Streuobstwiesen in Gefahr

Streuobstwiesen bestimmen maßgeblich das Landschaftsbild der Eifel. Nach Schätzungen von Experten nehmen sie infolge mangelnder Pflege allerdings immer mehr ab. Zahlen dazu werden jedoch schon lange nicht mehr erhoben.

Bitburg/Prüm. "Die Anzahl der Streuobstwiesen in der Region nimmt ab und außerdem befinden sich sehr viele in einem desolaten Zustand", bedauert der Obstbrenner Alfred Hauer aus Niederweiler. Im Allgemeinen bestehe kein großes Interesse daran, die Wiesen instand zu halten, findet er.

Das zeige sich auch an den Streuobstwiesen, die im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen entstanden seien. "Die Bäume wurden gepflanzt, und nachher hat sich niemand mehr darum gekümmert, so dass sie teilweise vom Vieh kaputt gefressen wurden, bevor die Bäume erste Erträge liefern konnten", sagt Hauer.

Eine große Rolle dürfte in diesem Zusammenhang auch das oftmals fehlende Fachwissen spielen. Das findet jedenfalls Johann Schierenbeck vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück: "Viele Landwirte, vor allem jüngere, haben einfach keine Ahnung, was die Pflege von Streuobst angeht", sagt der Experte.

Gleichzeitig könne man inzwischen bei den jungen Landwirten ein steigendes Interesse an Themen wie Naturschutz und Ökologie erkennen. "Es geht darum, das Landschaftsbild zu erhalten - und die Eifel hat ja ein sehr schönes", sagt Schierenbeck.

Oft fehlt es an Kenntnissen über die Pflege



Deshalb versucht beispielsweise die "Fördergemeinschaft naturnaher Obstwiesen" (Föno) aktiven Naturschutz mit der Vermarktung von Äpfeln zu verbinden. Die Föno produziert in Kooperation mit dem Naturschutzbund den Streuobst-Apfelsaft der Regionalmarke Eifel und macht ihren Lieferanten bestimmte Vorgaben: "Wir nehmen nur Obst von Leuten, die ihre Wiesen auch regelmäßig pflegen", sagt Geschäftsführer Karl-Wilhelm Zens.

In diesem Jahr musste die Apfelsammlung infolge der schlechten Ernte auf den Streuobstwiesen zwar komplett ausfallen. Üblicherweise zählt die Föno allerdings 80 bis 100 Lieferanten, die aus der ganzen Eifel bis zu 100 Tonnen Äpfel liefern.

Rund 30 davon kommen aus dem Eifelkreis, in dem nur alle zwei Jahre für den Streuobst-Apfelsaft gesammelt wird.

Denn die dortigen Lieferanten nutzen laut Zens auch Äpfel für den Eigenbedarf. Zudem sind zahlreiche Bäume nur in jedem zweiten Jahr besonders stark mit Früchten behangen.

Insgesamt lässt sich sowohl die Ernte als auch die Verbreitung der Streuobstwiesen kaum noch beziffern. "Es gibt seit den 60er Jahren keine Statistiken mehr. Da stochern wir im Nebel", erklärt Johann Schierenbeck vom DLR.

Der Rückgang von Streuobstwiesen und die mangelnde Pflege ist somit in der Eifel und anderen Regionen offenbar ein Problem, das diskutiert, aber nicht in Zahlen ausgedrückt werden kann.

Informationen zu Förderprogrammen des Landes im Internet unter www.oekolandbau.rlp.de.

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