Tod als Tabu: wenn Erwachsene schweigen

BITBURG/PRÜM. (red) Wir scheuen uns mit Kindern über den Tod zu sprechen, dennoch ist er im Alltag gegenwärtig. Wenn er uns dann begegnet, wissen wir nicht damit umzugehen, fehlen uns die Worte, gerade mit unseren Kindern darüber zu sprechen – doch gehört zum Leben auch der Tod.

"Nicht Kinder haben ein Problem mit dem Tod, sondern wir Erwachsene", dieses ist die Meinung von Michael Leuschen, Bestatter aus Bitburg, der als einer von sechs Podiumsteilnehmern am Gesprächsforum der Interessengemeinschaft für Kinderschutz im Landkreis Bitburg-Prüm e.V. (IGKS) in den Räumen der Kreissparkasse Bitburg-Prüm teilgenommen hat. Über 160 Gäste kamen zu dem alle zwei Jahre stattfindenden Gesprächsforum, das sich in diesem Jahr eines nicht so leichten Themas angenommen hatte: "Tod - (k)ein Tabu für Kinder?" In der Podiumsdiskussion unter Leitung von Dechant Klaus Bender, Kyllburg, ging es um die Fragen, ob der Tod ein Tabu in unserer Gesellschaft ist, wie man mit Kindern über den Tod spricht, und wie Kinder im Allgemeinen mit dem Thema umgehen. Monika Lutz, Diplompsychologin aus Trier, war der Meinung, dass der Tod bei uns in der Tat noch ein Tabuthema ist, weil viele Erwachsene Probleme damit haben, ihre Betroffenheit zuzugeben. Eltern müssen und sollten ihre Gefühle ihren Kindern gegenüber zeigen. Auch Marion Hotz, als betroffene Mutter am Podium beteiligt, war der Meinung, dass man Kindern gegenüber keine Angst vor Fragen und keine Angst vor Antworten haben darf. Man mache sich als Erwachsener oft zu viele Gedanken. Johann Urfels, Förderschulkonrektor aus Prüm, bestätigte diese Aussage: Tabuisiert man den Tod, dann entstehen daraus Probleme, weil die Kinder mit ihrer Trauer und ihren Fragen alleine bleiben würden. Anja Förg, Hospizfachkraft der Caritas Bitburg, sprach aus ihrer beruflichen Erfahrung und ergänzte, dass das Thema Tod zur Werte-Erziehung gehören sollte. Man könne Kindern den Tod zumuten und sollte ehrliche Antworten geben. Wenn man keine Antwort weiß, dann könne man sagen, wie man es sich vorstelle - dieses sei besser, als dem Thema auszuweichen. Leuschen, der in seinem beruflichen Alltag häufig auch mit Kindern im Kreis der Hinterbliebenen spricht, sagte, dass Kinder durch ihre offenen Fragen oft helfen zu trösten. Wir müssten es nur zulassen. Zulassen müsse man auch, dass die Kinder von den Verstorbenen Abschied nehmen können. Bücher zu dem Thema werden von der IGKS in der Beda-Bücherei Bitburg in Kürze zur Verfügung gestellt. Literaturlisten und weitere Informationen zu dem Thema finden sich auch im Internet unter www.igks.eu.

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