Störsignale von Anwohnern

KYLLBURG. Ärger um Mobilfunkantennen in Kyllburg: Während der Stadtrat nachträglich einer bereits begonnen Installation im alten Burgturm zustimmte, fühlen sich die Anwohner übergangen und gehen auf die Barrikaden.

Die Installation von D 2-Mobilfunkantennen im alten Burgturm in Kyllburg nimmt kuriose Formen an. Ohne Baugenehmigung hatte die Geschwister Hillebrand GmbH, Besitzer des Turms, damit beginnen lassen, die Geräte von D 2 Vodafone einzubauen. "Da werden leistungsstarke Mobilfunk-Antennen in einem denkmalgeschützten Gebäude installiert, ohne dass die Stadt, die Genehmigungsbehörde oder die Anwohner in irgendeiner Weise informiert oder gar beteiligt wurden", stellt Anwohner Manfred May fest. Immerhin jedoch erreichten er und seine Nachbarn bei der Kreisverwaltung einen Baustopp. Zurzeit prüft die Genehmigungsbehörde die nachgereichte Baugenehmigung und die Arbeiten ruhen. Anders die Sache selbst. Denn was die Nachbarschaft um den Burgturm mindestens genau so auf die Palme bringt, ist, dass der Kyllburger Stadtrat seine Zustimmung erteilte. "In der Stadtratssitzung haben wir auf die Problematik hingewiesen. Wir sind wie Störenfriede behandelt worden", schimpft Anwohner Harald Schmitt. Die Kritiker sehen ein wirtschaftliches Interesse des Turm-Eigentümers, der für eine satte Miete dem Unternehmen D2 Vodafone auf Jahre hinweg den Burgturm als Sendeplattform zur Verfügung stellen wolle. Gardinenpredigt von der Kanzel

Der Stadtrat verfolgte diese Überlegungen offenbar nicht. Jedoch kommt die Entscheidungsfindung selbst auch einem Mitglied des Stadtrates seltsam vor. "Als direkter Nachbar zum Burgturm wurde ich wegen Sonderinteressen von der Beratung und Beschlussfassung ausgeschlossen", sagt Rätin Anne Rütt und fährt fort: "Es hätte ein weiteres Ratsmitglied wegen Sonderinteressen ausgeschlossen werden müssen. Wer mit seinem Wirtschaftsunternehmen mit der Geschwister Hillebrand GmbH zusammenarbeitet und damit Geld verdient, hat gewaltige Sonderinteressen", spielt Rütt auf das Ratsmitglied Werner Carben an. Der Bürgermeister müsse erkennen, dass ein befangenes Ratsmitglied mitgewirkt habe und dass der Beschluss dadurch rechtswidrig zustande gekommen und damit aufzuheben sei, sagt auch May. Der Stadtrat jedoch hatte keine Bedenken und stimmte aus bauplanerischer Sicht dem Vorhaben zu. "Gleichwohl haben wir die Sorgen der Anwohner zur Kenntnis genommen. Wir haben deren Schreiben an die Kreisverwaltung weitergeleitet mit der Bitte, dies im Genehmigungsverfahren zu berücksichtigen", rechtfertigt Stadtbürgermeister Otto Böcker das Vorgehen. Die Anlieger hatten sich zuvor in einem Brief an den Stadtbürgermeister gewandt und ihre ablehnende Haltung deutlich gemacht. Nach Meinung der Anwohner gibt es mehrere zwingende bauplanerische Gründe, das Vorhaben abzulehnen. Eine öffentliche Nutzung des Burgturms werde es nie mehr geben, wenn dort Sendeantennen arbeiteten. "Wir kritisieren die Überrumpelungstaktik der Hillebrand GmbH und von D2 Vodafone. Aber auch das Fehlen jedweden gestalterischen Ansatzes seitens des Stadtrates", sagen stellvertretend für die Anwohner deren Sprecher Manfred May und Harald Schmitt. Deutliche Worte fand auch Pastor Klaus Bender, der im Hochamt und anlässlich des Pfarrfestes am vergangenen Sonntag unmissverständlich auf den Umstand aufmerksam machte und die Menschen ermunterte, sich dem Bürgerbegehren anzuschließen. Weil die Anwohner sowohl ihre eigenen als auch die städtischen Interessen missachtet sehen, wollen sie nicht tatenlos zuschauen. Sie hoffen darauf, dass der Stadtbürgermeister den Beschluss vom 16. Juli aufhebt. Mit dem gleichzeitig auf den Weg gebrachten Bürgerbegehren wollen sie ihren Forderungen Nachdruck verleihen.

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