Startbahn frei für das Piloten-Team

Bitburg · Ziel der Interessengemeinschaft Flugplatz Bitburg (IFB) ist es, den Verkehrslandeplatz zu erhalten. Das Team aus sechs Eifeler Unternehmern, die allesamt auch Piloten sind, strebt zunächst mal eine schwarze Null für die Flugplatz GmbH an, an der die IFB nun 95 Prozent hält. Geschäftsführer Günter Krahé ist von Bord.

Bitburg. Eugen Wallesch legt die Kopfhörer an und startet seine Grumman AA5, ein einmotoriges Motorflugzeug. "Bitburg Info. Hier Delta-Echo-Bravo-Alpha-X-Ray", gibt Wallesch die Kennung seiner Maschine über Funk an die Flugleitung durch. Der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Flugplatz Bitburg (IFB) hält das Steuer in der Hand - auch im übertragenen Sinne. Die IFB hat 2013 zunächst die ehemaligen Geschäftsanteile von Frank Lamparski übernommen. Keine leichte Zeit. Es gab großen Widerstand gegen die Fliegerei. "Wenn wir zu dem Zeitpunkt nicht in die GmbH eingestiegen wären, wäre hier längst Feierabend", sagt Wallesch. Inzwischen hält die IFB rund 95 Prozent an der GmbH (Bei einer Fluggeschwindigkeit von etwa 110 Knotenfliegt Wallesch von Bitburg aus über den Stausee nach Vianden und zurück. Flughöhe: 2200 Fuß über dem Meeresspiegel. Der Pilot fliegt seit fast vier Jahrzehnten. Er und seine Mitstreiter von der IFB wollen, dass das auch in Zukunft noch von Bitburg aus möglich ist. "Natürlich ist Fliegen eine Leidenschaft", sagt Wallesch.
Aber der IFB geht es um mehr: "Wir wollen zunächst mal den Flugplatz als Verkehrslandeplatz für den Wirtschaftsstandort Bitburg und die Wirtschaftsregion Eifel erhalten." Das, was er als Ziel der IFB vorstellt, klingt bescheiden im Vergleich zu dem, was zuletzt Projektentwickler Lamparski als 400-Millionen-Euro-Projekt vorgestellt hat. Doch dessen Pläne haben sich ja bekanntlich zerschlagen, nachdem Lamparski es nicht geschafft hat, das Startkapital von 30 Millionen Euro bis Ostern 2012 nachzuweisen.
Bei der IFB ist keine Rede mehr von Passagierflug. "Das Thema ist endgültig erledigt. Wir wollen auf Basis der vorliegenden Fluggenehmigung für Maschinen mit Abfluggewicht von bis zu 14 Tonnen den Verkehrslandeplatz betreiben", sagt Wallesch. Auch Frachtflug im großen Stil ist damit kein Thema mehr. Was der IFB vorschwebt, klingt bodenständig: "Wir wollen zunächst mal eine schwarze Null erwirtschaften", sagt Wallesch. Um die GmbH, die in 2013 noch mehr als 120 000 Euro Verlust gemacht hat, aus den roten Zahlen zu bringen, hat die Gesellschaft unter anderem entschieden, den Vertrag mit dem 2009 eingestellten Geschäftsführer Günter Krahé nicht zu verlängern. Seit Ende 2013 führen Wallesch und sein IFB-Mitgesellschafter Friedhelm Nau die Geschäfte.
Langfristig hat die IFB das Ziel, Firmen in Bitburg anzusiedeln, für die eine Landebahn ein Standortkriterium ist - wie etwa Firmen, die Flugzeuge warten, reparieren oder entwickeln. Zudem geht es um Unternehmen, die wegen eines deutschland- oder europaweit verzweigten Filialnetzes auf Geschäftsflüge angewiesen sind. Wallesch sagt: "Für solche Betriebe, die sich hier in der Eifel neu etablieren könnten, wäre ein Verkehrslandeplatz eine Home-Base, ein wirklicher Standortvorteil."
Ein Problem bleibt: Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) hat der GmbH den Vertrag für die Nutzung des Fluggeländes gekündigt. Eine Kündigung, die aus Sicht der GmbH nicht haltbar ist. Derzeit, so bestätigt auch die Bima, werde über einen neuen Vertrag verhandelt. Knackpunkt: Die Bima will eine Pacht in "fünfstelliger Höhe". Die IFB beharrt auf ihren Vertrag, den 1994 die Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft Flugplatz Bitburg (EBFB) mit dem Bund geschlossen hat und den die EBFB in die 2002 gegründete GmbH eingebracht hat. Ein Vertrag, der festhält, dass er nur einseitig durch die GmbH kündbar ist und auf unbestimmte Zeit läuft. Das sieht Frank-Michael Kreis von der Bima anders: "Es gibt keine ewig laufenden Verträge." Derzeit stehen Bima und GmbH in Verhandlungen. schoMeinung

Chance verdient!
Sie gehen mit realistischen Zielen statt einer großen Luftnummer an den Start. Die Interessengemeinschaft Flugplatz ist ein Team hiesiger Unternehmer, das sich für den Landeplatz in einer Zeit starkgemacht hat, in der das Fliegen in der Eifel so unpopulär war wie nie zuvor. Nach emotionalen Debatten im Jahr 2013 sollte nun wieder Sachlichkeit einkehren: Die Landebahn verschlingt erstmals kein Steuergeld mehr - und wer weiß, vielleicht ist die Eifel in zehn, 20 Jahren froh, diesen Verkehrsweg nicht aufgegeben zu haben. Die Interessengemeinschaft hat eine Chance verdient. d.schommer@volksfreund.de

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