Stadt weiß nichts von Rückzugsplan

BITBURG. Weltpolitische Fragen im Stadtrat: Bleiben die Amerikaner in Bitburg und soll die Stadt den US-Soldaten-Familien angesichts des drohenden Irak-Kriegs besondere Vergünstigungen einräumen?

Derdrohende Krieg gegen den Irak durchdringt zurzeit jede politischeDebatte: So entwickelte sich während der Donnerstagssitzung desBitburger Stadtrats ungeplant ein neuer Themenschwerpunkt: DieZukunft der und der Umgang mit den in der Stadt lebendenUS-Soldaten und ihren Familien. Nachdem der Rat durchaus bedeutende Schritte in Richtung der Erweiterung des Gewerbegebiets Merlick (der TV berichtete) und der Ausweisung des neuen Baugebiets Schleifmühle (ausführlicher Bericht folgt) getan hatte, gewann der sonst meist unbedeutende Tagesordnungspunkt "Anfragen" ungewöhnliches Gewicht. Die Mitglieder der Liste Streit hakten bei den vom Landtagsabgeordneten und CDU-Kreisvorsitzenden Michael Billen aufgestellten Behauptung nach, dass ihm detaillierte Informationen darüber vorliegen, nach denen die Amerikaner die Housing in Bitburg innerhalb der nächsten 24 Monate aufgeben wollen. In den Wohnblocks zwischen Südring, Mötsch und Merlick leben zurzeit rund 2800 amerikanische Soldaten mit ihren Familien. Der Stadt seien Informationen über einen geplante Aufgabe der Housing nicht zugegangen, sagte Bürgermeister Joachim Streit. Weder vom Militärflugplatz Spangdahlem noch vom Hauptquartier der US-Streitkräfte, seien diese Pläne bestätigt worden. Streit räumte jedoch ein, dass man sich auf amerikanischer Seite Gedanken darüber mache, ob die Unterbringung der Soldaten in Wohnblocks noch zeitgemäß sei. Hinzu komme, dass Einfamilienhäuser dem Sicherheitsbedürfnis der Militärs stärker entgegenkomme, da sie sich weniger als Ziel für mögliche Anschläge eigneten. Aus Streits Sicht deutet sich daher eher an, dass die Amerikaner künftig mehr Wohnraum benötigen. Man habe die Stadt darum gebeten, die Bürger dazu anzuhalten, Wohnraum für Soldaten und ihre Familien anzubieten.

Für Unbehagen bei einigen Ratsmitgliedern sorgte auch die Anfrage von Hubert Klein (Bündnis 90/Die Grünen), der nicht nur wissen wollte, welches städtische Gremium über die Vergünstigungen für amerikanische Familien beschlossen hat, die Bürgermeister Streit in dieser Woche im TV angekündigt hatte. "Sollte so etwas nicht der Rat entscheiden", fragte Klein und fügte hinzu, dass dies den Eindruck erwecken könne, die Stadt unterstütze den drohenden Irak-Krieg. Diese Vermutung wies Streit weit von sich. Er bezeichnete den freien Eintritt für Amerikaner an ausgewählten Tagen im Freizeitbad Cascade und in der Eissporthalle als "nachbarschaftliche Hilfe". Diese Aktion, mit der eine Idee aus dem ersten Golfkrieg vor zwölf Jahren wieder aufgegriffen wird, sei mit dem Wirtschaftsbeirat der Eisbahn und dem Aufsichtsrat des Cascade abgestimmt worden, erklärte Streit weiter.

Klein will sich mit diesen Aussagen nicht zufrieden geben und kündigte an, in dieser Angelegenheit nicht locker zu lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort