Stillstand statt Schmuckstück

HOLSTHUM. Es ist gegraben, geplant und teilweise rekonstruiert worden. Doch seit mehreren Jahren ist an den Überresten der römischen Villa Hosthum nichts mehr passiert. Was nach der Gründung des Fördervereins 1991 mit viel Begeisterung begonnen wurde, ist mittlerweile in Frust gemündet.

Saftig-grüne Wiesen, sanft geschwungene Hügel, romantische Bachläufe. Ein offensichtlich gut betuchter Römer hat im zweiten Jahrhundert nach Christus seine Landvilla in Holsthum mit Blick weit über das Prümtal bis nach Nusbaum und Prümzurlay bauen lassen. "Die Römer wussten eben, wo es schön ist", sagt Servatius Bürger, Zweiter Vorsitzender des Fördervereins "Römische Villa Holsthum". Für den Reichtum des Römers sprechen auch Haarnadeln, Armreifen, Messer, Spielsteine und Ringe, die bei Ausgrabungen gefunden wurden. Bestand des Fördervereins ernsthaft gefährdet

Die Grabungen liegen mittlerweile 15 Jahre zurück. Damals entstand auch der Förderverein. Sieben Liebhaber waren es zu Beginn, die teilweise sogar davon träumten, die römische Villa wieder komplett aufzubauen. Mit der Zeit wurden es mehr als 100 Mitglieder. Mittlerweile ist von der anfänglichen Euphorie und Begeisterung nichts mehr zu spüren. "Der Frust und die Enttäuschung sind einfach zu groß. Die Villa ist in einem erbärmlichen Zustand. Trotz großer Pläne und vielen Versprechungen ist hier seit Jahren nichts geschehen. Dadurch ist auch der Bestand des Fördervereins ernsthaft gefährdet", sagt Bürger. Wo damals der reiche Römer in seiner Landvilla residierte, wuchern nun Gras und Unkraut über den Ausgrabungen des Fundaments. Metall- und Holzstangen liegen herum. Die Treppenstufen, die in den Keller führen, sind nicht gesichert. Das Schild "Betreten verboten, Absturzgefahr!" liegt deplatziert neben der Treppe. Dass sich niemand daran hält, davon erzählen die Plastikbecher, die im Keller auf dem Boden liegen. Offenbar haben Jugendliche das römische Gemäuer als idealen Ort für ihre Privat-Partys entdeckt. "So kann der Zustand nicht bleiben", sagt Klaus Reschke, Zweiter Beigeordneter der Gemeinde Holsthum. Dringend müsse etwas geschehen. "Etliche Summen sind in dieses Projekt geflossen, doch es spiegelt sich nichts wider", kritisiert Servatius Bürger. Ursprünglich sollte aus den Überresten der römischen Landvilla etwas Besonderes werden. Nach den Ausgrabungen hatte es konkrete Pläne für eine Rekonstruktion der Villenanlage gegeben, die aber Ende der 90-er Jahre aufgegeben worden sind. Das Ganze war nicht zu finanzieren. Dann kam der nächste Plan: Das Rheinische Landesmuseum in Trier machte den Vorschlag, einen römischen Garten als touristische Attraktion anzulegen. Der Förderverein übernahm dabei die Aufgaben, auf eigene Kosten einen befestigten Weg zur Villa anzulegen und das Gelände planieren zu lassen. Der Förderverein hielt, was er versprach, das Landesmuseum jedoch nicht. Im Jahr 2001 entstand die Idee, ein Konzept für eine Rekonstruktion der römischen Villa im Rahmen experimenteller Archäologie zu entwickeln. Das Konzept sah vor, die Villenanlage in eine Wellness-Hotelanlage einzubinden. In Zusammenarbeit mit Archäologen erstellte ein Architekt umfangreiche Bau- und Rekonstruktionspläne, die Grundlage einer Bauvoranfrage waren. Fink: Mehr Hürden als Unterstützung

Das Errichten eines Vier-Sterne-Wellnesshotels im Bereich der Verbandsgemeinde Irrel wurde in dem Gutachten "Entwicklungs- und Strukturkonzept für den Tourismus" von Professor Dietmar Eberle besonders positiv herausgestellt. "Mit diesem Plan, dort ein Wellness-Hotel zu errichten, wo es sich früher die Römer haben gut gehen lassen, könnten wir vom Förderverein auch sehr gut leben", sagt Servatius Bürger. Doch bei diesem Vorhaben ist es bisher geblieben. Nach Auskunft der VG-Verwaltung Irrel hatte der Ingenieur noch keine Zeit, das Hotel, das etwas von der römischen Villa abgesetzt gebaut werden soll, zu planen. Erst wenn diese Pläne vorliegen, kann der raumplanerische Vorschlag erarbeitet werden. Auch Monika Fink, SPD-Landtagsabgeordnete, hat sich bereits mehrfach eingeschaltet. "Ich habe den persönlichen Eindruck, dass der Förderverein sehr engagiert ist, dass man den Mitgliedern allerdings mehr Hürden in den Weg stellt, als dass man sie unterstützt", sagt Fink. Sie lässt sich regelmäßig auf den neuesten Stand bringen und macht etwas Druck: "Die Holsthumer haben mit dieser römischen Villa ein echtes Schmuckstück. Ich wünschte, die Villa wäre auch das Lieblingskind des VG-Bürgermeisters." Die Jugend von Holsthum hat diesen Stillstand aufgegriffen und in der Nacht zum 1. Mai dieses Jahres ein Schild mit der Aufschrift "Wellnesshotel 2090" aufgehängt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort