Volksfreund-Serie „Das Städte-Duell“: Was Bitburgern in Wittlich und Wittlichern in Bitburg auffällt

Bitburg/Wittlich · Kritischer Blick auf die Nachbarstadt: Reisen bildet. Das gilt auch für die Tour, die eine Gruppe Bitburger und eine Gruppe Wittlicher unternommen haben. Für das TV-Städte-Duell haben die beiden Teams die Fußgängerzone der Nachbarstadt unter die Lupe genommen. Bei Spaziergängen durch die Innenstädte ist manches positiv, aber auch einiges negativ aufgefallen.

Wie oft kommt man so als Bitburger nach Wittlich? Die kleine Reisegruppe, die sich im Auftrag des TV diese Woche in die Nachbarstadt aufgemacht hat, muss da schon nachdenken. Monate, teils mehr als ein Jahr liegen die Besuche zurück. So ist das Team aus Uschi Hallet, stellvertretende Leiterin der Tourist-Info Bitburger Land, Werbefachmann Stefan Bohl, Gerd Wanken, Leiter des Haus der Jugend und Edgar Bujara, Vorsitzender des Gewerbevereins, gespannt auf den Besuch in der Nachbarstadt. Natürlich halten die Bitburger ihre Stadt hoch. Aber angekommen in Wittlich, lassen sie sich auch positiv überraschen. Stationen eines Spaziergangs:

Bitburger unterwegs in Wittlich
1)
Rommelsbach Parkplatz: Das ist eine Zahl, die Freude macht: 570 kostenfreie Parkplätze, direkt auf einem Platz, nahe der Innenstadt. Das, finden die Bitburger, muss man einfach neidlos als Plus anerkennen. Über die Lieser - natürlich auch schön, wenn eine Stadt direkt am Fluss liegt - geht es in die Innenstadt.

2) Marktplatz: "Solche alten Fassaden, das haben wir natürlich nicht", sagt Edgar Bujara mit Blick auf das Ensemble historischer Bürgerhäuser am Markt. Bitburg war, anders als Wittlich, im Krieg nahezu vollständig zerstört worden. So gut den Bitburgern die alten Gebäude gefallen, so wenig Verständnis haben sie dafür, dass manches Haus aber auch recht runtergekommen wirkt und an den Hauswänden billige Döner-Werbung hängt.

3) Burgstraße: Positiv überrascht sind die Bitburger von der Vielzahl der Cafés in der Nachbarstadt. Auch eine Chocolaterie ist dabei, so etwas gibt es in Bitburg nicht. Andererseits findet die Gruppe, dass für die Uhrzeit - es ist kurz vor 11 - erschreckend wenig los ist in der Innenstadt. Das neueste Café, das Balthasar, hat noch nicht mal auf. "Wenn wir und die paar Bauarbeiter nicht hier wären, wäre es schon erschreckend still", sagt Bujara. Dass in Wittlich kaum was los ist, liegt natürlich auch daran, dass viele Geschäfte erst um 10 Uhr öffnen.
Was gefällt, sind die Wegweiser-Schilder. "Das könnte ich mir auch gut in Bitburg vorstellen", sagt Stefan Bohl. Weniger gut kommen die Blumenbeete an. "Die wirken im Vergleich zu dem, was wir gewohnt sind, doch eher lieblos", sagt Gerd Wanken.

4) Schloss Galerie: 2009 wurde Wittlichs Galerie mit Geschäften wie Drogerie Müller und C&A eröffnet. "Nichtssagend, kalt und trist" findet die Gruppe die Gestaltung der Galerie. Da wünscht man sich für Bitburg, wo ja ebenfalls ein Einkaufszentrum geplant wird, schon eine andere Handschrift. Etwa mit einer Markthalle mit regionalen Produkten im Eingangsbereich. "In der Schloss Galerie finde ich auf Anhieb nichts, weshalb ich unbedingt hierhin kommen müsste", sagt Uschi Hallet.

5) Neustraße: Waren es in der Burgstraße noch Ausnahmen, fallen hier die leer stehenden Läden schon richtig auf. Andererseits bemerken die Bitburger mit einem Blick in die ein oder andere Seitengasse auch, dass in Sachen Innenstadt-Wohnen schöne Höfe, wie etwa bei der Neustraßen-Passage, gestaltet wurden.

6) Pariser Platz: "Irgendwie lieblos" kommt den Bitburgern der Pariser Platz vor. "Da haben sie schon so schöne Plätze und machen nicht richtig was draus", sagt Stefan Bohl. Was alle stört, sind die vielen Türstopper, die Werbe-Klappschilder vor den Geschäften, die sich hier, wie überall in der Innenstadt, finden.
Bitburg. Drei Wittlicherinnen besuchen Bitburg: Was ist aufgefallen, was war gut, was war schlecht? Beim Rundgang im Rahmen des TV-Städteduells gab es positive und negative Aspekte, aber vor allem viele Überraschungen. Vielleicht auch, weil
ein Montagmorgen, 9 Uhr, anfangs nicht der beste Zeitpunkt schien, um die Stadt zu erkunden.

Wittlicher unterwegs in Bitburg:
1) Der Beda-Platz: Der Bedaplatz bietet an einem diesigen Herbstmorgen kein einladendes Bild - vor allem der Hinterhof-Charakter vom Haus Beda aus gesehen gefällt den drei Wittlicherinnen nicht. Aber: "Der Platz ist wirklich gut belegt", sagen Birgit Amerkamp, Geschäftsfrau und Kulturschaffende, und Claudia Jakoby. Jakoby ist Inhaberin der Altstadt Buchhandlung in Wittlich und Vorsitzende des Vereins Stadtmarketing. Und: "Es sieht großstädtischer aus als bei uns." Gut gefällt allen Dreien - zum Trio gehört noch die Architektin Petra Korff -, die Ausstellung im Foyer des Bedahauses.

2) Trierer Straße: Nach einer Stärkung in einem Café in der Galerie Pierre (Amerkamp: "Gut besucht für Montagmorgen.") geht's einmal durch die Trierer Straße. Das Urteil fällt allerdings größtenteils nicht positiv aus: "Die Häuserfassaden wirken wenig einladend." Die vielen unterschiedlichen Baustile aus verschiedenen Epochen unmittelbar nebeneinander missfallen vor allen Dingen Architektin Petra Korff.

3) Das untere Ende der Hauptstraße: Der Eingang zur Fußgängerzone ist aus Sicht des Wittlicher Damentrios auf den ersten Blick keine Einladung, die Stadt zu besuchen. Vor allem das leer stehende Ladenlokal und das ehemalige Hotel missfallen. "Das Hotel sieht sehr verlebt aus, im oberen Geschoss sieht man noch alte Matratzen im Fenster stehen", sagt Claudia Jakoby. Ein paar Meter weiter sieht das aber schon anders aus: Dort steht ein dreidimensionales Stadtmodell von Bitburg, das auch von blinden Menschen ertastet werden kann. "Das wäre auch was für Wittlich."

4) Der Spittel und die Fußgängerzone: Beim Thema Spittel gehen auch die Meinungen der Wittlicherinnen auseinander. Während Birgit Amerkamp und Claudia Jakob der Platz überhaupt nicht gefällt, kann sich Petra Korf damit anfreunden.
Einigkeit herrscht auch nicht beim neuen Stadtmobiliar: Allen dreien gefallen die neuen Blumenkübel und Bänke sowie die Beleuchtung in der Fußgängerzone nicht. Die Kübel stehen nach Meinung von Jakoby und Amerkamp sehr nah an Schaufenstern. Und: "Die Geschäfte sind hinter den Kübeln nicht mehr gut sichtbar", sagt Amerkamp beim Blick von unten. Korff: "Vielleicht ist es ein bisschen viel, aber an sich ist es nicht schlecht."

5) Römermauer/Rathaus: Die Hinterseite des Rathauses mit der Römermauer bietet "keinen hübschen Anblick" (Petra Korff). Auch das leer stehende Gebäude des Ex-Müller&Flegel-Autohauses findet keinen Gefallen.

6) Stadthalle: Die "offene Gestaltung" des Bereichs rund um die Stadthalle, die großzügige Touristinformation und die Bitburger Marken-Erlebniswelt in einem Gebäude - das kommt an bei den drei Damen aus Wittlich. So werden alle drei auch fündig im Shop der Bitburger: Es gibt Bier (Pils und Craft Beer) und einen Würfelbecher. In der Touristinformation (Tasche und Frühstücksbrettchen) und im Laden des Europäischen Berufsbildungswerks (EBBW) haben sie vorher schon zugeschlagen.
Gute Seiten, schlechte Seiten

Was war gut, was schlecht, und welche Dinge waren überraschend? Welches Urteil bilden sich die Wittlicher von Bitburg, welches die Bitburger von Wittlich? Ein Überblick.

Pluspunkte Bitburg: Bitburg hat, was in Wittlich den meisten Menschen fehlt: ein Kino und das auch innenstadtnah. Das haben die Wittlicher Teilnehmerinnen des knapp dreistündigen TV-Stadtrundgangs in Bitburg bereits auf der Hinfahrt bemerkt. Allen gut gefallen hat, dass Bitburg eine eigene, weltweit bekannte Brauerei hat, die stark engagiert ist in der und stark integriert ist in die Stadt. Und: Das Bitburger Krankenhaus liegt in der Nähe der Innenstadt und ist von dort fußläufig erreichbar.

Minuspunkte Bitburg: Wo muss ich langlaufen, wenn ich in die Fußgängerzone möchte? Die fehlenden Wegweiser am Beda-Platz beim Haus Beda monieren alle Wittlicherinnen. Die Tafeln am oberen Ende des Platzes nahe der Imbissbude finden keinen Gefallen, man muss zum Beispiel lange suchen, bis man das Krankenhaus darauf findet. Ebenfalls Minuspunkte bekommt die Stadt, weil an der Bushaltestelle Karenweg/Beda-Platz kein Fußgängerweg ist, obwohl dort zahlreiche Busse (unter anderem nach Wittlich, Fahrtzeit eine Stunde, 20 Minuten) anhalten und abfahren. Zudem gebe es keinen Park in der Nähe der City, das sei in Wittlich schöner und besser gelöst, lautet die einhellige Meinung.

Das war überraschend: Das Haus Beda ist auch an einem Montag geöffnet - schon zu Beginn gab es für das Wittlicher Trio - Geschäftsfrau Birgit Amerkamp, Buchhändlerin Claudia Jakoby und Architektin Petra Korff - einen ersten Aha-Effekt. Außerdem nicht vorhersehbar: Beim Stopp in einem Café - das selbst gebackenen Kuchen anbot und dessen Konzept bei allen gut ankam - kam eine Frau herein, die eine Tragetasche des Wittlicher Kaufhauses Bungert dabei hatte. Auf einer Ansichtskarte zur Eifel, die es in der Bitburger Fußgängerzone zu kaufen gibt, ist mittendrin das Wittlicher Rathaus zu sehen. Wittlich, der Mittelpunkt der Eifel also?

Fazit Bitburg: Ein ganz klares Unentschieden gibt es von den drei Wittlicherinnen nach der Stippvisite. "Keine Stadt sollte den Vergleich gewinnen, jede hat ihre Vorzüge", sagt Claudia Jakoby bei der Rückkehr zum Ausgangspunkt Beda-Platz. Die beiden anderen nicken zustimmend. Einen Rat gibt das Trio den Bitburgern noch mit auf den Weg: "Baut keine Galerie!" Das halte in Wittlich viele Käufer von der Fußgängerzone fern. Auch wenn der Standort für die Galerie aus stadtplanerischer Sicht logisch ist.

Pluspunkte Wittlich: Keine Frage: Die großen Parkplätze - Rommelsbach, Viehmarkt und Oberstadt - überzeugen die Gäste aus der Autostadt direkt. Auch wenn man vom Ende des Rommelsbach-Parkplatzes ein ganzes Stück bis in die City laufen muss, ist es gut zu wissen: Hier findet man immer was. Gut finden die Bitburger auch das Wegweiser-System - "könnten wir auch bei uns umsetzen" - und die Glasstelen am Schlossplatz: "Sehen hübsch aus und könnten bei uns helfen, das ein oder andere windgeschützte Eckchen zu schaffen." Auch die überdachten Haltestellen am ZOB gefallen ebenso wie die vielen verschiedenen Plätze.

Minuspunkte Wittlich: Vor allem die Neustraße, wo sich Leerstand an Leerstand reiht, wirkt zum Bummeln wenig einladend. Dass in der Stadt so wenig los ist, führen die Bitburger auch darauf zurück, dass neben dem Einkaufszentrum Bungert noch weitere Publikumsmagneten wie ein Baumarkt und ein Gartencenter auf der grünen Wiese Kunden binden. Schade finden die Gäste, dass die vielen schönen Fassaden, die Wittlichs Innenstadt zu bieten hat, nicht überall gepflegt sind - einige wirken eher vernachlässigt. Auch bei der Gestaltung der Blumenbeete und den Plätzen fehlt den Eifelern eine "liebevolle Hand". Und die vielen Türstopper in der Fußgängerzone, die für die Geschäfte werben, sorgen für ein unruhiges Straßenbild. Dass die Stadtverwaltung außerhalb der Fußgängerzone siedelt, finden die Bitburger nachteilig.

Das war überraschend: Die vielen Cafés, in denen nicht nur Kuchen, sondern auch Pfannkuchen oder kleine Snacks serviert werden: "Da ist bei uns die Auswahl nicht so groß." Während sich die Bitburger freuen, dass im Sommer Kinder in dem neuen Brunnen am Spittel spielen, fanden sie das "Baden verboten"-Schild am Brunnen am Platz an der Lieser überraschend. Was die Geschäfte angeht: Bei der Größe der Wittlicher Innenstadt hätte man mehr Angebote im qualitativ hochwertigen Segment erwartet. Witzig fanden die Bitburger, dass im Säubrennerlädchen Eifelschnaps und Wurstwaren einer Eifeler Landmetzgerei verkauft werden. Ohne Eifel geht es bei den Säubrennern also auch nicht.

Fazit Wittlich: Ein paar schöne Anregungen nehmen die Bitburger auf jeden Fall mit. Und dann auch das Gefühl, dass es "Daheim" gar nicht so schlecht läuft. Die Innenstadt wird, so die Meinung, in Bitburg von der Politik mehr gefördert. Auch haben die Gäste den Eindruck, dass in Sachen Stadtentwicklung in Bitburg mehr passiert. Was gut ankam: Wittlich wirkt insgesamt etwas städtischer.

Was sagen Sie zu den beiden Städten? Welche gefällt Ihnen besser? Was könnte die eine Stadt von der anderen lernen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in Kürze per E-Mail an eifel@volksfreund.de (Name und Anschrift nicht vergessen).

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