TV-Serie zu 1300 Jahren Bitburger Geschichte - Vom Wechseln der Nationalitäten: International waren die Bitburger immer

Bitburg · Zum 1300. Geburtstag der Stadt wirft der Volksfreund einen Blick auf die Geschichte Bitburgs und beleuchtet dabei jede Woche einen anderen Aspekt, der die Entwicklung der Stadt beeinflusst hat. Diesmal geht es um die unterschiedlichen Nationen, denen Bitburg im Lauf seiner Geschichte zugeordnet war.

 Den Konrad-Adenauer-Park zieren die Stadt- und Europafahne sowie die Fahnen der Länder von Bitburgs Partnerstädten. TV-Foto: Uwe Hentschel

Den Konrad-Adenauer-Park zieren die Stadt- und Europafahne sowie die Fahnen der Länder von Bitburgs Partnerstädten. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel

Bitburg. Ob der Kaiser bei seiner Abdankung steht, kniet oder sitzt, ist schwer zu sagen. Die Künstler, die sich in den Jahrhunderten danach mit diesem Ereignis kreativ auseinandersetzen, haben jedenfalls unterschiedliche Vorstellungen, was den genauen Ablauf der Zeremonie am 25. Oktober des Jahres 1555 betrifft. Unbestritten ist aber, dass an diesem Tag Karl V. in Brüssel die Herrschaft über die Niederlande an seinen Sohn Philipp überträgt. Und dass er im Jahr darauf - ebenfalls zugunsten seines Sohns - auf den spanischen Thron verzichtet. Damit gehören die Niederlande zur spanischen Krone. Teil der Niederlande ist zu dieser Zeit auch das heutige Luxemburg. Und zu Luxemburg gehört in der Mitte des 16. Jahrhunderts wiederum auch Bitburg, das aufgrund dieser Verflechtungen nun auf einmal spanisch wird.
"Viele Adelssöhne der Eifel mussten nach Madrid, oft gegen den Willen ihrer Eltern, um in der Nähe des spanischen Hofes eine entsprechende Erziehung zu erlangen", schreibt der Bitburger Historiker Peter Neu in der 2001 erschienenen Neuauflage der städtischen Chronik. Die spanische Tracht und die spanische Kultur seien damals in Europa sehr angesagt gewesen, so Neu. Und das nicht zuletzt auch deshalb weil zu Spanien auch das erst neu entdeckte Amerika gehört habe.
Inzwischen hat Bitburg mit Spanien nichts mehr am Hut. Und wenn doch, dann höchstens beim Europäischen Folklore-Festival. Denn bei diesem Ereignis wird Bitburg jedes Jahr zum Schmelztiegel der Nationen. Wobei das einst zu Spanien gehörende Städtchen auch ohne sein Grenzlandtreffen in den vergangenen Jahrhunderten viele internationale Erfahrungen sammeln konnte. Und musste. Die Nationalitäten der Herrscher wechselten ständig. Bevor Bitburg im Jahr 715 das erste Mal urkundlich erwähnt wird, haben die Römer das Sagen. Ab dem Hochmittelalter gehört Bitburg zu Luxemburg. Das bestätigt auch ein Blick in die Kathedrale der Stadt Luxemburg. Dort ist neben den Wappen von Echternach, Diekirch und Ettelbrück auch das der Stadt Bitburg zu sehen.1300 Jahre Bitburg


Bitburg ist also lange Zeit eine luxemburgische Stadt - und eine französische. Zunächst unter der Herrschaft des Sonnenkönigs Ludwigs XIV. und ab 1794 unter Napoleon, der zudem dafür sorgt, dass in Bitburg Französisch zur Amtssprache wird und der französische Richter und Gendarmen in das Eifelstädtchen entsendet. Wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass Bitburg als Teil der Niederlande bis zur Französischen Revolution auch noch einige Jahre zu Österreich gehört.
Mit dem Wiener Kongress im Jahr 1815 ist mit der französischen Vorherrschaft vorerst Schluss. Ab jetzt sind die Bitburger Preußen. Dann folgt der Erste Weltkrieg und mit ihm erst eine kurze amerikanische Besatzungszeit, bevor dann erneut die Franzosen am Zug sind. 1930 rücken diese wieder ab - um dann nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zurückzukehren. Irgendwie war Bitburg also schon immer eine internationale Stadt. Auch wenn es darauf die meiste Zeit keinen Einfluss gehabt hat.Extra

Internationale Beziehungen hat Bitburg auch aufgrund der in den vergangenen Jahrzehnten entstandenen Städtepartnerschaften. Die erste ist Bitburg 1962 auf Anregung des damaligen Bitburger Flugplatzkommandanten mit der Stadt Shelbyville im US-Bundesstaat Kentucky eingegangen, wobei der Kontakt aufgrund der großen Entfernung über Jahrzehnte hinweg kaum aufrechterhalten wurde. Weitaus einfacher war der Austausch mit dem luxemburgischen Städtchen Diekirch, mit dem sich Bitburg ebenfalls im Jahr 1962 verschwisterte. Doch damit nicht genug. Bereits drei Jahre später entstand eine Partnerschaft mit den französischen Städten Arlon und Rethel. Und 1992, drei Jahre nach dem Mauerfall, schließlich die bislang letzte mit der thüringischen Stadt Bad Köstritz. uhe

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