"Das ist kein Zufall", sagt Friedel Jaeger, Leiter der Polizei Bitburg. Als ersten Grund nennt er die ehemalige Speicherer Housing: "Die Wohnungen dort sind nun an eine Klientel vermietet, die mit zu diesem Anstieg der Häufigkeitsziffer führt." Zudem habe es in Speicher im vergangenen Jahr auch einige Festnahmen wegen Drogen-Delikten gegeben, nachdem Hinweise aus der Bevölkerung kamen. Jaeger: "Wenn wir so eine Szene zerschlagen, ist erstmal wieder Ruhe." Ebenfalls problematisch wirkt sich aus seiner Sicht auch manch ehemaliger Bewohner des Kinderheims aus. "So lange die dort untergebracht sind und betreut werden, funktioniert das sehr gut. Aber wenn die dann den Übergang in ein selbstverantwortliches Leben nicht schaffen, morgens nicht mehr zur Arbeit gehen und rumhängen, ist für manche der Weg vorgezeichnet."Mit diesen Zahlen konfrontiert, reagiert Erhard Hirschberg, Ortsbürgermeister von Speicher, nicht überrascht: "Dass in der Housing schwierige Fälle wohnen, ist unbestritten." Ein Problem sieht er darin, dass viele Eigentümer weit weg leben und sich nicht genug darum kümmern, welche "Kundschaft" in die Wohnungen einzieht. "Es wäre wohl viel geholfen, wenn die Eigentümer ihr Anwesen öfter man begutachten würden", schlägt der Ortsbürgermeister vor. Eine konkrete Idee, wie die Kriminalität in Speicher bekämpft werden könnte, hat Hirschberg nicht: "Uns sind da als Ortsgemeinde die Hände gebunden. Wir verfügen schließlich über kein Bewachungspersonal."Michael Köhli, Leiter des St. Vinzenzhauses in Speicher, weiß, dass es "durchaus schon mal Probleme gibt" mit jungen Erwachsenen, die früher von der Jugendhilfe betreut worden sind. "Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass wir uns von der Anzahl der Vorfälle mit der Housing messen können", sagt Köhli und betont, dass es nur Einzelfälle seien, die ihr Leben nach der Betreuung nicht geregelt bekämen. Gemeinsam nach Lösungen suchen

Sobald man im Speicherer Kinderheim davon erfährt, dass ein Jugendlicher, der früher von der Jugendhilfe betreut worden ist, Probleme hat, wird gemeinsam nach Lösungen gesucht. Doch Köhli relativiert an dieser Stelle: "Unser Einfluss ist allerdings begrenzt."Um jedoch auch bereits im Vorfeld aktiv zu werden, gibt es in Speicher inzwischen eine Arbeitsgruppe, in der das Kinderheim und die Polizei-Inspektion Bitburg kooperieren. "In der Planung ist auch ein Patenprojekt für ebensolche junge Menschen, die Probleme beim Übergang ins selbstverantwortliche Leben haben", erklärt der Leiter des Speicherer St. Vinzenzhauses. EXTRA Häufigkeitsziffer: Im Landesdurchschnitt liegt die Häufigkeitsziffer (Anzahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner) bei rund 7200. Im Südkreis liegt die Häufigkeitsziffer im Schnitt bei rund 4500. Im folgenden eine Übersicht über die einzelnen Verbandsgemeinden im Zuständigkeitsgebiet der Polizei Bitburg: Bitburg: 1350 Straftaten (Häufigkeitsziffer: 10 500) VG Bitburg-Land: 340 Straftaten (Häufigkeitsziffer: 2030) VG Speicher: 390 Straftaten (Häufigkeitsziffer: 4900) VG Irrel: 240 Straftaten (Häufigkeitsziffer: 2700) VG Neuerburg: 330 Straftaten (Häufigkeitsziffer: 3400) VG Kyllburg: 230 Straftaten (Häufigkeitsziffer: 2900) Auch die Betrachtung der Zahlen der Straftaten (gerundet) in verschiedenen Einzelgemeinden für 2007 zeigt, dass in Speicher ein Schwerpunkt liegt (in Klammern die Zahl der Straftaten 2006): Speicher: 270 (280) Neuerburg: 100 (70) Kyllburg: 55 (90) Irrel: 50 (70) Bollendorf: 40 (65) Spangdahlem: 40 (50) Berkoth: 35 (30) Körperich: 30 (30) (scho)