Spritzmittel erhitzt die Gemüter

Niederweiler · Ein Bauer spritzt auf Feldern in Niederweiler großflächig einen umstrittenen Stoff aus. Das Mittel zur Unkrautbekämpfung sorgt für jede Menge Verunsicherung im Ort. Die Anwohner fürchten um ihre Gesundheit. Bund und EU diskutieren über ein Verbot.

Niederweiler. Glyphosat heißt der Stoff, an dem sich derzeit in Niederweiler die Gemüter erhitzen. Im Mittelpunkt der Diskussionen um das umstrittene Spritzmittel steht Landwirt Andreas Hahn. Er hat den Stoff auf seinen Feldern verspritzt, um das Unkraut zu bekämpfen. Das Problem: Seine Felder liegen dicht an bewohntem Gebiet.
Die Menschen in Niederweiler reagierten skeptisch und haben Angst um ihre Gesundheit. "Warum macht er das", sei Bürgermeister Günter Weber in den letzten Tagen oft gefragt worden.
Die Antwort ist relativ einfach. "Seit fünfzehn Jahren arbeiten wir mit dem Zwischenfruchtanbau", erklärt Hahn. Auf den Feldern, auf denen sonst Mais wächst, werden in den Monaten nach der Ernte andere Früchte angebaut. Dabei arbeite der Landwirt mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Bitburg zusammen (wir berichteten). "Normalerweise erfrieren die Früchte über den Winter. Wir hatten dieses Jahr aber einen sehr milden Winter, deshalb musste ich nachhelfen", sagt Hahn. Nach Rücksprache mit den Pflanzenbauberatern des DLR wurde beschlossen, das Herbizid auf den Feldern auszubringen.
Nun regt sich Widerstand aus Angst vor den Risiken. Allerdings ist Glyphosat in mehreren bekannten Pflanzengiften enthalten. Jeder Hobbygärtner kann es im eigenen Garten einsetzen.
Das Mittel ist allerdings umstritten. Auf Initiative von Rheinland-Pfalz und weiteren Ländern beschloss der Bundesrat im vergangenen Jahr mit großer Mehrheit, sich für ein Verbot des Mittels einzusetzen. Er forderte die Bundesregierung auf, das Spritzen vor der Ernte sowie den Einsatz im Haus- und Kleingartenbereich zu verbieten.
Aus einer Vorlage für die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ergibt sich ein anderes Bild. Deutschland fungiert auf EU-Ebene als Berichterstatter für Glyphosat und meldete zu Beginn des Jahres nach Brüssel, dass von Glyphosat keine Gefahren für die Gesundheit ausgingen.
Landwirt Hahn ist die Angelegenheit äußerst unangenehm. "Wir Landwirte stehen im Kreuzfeuer", sagt er und hofft nun auf einen Dialog mit den Anwohnern.Extra

Glyphosat ist eine chemische Verbindung und wird seit über 30 Jahren weltweit zur Unkrautbekämpfung eingesetzt. Im Vergleich mit anderen Herbiziden ist Glyphosat meist weniger giftig für Tiere. Glyphosat tötet alle Pflanzen ab. Nutzpflanzen können mittels Gentechnik allerdings resistent gegenüber dem Wirkstoff gemacht werden. Somit wirkt sich das Gift nur noch auf unbehandeltes Unkraut aus. 2011 wurden etwa 30 Prozent der Ackerflächen in Deutschland mit dem Stoff bespritzt. Die Zulassung in der Europäischen Union wurde 2002 erteilt und läuft 2015 aus. sek

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