Stadtwerke schauen in die Röhre

BITBURG. Die Versorgung der Stadt Bitburg mit Trinkwasser bleibt gesichert – so lange nicht noch eine weitere Wassergewinnungsanlage ausfällt. Ob und wann der Brunnen II wieder sprudelt, ist zurzeit unklar.

Die Baustelle am Trinkwasserbrunnen II der Stadtwerke Bitburg im Königswäldchen macht den Eindruck, als ob die Arbeiter gerade erst die Werkzeuge aus der Hand gelegt hätten. Dieser Eindruck täuscht. Seit Wochen ist das Gelände verwaist, und seit Wochen ist der Brunnen versiegt. "Wir wissen derzeit nicht, wie es weitergeht", sagt Manfred Boor, Chef der Bitburger Stadtwerke. Rohr im Rohr soll Halt geben

In die Röhre schauen die Stadtwerke, weil offensichtlich bei der Sanierung des Brunnens etwas gründlich schief gegangen ist. Geplant war, in das 1966 eingebaute 99 Meter lange und teils korrodierte Edelstahlrohr ein neues Rohr mit einem kleineren Durchmesser einzusetzen. Der Zwischenraum sollte verfüllt werden, um der Konstruktion Halt zu geben (der TV berichtete). "Beim Brunnen I haben wird das in den 80er Jahren auch so gemacht. Das hat gut funktioniert", sagt Hans Esch von den Stadtwerken. Durch das Rohr im Rohr sollte die Bohrung in die Erdschichten unter dem Königswäldchen für mehrere Jahre nutzbar bleiben. Völlig nutzlos ist der Brunnen nun, da in 65 bis 99 Meter Tiefe das neue Rohr zusammengequetscht ist. Dies haben drei Kamerafahrten ergeben. Geht es nach dem Willen der Stadtwerke, soll die ausführende Firma nun das kaputte Rohr wieder aus der Erde ziehen, sagt Manfred Boor. Anschließend muss dann geschaut werden, wie und ob der Brunnen noch zu retten ist. Denn nach Worten von Hans Esch ist ein Teil der Abdichtungsmasse nach unten weggesackt. Dorthin, wo das Grundwasser gesammelt wird. Ein Sprecher der Celler Brunnenbau GmbH & Co KG sagte auf TV-Anfrage, dass sein Unternehmen gewillt sei, den Schaden zu beheben. Ein entsprechendes Angebot für das weitere Vorgehen hätten die Stadtwerke jedoch abgelehnt. Aufgrund des schwebenden Verfahrens wollte sich Brunnenbau-Mitarbeiter Linke, der seinen Vornamen nicht nennen wollte, ansonsten nicht äußern. Dieses Angebot bestätigt Bitburgs Werkleiter Manfred Boor. Die Celler Brunnenbau habe den Werken den Abschluss eines Vertrags über die Bergung des defekten Rohres angeboten. Solch eine Vereinbarung, die finanzielle Nachteile für die Werke haben könnte, sei man nicht eingegangen. "Wir haben einen Auftrag zum Einbau eines neuen Rohres an die Firma vergeben und wollen, dass dieser ordnungsgemäß erledigt wird", sagt Boor. Neuer Brunnen würde 800 000 Euro kosten

Diese Position der Stadtwerke hat handfeste finanzielle Gründe. Die Gefahr besteht, dass das Herausziehen des defekten Rohrs nicht gelingt und Rohrteile den Brunnen unbrauchbar machen. Auch ist unklar, ob die eingebrachte und teilweise bereits verloren gegangene Dichtungsmasse aus dem Brunnen entfernt werden kann. Als Konsequenz aus der Havarie auf der Baustelle im Königswäldchen müssen die Bitburger Werke möglicherweise einen neuen Brunnen bohren lassen. Rund 800 000 Euro könnte ein solches Vorhaben nach einer Schätzung von Hans Esch kosten. Zudem müsste eine solche Wassergewinnungsanlage erst fachlich genehmigt werden. Inzwischen haben die Stadtwerke zwei Gutachten anfertigen lassen, die zum Ergebnis kommen, dass die Brunnenbau-Firma ihre Arbeit nicht fachgerecht erledigt hat. Zudem haben die Stadtwerke einen Fachanwalt für Vergaberecht beauftragt. "Die Zeit des Goodwill ist nun vorbei", sagt Boor. Werke und Brunnenbau-Firma werden sich vermutlich vor dem Landgericht wiedersehen. Bis das Gericht entschieden hat, wird an der Baustelle nicht viel passieren. Die Wasserversorgung der Stadt ist dank der ausreichend zur Verfügung stehenden Wassermengen aus anderen Brunnen gesichert. Dem wäre nicht mehr unbedingt so, wenn eine weitere Wassergewinnungsanlage der Stadtwerke nicht mehr funktionieren würde.

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