Stein für Stein greifbare Geschichte

HERFORST. (ka) Pünktlich zum Herforster Römerfest am 11. und 12. September entsteht eine Teilrekonstruktion der antiken römischen Langmauer. Baumeister ist der Heimat- und Kulturverein Herforst, die "Heerbischda Beschkläpa".

 Die römische Langmauer in Herforst rekonstruieren die "Heerbischda Beschkläpa" in der Nähe des Naturdenkmals "Alte Eiche".Foto: Elmar Kanz

Die römische Langmauer in Herforst rekonstruieren die "Heerbischda Beschkläpa" in der Nähe des Naturdenkmals "Alte Eiche".Foto: Elmar Kanz

"‚Wo ist denn die Langmauer?‘ Diese Frage wird immer wieder gestellt", sagt Beschkläpa-Vorsitzender Norbert Schmitz. "Seit unserer Vereinsgründung 1998 beschäftigen wir uns damit, das große spätrömische Kulturerbe, das über weite Flächen unserer Gemarkung, ja sogar mitten durch unsere Ortslage verlief, wieder lebendig werden zu lassen." Von der Originalmauer sei so gut wie nichts mehr zu sehen und selbst wenn, wäre die Nachbildung mitten im Wald dem Publikum kaum zugänglich zu machen, gibt Schmitz zu bedenken - ganz abgesehen vom fehlenden Geld. Frischen Wind erhielt die Aktion durch einen Beschluss des Verbandsgemeinderats 1997. Demnach ist ein das Gebiet umfassender, kulturhistorischer Rundweg geplant. Er soll die unterschiedlichsten Natur- und Kulturdenkmäler in den einzelnen Gemeinden erhalten und der Öffentlichkeit erschließen. Von jeder Gemeinde wird ein für sie typischer Beitrag erwartet. Zuschüsse zur Finanzierung - über mehrere Jahre verteilt - hat die VG in ihrem Haushalt bereitgestellt. Für den Mauerbau blieb indes noch vieles zu klären: Wie gehen wir vor? Wie weit dürfen wir das überhaupt? Wie so oft, half der Zufall weiter. "Nach einer Podiumsdiskussion im Rheinischen Landesmuseum Trier kam ich zufällig mit dessen Direktor, Hans-Peter Kuhnen, zusammen", berichtet Norbert Schmitz. Ja, so etwas sei möglich und würde auch unterstützt, habe Kuhnen gesagt, nachdem er von der Idee mit der Langmauer gehört hatte. Der im Landesmuseum zuständige Abteilungsleiter, Karl Josef Gilles, war ebenso begeistert von dem Vorhaben wie Norbert Schmitz selbst.Ein Stück Mauer an historischer Stelle

Nach Rücksprache mit Vertretern der VG und Ortsbürgermeister Werner Pick beschlossen sie, ein Stück der Mauer nachzubauen. Sie sollte an historischer Stelle stehen - am Ortsausgang nahe dem Naturdenkmal "Alte Eiche". Ende Juli 2000 begannen die Arbeiten. "Dabei konnten wir Fundamentierung und Verlauf der Originalmauer nachweisen", sagt Schmitz. Fachlich hätten die Arbeiten Karl Josef Gilles und Grabungstechniker Markus Thiel vom Landesmuseum sowie der Trierer Archäologe Bernd Bienert begleitet. "Selbst ein Kamerateam des SWR hat unsere Arbeiten gefilmt und den Beitrag im November 2000 gesendet", fügt Schmitz hinzu. Praktischen Anschauungsunterricht holten sich die Mauerbauer in Butzweiler, wo es bereits eine Teilrekonstruktion der Langmauer gibt. Norbert Schmitz, von Beruf Diplom-Bauingenieur, hat jedoch vom römischen Original etwas von diesem Modell abweichende Vorstellungen. "Anerkennenswert, was da gebaut wurde", urteilt er, "aber meiner Meinung nach zu exakt, zu modern und zu sehr wie heutiges Bruchsteinmauerwerk". Auch über die Höhe der Mauer hat Schmitz seine eigene Meinung. Er glaubt, dass sie um einiges höher war, als die allgemein angenommenen zwei Meter. Mehr als fünf Jahre liegen zwischen Plan und Verwirklichung des Herforster Projekts. "Es hat Spaß gemacht", resümieren Norbert Schmitz und seine Mitstreiter. "Die Mauer ist so, wie sie zumindest im unteren Teil vor über 1600 Jahren gebaut wurde und ausgesehen hat."

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