Töpferei soll Herz nicht verlieren

SPEICHER. (utz) Kein Ende in Sicht bei der Debatte um die alte Töpferei Speicher. In einer Unterschriftenaktion haben sich nun 400 Bürger für den Erhalt des historischen Ofens ausgesprochen.

Was passiert mit dem Töpferofen in Speicher? Diese Frage istnoch nicht geklärt. Die Gemeinde, die das Gelände, auf dem derOfen steht, ersteigert hat (der TV berichtete), hat sichnoch nicht für eine Nutzungsart entschieden. Fest steht: In dasebenfalls ersteigerte Gebäude der Alten Töpferei sollenSpeicherer Vereine einziehen - allen voran die SpeichererPfadfinder, deren früheres Domizil, das alte Feuerwehrhaus, imJanuar abgerissen wurde. Der Gemeinderat hatte im März ein Konzept für das weitere Vorgehen verabschiedet. Danach soll auch geklärt werden, wie man mit dem Ofen verfährt. Knackpunkt ist die Frage, ob der unter Denkmalschutz stehende Ofen, dessen Grundsubstanz mindestens bis ins 19. Jahrhundert zurück reicht, weiter genutzt werden soll. Dafür hat sich der ehemalige Betreiber der Töpferei, Stephan Falk, eingesetzt. Er bekommt nun Schützenhilfe: In einer Aktion hat Michael Becker aus Speicher 400 Unterschriften von Bürgern gesammelt, die sich neben einer weiteren Nutzung der Werkstatt und einem baldigen Einzug der Vereine auch für den weiteren Betrieb des Ofens einsetzen.

"Einerseits machen wir Werbung für den Töpferort, andererseits wird ein so einmaliger historischer Ofen nicht mehr genutzt", sagt Michael Becker. Tatsächlich bezeugt der Töpferofen, der laut Kreis-Denkmalpflege einer der letzten ungestört erhaltenen seiner Art ist, "die traditionelle Herstellungsweise der für Speicher und andere Orte der Südeifel seit Jahrhunderten übliche Technik der Herstellung von Salzglasurwaren". Deshalb ist es für Becker und seine Mitstreiter unbedingt erforderlich, dass im Ofen weiter Töpferwaren gebrannt werden.

Mit der Unterschriftenliste, die inzwischen auch der Gemeinde vorliegt, wollen sie erreichen, dass Schulklassen oder Jugendverbänden die Möglichkeit gegeben wird, in der Werkstatt zu töpfern.

Experte aus dem Westerwald soll helfen

Ob so die Zukunft der Töpferei aussieht, steht noch in den Sternen. Denn die Gemeinde will erst prüfen, ob eine Nutzung des Ofens für die Gemeinde zu finanzieren ist, sagt VG-Bürgermeister Rudi Becker. Schließlich sei ein Brand eine aufwändige Sache. Mit etwa 70 bis 80 Metern Festholz muss der Ofen beheizt werden, an einer "Ladung" Töpferwaren arbeitet ein Töpfer mehrere Monate. Mehrere Zehntausend Euro ist das Ergebnis eines Brennvorgangs wert.

Bei der Klärung, ob sich die Gemeinde den weiteren Betrieb leisten kann, soll ein Sachverständiger aus dem Westerwald helfen. "Er wird sich den Ofen ansehen und uns sagen, ob er zum Erhalt regelmäßig gebrannt werden muss", sagt Rudi Becker. Denn dies behaupten Falk und seine Mitstreiter. Der Ofen würde verfallen, wenn er nicht mehr genutzt wird. Die Erfahrungen aus den Gemeinden Bruch und Niersbach zeigen aber, dass ein Ofen auch ohne Nutzung erhalten werden kann. Dort wurde ein Dach über den Ofen gezogen, er ist noch in gutem Zustand, aber wird nicht mehr genutzt. Allerdings schadet es der Brennleistung, wenn lange Zeit nicht gebrannt wurde. Nachdem der Ofen in Niersbach etwa 20 Jahre kalt war, wurde vor einigen Jahren wieder gebrannt. Ergebnis: Der Ofen war so durchfeuchtet, dass ein Drittel der Töpferwaren zerstört war.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort