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Sütterlin-Posse mit Haken und Ösen

EUSCHEID. Dem Dorffrieden in Euscheid steht nun nichts mehr im Weg - zumindest offiziell. Denn die Wahl-Posse, mit der sich sogar die Staatsanwaltschaft beschäftigte, ist vom Tisch. Zwar bleibt nach dem Sütterlin-Streit (der TV berichtete) immer noch ein fader Nachgeschmack, doch immerhin ist das Verfahren eingestellt und der Gemeinderat handlungsfähig.

Nun dürfen also auch die Euscheider hinter die Kommunalwahl 2004 einen Haken machen. Die Staatsanwaltschaft Trier hat das Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen Urkundenunterdrückung eingestellt. Damit können die Gefechtsstände geräumt, die Fronten aufgelöst und die Friedenspfeifen hervorgeholt werden. Theoretisch.Peinlich für alle Beteiligten

Ein Blick zurück ist unvermeidlich: Der Ausgang der Gemeinderatswahl vom 13. Juni hatte sich noch während der Auszählung zu einer Rechnung mit einer Unbekannten entpuppt, die - und das war Stein des Anstoßes - als ein in Sütterlin-Schrift verfasster Stimmzettel daherkam. Den Beteiligten war die Angelegenheit spürbar peinlich. Die Verbandsgemeinde Arzfeld, die sich bei kniffligen Nachfragen historisch zugeknöpft gibt, machte dieses Mal fast ganz dicht. Das offizielle Arzfeld ließ lediglich verlauten, dass es "Irritationen" gebe und sowohl Polizei als auch Staatsanwaltschaft involviert seien. Auch die Protagonisten in Euscheid blieben in Deckung. Einen Termin mit dem TV , bei dem Klartext geredet werden sollte, blies der Wahlvorstand kurzerhand wieder ab. Während der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos und seine Leute in Trier die Griffel spitzten, übte man in Euscheid und Umgebung also weiter das Schweigen im Walde. Nur so viel stand fest: Ein am Wahlabend in Sütterlin-Schrift verfasster Stimmzettel hatte die Mitglieder des Wahlausschusses in zwei Lager gespaltet. Während nämlich ein Teil der Mitglieder in Zeile eins neben mehreren unleserlichen Worten einen ganz bestimmten Namen lasen, vertraten andere die Meinung, es sei gar kein Name lesbar. Und so kam es, dass nicht nur der Wahlausschuss noch einmal zu tagen hatte, sondern auch eine Sütterlin-Expertin zu Rate gezogen werden musste. Die las zwar auch diesen einen Namen, so dass zunächst alle Ausschussmitglieder die Authentizität des Zettels per Unterschrift bestätigten. Aber: Kurz darauf behaupteten Drei der Sieben plus ein Zeuge, bei diesem Stimmzettel habe es sich nicht um den Stimmzettel gehandelt, über den am Wahltag verhandelt worden sei. Also doch: ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Und die machte vor ein paar Tagen kurzen Prozess und stellte das Verfahren ein. Denn: "Befremdlich ist nicht nur der Umstand, dass die Zeugen trotz angeblich gegenteiliger Überzeugung in der öffentlichen Ausschuss-Sitzung die Authentizität des Stimmzettels bestätigt haben. Auch gehen die Angaben zu den vermeintlichen Fälschungsmerkmalen auseinander", begründen die Justiz-Experten ihre Einschätzung. Und wer ein Beispiel kennen lernen möchte, womit sich hoch dekorierte Behördenvertreter in Deutschland hin und wieder beschäftigen müssen, dem sei noch dieser Satz gegönnt: "Während die Zeugen (x) und (y) angegeben haben, der Name (z) sei auf dem vermeintlichen Originalstimmzettel mehrfach überschrieben gewesen und die Schrift habe weiter rechts gestanden, hat der Zeuge (u) angegeben, das Schriftbild der ersten beiden Zeilen sei ineinander übergegangen; der Schreiber sei in der ersten Zeile unter die Linie gerutscht, während er in der zweiten Zeile einen Bogen nach oben geschrieben habe." Übrigens: Die Kosten trägt, wie Horst Roos am Montag bestätigte, die Staatskasse.

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