Streits Ansichten vom Bit-Airport

Die Pläne von Frank Lamparski, der den Bitburger Flugplatz zum Industrie-, Fracht und Passagierflugplatz ausbauen will, sind heute Thema im Stadtrat, wo der Projektentwickler seine Vision vom "Bit-Airport" vorstellt. Der TV sprach mit Bürgermeister Joachim Streit, worauf es ihm jetzt ankommt.

 Bleibt es bei der Vision, oder wird der „Bit-Airport“ bald Realität werden? Das Thema wird heute im Stadtrat diskutiert. Foto: istock

Bleibt es bei der Vision, oder wird der „Bit-Airport“ bald Realität werden? Das Thema wird heute im Stadtrat diskutiert. Foto: istock

Bitburg. Der Name macht Schlagzeilen: Frank Lamparski hält seit Wochen mit seinen Plänen für den Bitburger Flugplatz die Stadt und Umland in Atem. Kein Wunder: Die Ziele, die er mit dem "Bit-Airport" verfolgt, sind hochgesteckt - und überraschen angesichts der Tatsache, dass in direkter Nachbarschaft Regionalflughäfen vor Augen führen, dass sich mit der Fliegerei so leicht kein Geld verdienen lässt (siehe Extra). Lamparski ist da anderer Ansicht. Er will mit dem "Bit-Airport" Rendite machen und strebt an, die Flugplatz GmbH aufzukaufen. Derzeit hält er gut 40 Prozent und liebäugelt bereits mit den rund 16 Prozent der Stadt Bitburg wie auch den knapp 40 Prozent des Eifelkreises. Er will die komplette GmbH. Eine Entscheidung über den Verkauf der städtischen Anteile steht im Stadtrat heute noch nicht an.

In der heutigen Sitzung bekommen die Ratsmitglieder die Chance, sich in der Sitzung aus erster Hand zu informieren, denn Lamparski ist zu Gast und stellt sein Projekt vor. Der TV sprach im Vorfeld mit Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit, dem zukünftigen Landrat des Eifelkreises.

Was halten Sie von den Plänen für den "Bit-Airport"?

Joachim Streit: Mutig.

Nach Jubel klingt das nicht.

Joachim Streit: Ich bin nicht euphorisch. Ich sehe das ganz nüchtern. Aber wenn jemand bereit ist, privates Geld zu investieren, besteht Ernsthaftigkeit. Herr Lamparski muss mit dem Erwerb der Anteile ja auch anteilig die Jahresverluste der GmbH mittragen.

Sollen Stadt und Kreis ihre GmbH-Anteile verkaufen?

Joachim Streit: Ja. Die GmbH war ja von Beginn an als Betriebsgesellschaft nur auf Zeit angelegt. Wir wollten nach Vorliegen der Instrumentenflug-Genehmigung dem Flugplatz fünf Jahre Zeit geben - mit den Plänen von Herrn Lamparski tritt nun der Zeitpunkt wesentlich früher ein. Außerdem kann es nicht angehen, dass die öffentliche Hand millionenschwere Investitionen mit Steuergeld schultert.

Wenn Stadt und Kreis aus der GmbH austreten, wie soll dann das öffentliche Interesse gewahrt werden?

Joachim Streit: Vor der Veräußerung der Anteile müssen Stadt und Kreis ihre Interessen formulieren und notariell in Verträgen absichern. Darin werden wir vorschreiben, was wir wollen.

Also steht noch ein längerer Prozess bevor?

Joachim Streit: Das Schwierige wird sein, alles vertraglich zu fassen. Es kann Monate dauern.

Was ist Ihrer Ansicht nach bei der Ausgestaltung der Verträge besonders wichtig?

Joachim Streit: Kein Nachtflug über der Eifel. Ich bin und war immer generell gegen Nachtflug.

Ist es nicht so, dass ein erfolgreicher Flugplatz Lärm macht?

Joachim Streit: Ganz klar: Tagflug ja, Nachtflug nein. Und wenn der Flugplatz kommt, stehen dahinter ja auch 2000 Arbeitsplätze.

Was ist Ihnen sonst bei den Verträgen wichtig?

Joachim Streit: Für mich ist wichtig, dass das, was einer verspricht, auch gehalten wird. So die Frage: Wird es eine Rückübertragung geben, falls die Versprechen das Areal wie angekündigt zu entwickeln, nicht gehalten wird?

Geht es Ihnen bei der Frage nach dem Rückübertragungs-Recht um Immobilien wie Tower und Shelter, die ja zum GmbH-Vermögen gehören?

Joachim Streit: Ja, insbesondere darum.

Öffentliche Sitzung: Der Stadtrat Bitburg tagt heute, 5. November, 17 Uhr, öffentlich im Rathaus. Zu Tagesordnungspunkt 1 "Flugplatz Bitburg - Entwicklungsperspektiven" ist Frank Lamparski zu Gast. Hunsrück-Airport Der Flughafen Hahn, auch "Hunsrück-Airport" genannt, setzt - ähnlich wie das die Pläne für den "Bit-Airport" vorsehen - ebenfalls auf eine Kombination von Fracht- und Passagierflug sowie Werftbetrieb. Eckdaten des Hahn: Passagiere: 450 000 (im Jahr 2001) über 2,4 Millionen (2003) zu vier Millionen (2007) und nun 3,9 Millionen (2008); Fracht: 2008 wurden 180 000 Tonnen Luftfracht bewegt; Firmen: rund 120 Betriebe - von der "Medical Airport Service GmbH" bis zu Steuerberatern; Arbeitsplätze: rund 3300 Arbeitsplätze 2008; Investitionen: seit 1993 rund 100 Millionen Euro; Flugbewegungen: 2008 verbuchte der Hunsrück-Airport 40 500 Starts oder Landungen; Verluste: Dieses Jahr wird mit Verlusten von knapp 17 Millionen Euro gerechnet (2008: 19 Millionen Euro). GmbH: Seit Januar 2009 ist Rheinland-Pfalz mit 82,5 Prozent Mehrheitseigner an der Flughafengesellschaft Frankfurt-Hahn GmbH; Hessen hält 17,5 Prozent. (scho)Bit-Airport Projektentwickler Frank Lamparski will den Bitburger Flugplatz zum "Bit-Airport", einem Industrie-, Fracht- und Passagierflughafen, ausbauen. Eckdaten des Projekt-Plans: Passagiere: bis zu 2,5 Millionen Passagiere in fünf Jahren; Fracht: etwa 20 Frachtmaschinen pro Woche; Werftbetrieb: Ansiedlung eines Flugzeugherstellers binnen 18 Monate; Arbeitsplätze: 2000 Arbeitsplätze in 15 Jahren; Investitions-Volumen: 400 Millionen Euro in 15 Jahren; Finanzierung: Investoren aus Italien, Luxemburg, Frankreich und Deutschland (insgesamt 1,2 Milliarden Kapital) wollen Großprojekt über Fondsgesellschaft finanzieren; Flugbewegungen: 15 000 Starts oder Landungen im Jahr; Verluste: Flugplatz GmbH bucht rund 600 000 Euro Verlust im Jahr. GmbH-Vermögen: rund 1,2 Millionen Euro; vor allem in Immobilien wie Tower oder Tankstelle sowie immateriell in Form der Instrumentenflug-Genehmigung. (scho)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort