Streit um Millimeter eskaliert

BITBURG. Seit Jahren streiten sich Hausbesitzer Leo Haus und die Stadtverwaltung Bitburg um die Verrohrung des Fennelsbachs in Bitburg-Stahl. Eine Lösung der Hochwasser-Probleme ist nach wie vor nicht in Sicht.

 Wenn der Fennelsbach anschwillt, ist im Anwesen von Leo Haus in Stahl "Land unter".Foto: Harald Jansen

Wenn der Fennelsbach anschwillt, ist im Anwesen von Leo Haus in Stahl "Land unter".Foto: Harald Jansen

Leo Haus weiß, was er will. "Wir wollen, dass unser Haus nicht bei jedem Hochwasser unter Wasser steht". Seit mehr als zehn Jahren liegt er deshalb mit der Bitburger Stadtverwaltung im Clinch. Und eine Lösung des Konflikts ist nicht abzusehen. Angefangen hat alles damit, dass die amerikanischen Streitkräfte im Bedhard Quartier bezogen. Dabei wurden viele Quadratmeter asphaltiert und versiegelt. Folge: Der das Militär-Gelände entwässernde Fennelsbach verwandelt sich bei jedem großen Regen in einen Sturzbach, der auch schon mal ausgelaufenes Öl oder Batteriesäure mit sich führt. "Mitte der 60er Jahre kam die Verrohrung von der Nims bis zur Garage", sagt Leo Haus. 1000 Millimeter Durchmesser hatten die Rohre, die den Fennelsbach am Haus'schen Anwesen auffangen und in die Nims leiteten. Trotzdem besuchte der Bach die Familie in unregelmäßigen Abständen. Sobald die Rohre die Wassermassen nicht mehr schafften, lief ein Bach durch Scheune und Stall. Ein Grund für die Überschwemmungen ist für Leo Haus, dass zwischen dem Beginn der Verrohrung und seiner Garage Rohre mit einem Querschnitt von 700 Millimeter liegen. "Die Rohre packen das einfach nicht." Anfang der 70er seien dann auch im Hof des Hauses die 1000er durch 700er Rohre ersetzt worden. "Danach ist es noch schlimmer geworden", sagt der Stahler. Mehrfach monierte er den Zustand. Haus: "Aber über Jahre hinweg hat man nicht geholfen." Was tun, fragte sich die Stadt? Irgendwann war dann die Idee geboren, ein zusätzliches 300-Millimeter-Rohr einzubauen. Dafür hätte Familie Haus auf ein Baugrundstück verzichten müssen. "Die uns angebotene Entschädigung war aber viel zu niedrig", sagt Haus. In Stahl habe man schon damals viel mehr für den Quadratmeter zahlen müssen, als die Stadt zu geben bereit war, sagt Haus, der auf ein damals erstelltes Gutachten verweist. Und nun wird es kompliziert: Im Zuge der Straßensanierung wurde ein Stichweg erneuert, der Haus'sche Grundstücke erschließt. "Der alte Weg war noch in Ordnung. Das kann ich beweisen", sagt Haus, der selber bei der Stadt arbeitete. Als er dann den Gebührenbescheid für den Bau in den Händen hielt ­ nur er wurde für die Kosten herangezogen ­ war klar: "Es reicht uns." Deshalb stellte er sich quer beim Plan mit der Notverrohrung. "Im November 2001 habe ich ein Betretungsverbot durchgesetzt", sagt Haus. Mitarbeiter der Stadt und Beschäftigte von Baufirmen durften das Haus'sche Gelände nicht mehr betreten. Ein Grund dafür war, dass die Stadt unbedingt sein Gelände nutzen wollte, obwohl die Stadt laut Haus das Nachbarhaus gekauft und abgerissen hatte, damit dort die 300-Millimeter-Rohre verlegt werden konnten. Die Situation eskalierte, als eine Baufirma begann, den Hof der Stahler Familie aufzubaggern, um dort 1000er-Rohre einzubauen, die laut Haus nicht genügend groß dimensioniert sind. "Mir versprochen waren 1200er, aber es sollten 1000er kommen", sagt Haus. Kurzerhand blockierte Leo Haus mit einem Wasserfass die Baugrube (der TV berichtete). Und noch andere Stellen hat der Stahler inzwischen blockiert. Ein Stück Straße, das zum Haus'schen Besitz gehört, zieren Paletten. Außerdem blockiert Leo Haus mit einer Schranke einen Feldweg, der von vielen Verkehrsteilnehmern genutzt wird. Auch hier verläuft die Straße über das Anwesen Haus. Die Sperrung aufheben will Leo Haus erst, wenn ihn seiner Meinung nach genügend große Rohre vor Hochwasser schützen. Jüngstes Hochwasser hat gerichtliches Nachspiel

Im Zusammenhang mit dem Hochwasser Anfang Januar gibt es noch Unklarheiten, die unter Umständen ein juristisches Nachspiel haben. Zwei Versionen gibt es von den Geschehnissen, die sich am 2. Januar um die Mittagszeit zugetragen haben (sollen). Leo Haus: "Sechs Mitarbeiter der Stadt haben Bilder gemacht, während wir gegen die Überschwemmung kämpften." Niemand habe aber geholfen. Berthold Steffes, Tiefbauingieur bei der Stadt, hat die Szene anders erlebt. Gemeinsam mit dem Vorarbeiter des Bauhofs sei er nach Stahl gefahren, nachdem Familie Haus um Nothilfe ersucht habe. Dort habe man prüfen wollen, wie am besten geholfen werden könnte und einige Bilder gemacht. Haus habe ihn tätlich angegriffen und ihm die Kamera aus der Hand geschlagen, berichtet Steffes. Ergebnis: eine blutige Lippe und eine kapputte Digitalkamera. Leo Haus sagt: "Ich weiß von nichts." Stadt und Steffes wollen vor Gericht ziehen. Größere Rohre sind derweil nicht in Sicht. Stadtsprecher Werner Krämer verweist auf die gültige Planfeststellung. Neue Pläne auszuarbeiten und genehmigen zu lassen, habe wenig Sinn. Schon die geplante Verrohrung sei nur mit großem Wohlwollen der Oberen Wasserbehörde möglich geworden. Mehrfach habe man versucht, sich mit dem Grundstücksbesitzer zu einigen ­ ohne Erfolg. Krämer: "Wie sollen wir helfen, wenn uns verboten wird, das Anwesen zu betreten?"

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