Toben über römischen Mauern

BITBURG-STAHL. Auf historischem Grund wurde der wohl teuerste Spielplatz der Stadt Bitburg im Stahler Baugebiet Hammerwies eröffnet. Im Boden unterhalb des Platzes schlummern die Reste einer römischen Villa.

Die tobenden Kinder auf dem Spielplatz im Baugebiet Hammerwies ließen sich weder von den Reden zur Eröffnung des Platzes noch von der Geschichte des Orts beeindrucken. Denn da, wo in Zukunft die jungen Stahler spielen, lebten einst Römer und sollten eigentlich neue Häuser entstehen. "Sie können sich alle davon überzeugen, dass dieser - wie es in den Planunterlagen heißt - ,Naturnahe archäologische Spiel- und Erlebnisraum', eine Bereicherung des Baugebiets ,Hammerwies' ist", sagte Vorstand Andreas Theis von der Volksbank Bitburg, deren Immobilientochter federführend bei der Erschließung des Baugebiets ist. Von 71 Grundstücken auf der "Hammerwies" sind 35 bebaut. Und auf zwei weiteren entstand der am Mittwoch eingeweihte Spielplatz.Landgut wurde zwei Mal ausgegraben

Rund 100 000 Euro wurden in die Anlage investiert, die nach der endgültigen Abnahme in Trägerschaft der Stadt übergeht. Und sowohl Bürgermeister Joachim Streit als auch Stahls Ortsvorsteher Heinz-Günther Brenner freuten sich über die Anlage, die in den ursprünglichen Plänen vorgesehen war. Zwei Häuser sollten da gebaut werden, wo nun Schaukel und Rutschbahn sind. Dass sie nicht gebaut wurden, liegt daran, dass unter dem Spielplatz die Mauern eines römischen Herrenhauses schlummern. Rückblende: Im Dezember 1999 gab es auf Anraten und nach den Anweisungen des Rheinischen Landesmuseums Trier eine von der Immobilientochter der Volksbank bezahlte so genannte geomagnetische Prospektion des von der VB Immobilien GmbH projektierten Baugebiets ""Hammerwies"" in Stahl. Auf Verdacht wurde einer der insgesamt acht Hektar untersucht. Gefunden wurde aber nichts. Daraufhin ließ das Museum seine Bedenken gegen eine Bebauung fallen. Wie sich jedoch am 29. Oktober 2002 herausstellte, hatte man offenbar die Reste der schon 1873 einmal freigelegten, aber ihrer Lage nach nicht genau vermessenen römischen Villa bei der Voruntersuchung knapp verfehlt. Der Bagger war dann treffsicherer. Beim Bau der Trasse einer Erschließungsstraße kamen antike Mauerreste zum Vorschein. Sofort stockten die Erschließungsarbeiten. Im Februar 2002 einigten sich Landesmuseum und Volksbank auf einen Kompromiss: Das Areal des 34 mal 23 Meter großen Herrenhauses sollte unbebaut bleiben. Für die Volksbank-Tochter bedeutete dies, dass umgeplant werden musste. Im Gegenzug gab das Landesmuseum den größten Teil des Areals bereits zur Erschließung als Baugelände frei. Zudem sicherte man zu, dass es bei etwaigen Funden in diesem Bereich keine weitere Bauverzögerungen geben wird. Darüber hinaus wurde auf der übrigen Fläche des Baugebiets unverzüglich mit den Grabungen begonnen, von denen sich der damalige Leiter der Trierer Institution, Hans-Peter Kuhnen, wichtige Erkenntnisse darüber erhoffte, wie der römische Gutshof funktioniert hat, zu dem zwischen 100 und 200 Hektar Land gehörten. Betroffen von dem einst bekannten und schon vor Jahren publizierten Fund waren 13 Baugrundstücke. Der Wegfall zweier Baugrundstücke und die durch die Verzögerungen entstandenen Kosten beziffert die Volksbank Bitburg auf 275 000 Euro, die das Land ersetzen sollte. Schließlich schloss man Anfang 2003 einen Vergleich. Das Land zahlte dem Investor 150 000 Euro. Nach Angaben von Geschäftsführer Christian Pauly verzichtete das Unternehmen damit auf einen Teil der Planungskosten und Aufwendungen, die intern durch den Fund entstanden sind. Da der Ausgang eines Prozesses für beide Seiten nicht abzusehen gewesen sei, könne man mit der Regelung leben, sagte Pauly damals. Dass es sich beim Hammerwies-Spielplatz um einen besonderen Platz handelt, wird nicht nur an den Baukosten deutlich. Es sind eher die Sandstein-Quader, die den Grundriss des römischen Gutshofs zeigen, der unter einer dicken Schicht Sand ruht. Für die tobenden Kinder sind die Steine aber nur Zielsprung-Stationen. Schließlich liegen sie auf einem Spielplatz, wenn auch auf dem wohl teuersten in der Stadt.

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