaars ein verheerender Schwelbrand im Jahr 2002: Die Werkstatt wurde mit allem Inventar bis auf die Grundmauern zerstört. Der vergrößerte und architektonisch bemerkenswerte Neubau stammt aus dem Jahr 2003. Esther und Hardy Diedrich haben einen 16-jährigen Sohn und eine zwölfjährige Tochter.
