Springen ist Ehrensache

ECHTERNACH. Ein Heiliger bewegt die Massen von Gläubigen: Am Pfingstdienstag sprangen wieder Tausende zu Ehren des Heiligen Willibrord in der Abteistadt Echternach.

 Tausende Gläubige nehmen auf dem Basilika-Vorplatz an der Eröffnung der Echternacher Springprozession teil.Foto: Ingo Zwank

Tausende Gläubige nehmen auf dem Basilika-Vorplatz an der Eröffnung der Echternacher Springprozession teil.Foto: Ingo Zwank

Fast 20 000 Menschen für ein "Event" zu mobilisieren, und diese Menschen dann auch noch bei sommerlichen Temperaturen "springen" zu lassen, das schafft in der heutigen Zeit eigentlich nur ein berühmter Rockstar. Nicht aber so in Echternach. Der Heilige Willibrord hat es am Dienstag wieder den Berühmten der Neuzeit gleich getan.Bei strahlendem Sonnenschein sprangen die Pilger zur traditionellen Melodie zu Ehren des Stadtheiligen. Doch auch wenn Tausende kommen, die Springprozession ist kein Foklorefest. Sie ist eine religiöse Veranstaltung. Darauf wurden die Zuschauer noch einmal per Handzetteln aufmerksam gemacht.Die Pilger strömen schon seit dem Tode des Heiligen Willibrords im achten Jahrhundert nach Echternach. Das erste schriftliche Dokument über diese springende Pilger stammt aus dem Jahre 1497. Die Melodie war anfangs eine einfache Volksweise, nun hat sie polkaähnliche Form. Mit dieser Melodie springen die Pilger durch die Abteistadt Echternach zum Grab Willibrords in der Basilika. Und so geht es schon seit Hunderten von Jahren: Immer von einem Bein auf das andere, während sich der Springer langsam vorwärts bewegt. Wer will, kann zur Seite springen, ein paar Schritte nach links, ein paar Schritte nach rechts.Aus der ganzen Welt sind sie zu dem Ereignis angereist. Erzbischof Fernand Franck begrüßte auf dem Vorplatz Äbte, Weihbischöfe und Bischöfe aus Luxemburg, Deutschland, Belgien, ja sogar aus Amerika, "denn die Welt trifft sich bei Willibrord", wie ein Luxemburger Geistlicher es formulierte. Allen voran der Heilige Willibrord, thronend auf den Schultern der Feuerwehr. Ihm folgen über 45 Musikvereine und Springgruppen, Tausende stehen am Straßenrand und betrachten andächtig die Prozession, die springend, teilweise mit Zwischenschritt, teilweise ohne, an ihnen vorüberzieht.Alt und Jung springt zu Willibrords Ehr'

So auch die 88-jährige Marie Schmitt, die es sich nicht nehmen lässt, an der Springprozession in Echternach teilzunehmen: "Für mich ist es ein Gottesgeschenk, hier noch mitgehen zu können. Und für uns Luxemburger ist es sowieso eine Ehrensache, am Tag des heiligen Willibrord ihn so zu ehren. Aber nun muss ich weiterspringen", sagt die ältere Dame und fällt schon wieder in den Wechselschritt. Auch aus Bitburg sind viele Pilger angereist. "Wir sind mit vier Klassen der zehnten Schuljahre die ganze Nacht schon unterwegs", sagt Jugendpfarrer Herbert Lucas, der mit den Schülern von Sankt Matthias unterwegs war.Und auch die ganz Kleinen springen tapfer mit ihrem weißen Taschentuch in der Hand über die Straße Richtung Willibrord-Grab in der Basilika. Und warum springt ihr hier? "So kommen wir zum Willibrord", erklärte die kleine Denise, die mit ihrem Kindergarten an der Prozession teilnimmt, "denn der hat ja früher hier gewohnt", berichtet sie und springt mit Freundin Larissa tapfer weiter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort