Steinerne Zeugen werden bewahrt

BITBURG/ARLON. (red) Für ein Sommerlager in Bitburgs belgischer Partnerstadt Arlon sind noch Plätze frei. Während des zwei Wochen dauernden Angebots soll unter anderem ein jüdischer Friedhof gepflegt werden.

Was bewegt ein gutes Dutzend junger Menschen aus ganz Europa, für eine Woche im Juli nach Arlon, in den südlichsten Zipfel Belgiens, zu kommen? In der Partnerstadt Bitburgs wollen sie der kleinen und traditionsreichen jüdischen Gemeinde vor Ort mit Engagement und ihrer Arbeitskraft zur Seite stehen. Denn die betagten Gemeindemitglieder können ihren Friedhof schon lange nicht mehr alleine pflegen. So sind viele Gräber überwuchert und verfallen - unter ihnen die ältesten erhaltenen jüdischen Grabstätten Belgiens aus dem 19. Jahrhundert. Daher werden die jungen Erwachsenen unter Anleitung eines Experten die Grabsteine aufrichten und deren Inschriften sichern. Durch die Grabsteine erfahren die Teilnehmer nicht nur etwas über die Kultur und das Leben dieser alten Gemeinde. Sie stoßen auch auf die Spuren von Männern und Frauen, die während der Besatzung der Nazi-Verfolgung etwas entgegensetzten und derer auf dem Friedhof gedacht wird. Jenen Lebenswegen weiter zu folgen, die Gedanken und Motive dieser Widerstandskämpfer zu verstehen, das wird das Ziel der zweiten Woche des Projekts sein: Dazu zieht die Jugendgruppe nach Brüssel um, um von dort aus in Gedenkstätten und dem Jüdischen Museum Belgiens ihre biographischen Recherchen fortzusetzen. Getragen wird das Seminar durch die Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste (ASF), einer von Mitgliedern der evangelischen Kirche gegründeten Organisation, die sich für die Versöhnung mit den Opfern des Nazi-Regimes einsetzt. Dafür schickt sie rund 150 Jugendliche für jeweils ein Jahr in die ehemals besetzten Länder, wo sie in Gedenk- und Sozialprojekten arbeiten. So auch jene drei Freiwilligen, die die Idee zu diesen Sommerlagern hatten, die von der ASF überall in Europa organisiert werden. Der Freiwillige Klaas Eller: "Wir wollten einfach die Erfahrungen und Begegnungen, die wir bei unserer Arbeit in Museen und einem jüdischen Altenclub gemacht haben, in ein Projekt für junge Menschen ummünzen." Darüber hinaus können die Teilnehmer über ein reichhaltiges Kulturprogramm das Land Belgien näher kennen lernen: Die lebendige europäische Metropole Brüssel lockt, eine Diskussion mit Parlamentariern gehört ebenso zum Programm wie ein Einblick in die Funktionsweise Europas. Teilnehmen können junge Erwachsene ab 18 Jahren. Informationen im Internet unter www.asf-ev.de oder ellerk@gmx.de.

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