Straßen werden zu Todesfallen für Rehe

PRÜM/GROSSLANGENFELD. Mit Aufklärungsarbeit, Warnschildern und Reflektoren wollen Polizei und Kreisverwaltung die Zahl der Wildunfälle drücken. Aktuell geht es besonders um die L 1 bei Großlangenfeld.

Zum Dienstbezirk der Polizeiinspektion Prüm gehören dieVerbandsgemeinden Prüm, Obere Kyll und Arzfeld. Dort ereignetensich im Jahr 2002 insgesamt 459 registrierte Wildunfälle, 13Prozent mehr als im Vorjahr. "Regelrechte Schwerpunkte gibt esnicht, das verteilt sich eher auf das gesamte Gebiet", sagtFerdinand Spartz von der Polizei Prüm. Dennoch stellen dieBeamten gewisse Häufungen fest, zum Beispiel auf der L 5 imNimstal zwischen Schönecken und Lasel. Appell an alle Verkehrsteilnehmer

Eine Gefahrstelle liegt auch auf der Landesstraße 1 zwischen Großenlangenfeld und der A-60-Anschlussstelle Bleialf. Das dortige Waldstück "Wallerich" ist vor Jahren durch den Sturm "Wiebke" fast völlig zerstört worden. Nach der Aufforstung gibt es viel Mischwald und damit ideale Verhältnisse für Wild, das sich dort sammelt. Der Wald liegt westlich der L 1, die Felder zum Äsen jedoch zum Großteil südöstlich.

"Deshalb kommt es in der Morgen- und Abenddämmerung zu häufigen Wildwechseln. Das betrifft in den Wintermonaten ausgerechnet den Berufsverkehr zwischen 7 und 8 Uhr sowie zwischen 17 und 18 Uhr", erklärt Alfons Fuchs aus Habscheid. Der Land- und Forstwirt ist auch Jagdschein-Inhaber. Die Polizei hat ihn als "Person für unaufschiebbare Maßnahmen" registriert. Im Klartext: Wenn er zu einem Wildunfall gerufen wird, erlöst er je nach Situation mit einem Gnadenschuss schwer verletzte Tiere von ihren Qualen. Zu den Opfern zählen vor allem Rehe. Fuchs: "Oft läuft ein Muttertier mit zwei Kitzen über die Straße, die in jedem Fall hinterherlaufen. Das Muttertier wartet dann vergeblich auf die angefahrenen Kitzen." Wildsauen blieben dagegen eher im Wald stehen, wenn sie ein Auto heranfahren hörten.

Aus den vergangenen beiden Jahren sind Fuchs allein 32 Wildunfälle an dem Waldstück bekannt. Hinzu kommt die Dunkelziffer nicht gemeldeter Fälle. Eine Geschwindigkeitsbeschränkung unter den außerorts allgemein erlaubten 100 Stundenkilometern gibt es dort nicht. Fuchs appelliert daher an alle Verkehrsteilnehmer, in der Waldpassage langsamer zu fahren. Teststrecken hätten ergeben, dass es bei von 100 auf 70 Stundenkilometer reduzierter Geschwindigkeit nur halb so viele Unfälle gebe: "Mit 70 kann man noch reagieren. Es bringt ohnehin kaum Zeitersparnis, 30 Stundenkilometer schneller zu fahren."

Reflektoren brechen das Licht

Die Kreisverwaltung habe zugesagt, in Kürze zwei Warnschilder aufzustellen. Zusätzlich sollen Warnreflektoren am Waldrand angebracht werden. "Solche Reflektoren an Ästen brechen das Licht der Fahrzeuge teilweise in den Wald, was Tiere davon abhalten kann, auf die Straße zu laufen", erklärt Spartz. Zusätzlich erhöhen die Lichteffekte die Aufmerksamkeit der Autofahrer. Laut Fuchs sind 80 Prozent der Unfallbeteiligten bei Großlangenfeld Einheimische, die also über Medien wie den TV erreicht und sensibilisiert werden können. "Wir empfehlen immer wieder, in Waldgebieten besonders in den Morgen- und Abendstunden langsamer zu fahren", sagt Spartz. "Wer Wild am Waldrand oder auf der Straße bemerkt, sollte auf Abblendlicht schalten und gegebenenfalls hupen, um das Tier zu vertreiben."

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