Todesstoß oder Chance

SPEICHER. Die Zulassung von Frischwaren-Verkauf außerhalb des Orts-Innenbereichs von Speicher wird erweitert. Dazu hat sich der Gemeinderat Speicher in seiner jüngsten Sitzung durchgerungen.

In Speicher ist alles anders. Das mögen eingefleischte Speicherer so empfinden. Dennoch: Viele Entwicklungen bereiten nicht nur den Speicherern Kopfschmerzen. So kämpfen viele Stadt- und Gemeinderäte darum, die Geschäfte im Ortskern zu erhalten - trotz und manchmal gegen die Ansiedlung von Großmärkten auf der grünen Wiese. Genau vor diesem Problem stand der Gemeinderat Speicher in seiner jüngsten Sitzung. Soll im Gewerbegebiet Kapellenstraße - ähnlich wie beim neu zu bauenden, direkt gegenüber liegenden Rewe-Markt - auch der Frischwaren-Verkauf zugelassen werden? Keine leichte Frage, schließlich hatte der Rat diese Entscheidung bereits einmal vertagt (der TV berichtete). Trotz erneuter Diskussion im Ausschuss war man sich beim abschließenden Votum immer noch nicht einig. Zehn Ratsmitglieder stimmten für die Streichung des Frischwaren-Verkaufsverbots, vier dagegen, vier enthielten sich. Konsequenz: Der Bebauungsplan für das Gewerbegebiet Kapellenstraße wird geändert. Und das ist gut so, fand Marlies Becker (CDU). Es sei nur konsequent, den Betrieben auf der rechten Seite der Straße die gleichen Chancen einzuräumen wie dem Rewe-Markt auf der linken Seite, wo es im Moment keinen Bebauungsplan gibt. Dagegen argumentierten die Gegner dieses Beschlusses, dass man mit dieser Regelung nicht nur die vor acht Jahren getroffene Entscheidung gegen den Frischwaren-Verkauf, sondern auch die teure Innerortssanierung konterkariere. Denn der Gemeinderat hatte vor acht Jahren nicht ohne Grund festgelegt, dass im Gewerbegebiet Kapellenstraße keine "Einzelhandelsnutzung mit innenstadtrelevanten Sortimenten" zugelassen ist. Damit wollte die Gemeinde das Ausbluten des Innenbereichs verhindern. Eine gut gemeinte Entscheidung, die sich nach Auffassung der Befürworter der Änderung überlebt hat. "Das Geschäft geht doch überall zurück. Auch jetzt, wo es den Rewe-Markt noch gar nicht gibt", gab Marlies Becker zu bedenken. Große Geschäfte seien notwendig, um die Käuferströme auch zu den kleinen Läden zu ziehen. Auch Günter Bläsius (SPD) sah das so und bekräftigte: "Wir dürfen nicht engstirnig denken." Wenn das Baugebiet hinter dem Rewe-Markt fertig sei, werde ein nahes Angebot benötigt. Rudolf Müller (Junge Liste) ist da grundlegend anderer Meinung. Er plädierte dafür, die Beschränkung aufrecht zu erhalten. Ansonsten gebe man dem Gewerbe im Innerort den "Todesstoß". Ferdinand Endres (FDP) wollte gar die Entscheidung aufschieben, bis ein Unternehmen im Gewerbegebiet Interesse am Frischwaren-Verkauf anmelde. Dies ist derzeit nicht der Fall. Dennoch sprach sich die Ratsmehrheit für die Grundsatzentscheidung aus.Zierkirschen haben Gehwege zerstört

Grundsätzliches beschloss der Rat bei zwei Enthaltungen und drei Gegenstimmen auch beim Ausbau der Gehwege in der Kastanienallee: Die Gehwege beidseitig der Straße sollen auf insgesamt etwa 950 Metern komplett ausgebaut und optisch gestaltet werden. Die Japanischen Zierkirschen sollen weg, da sie mit ihren Wurzelwerk die Gehwege beschädigt haben. Und da die Kastanienallee heißt, wie sie heißt, werden die Bäume, die bei den Anwohnern bereits jede Menge Ärger verursacht haben, durch tief wurzelnde Scharlach-Rosskastanien ersetzt, die - wie der Planer versicherte - garantiert keine Schäden am Pflaster anrichten. Das bezweifelte Günter Bläsius, der darauf verwies, dass die damaligen Planer zu Japanischen Zierkirschen geraten hätten - mit den bekannten Folgen. Klar ist: Der neue Gehweg soll eine Breite von 1,25 Metern haben, im Bereich der geplanten Baumpflanzungen von etwa einem Meter. Veranschlagte Gesamtkosten: 391 000 Euro. Nicht enthalten darin sind die Kosten für die Beseitigung von Schäden an privaten Einfriedungen, die ebenfalls saniert werden. Bauzeit: etwa zwei Monate.

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