Toiletten in der Bitburger Edith-Stein-Schule: Kinder ekeln sich, Eltern protestieren, Kreis muss neu rechnen

Bitburg · Schüler und Eltern beklagen den Zustand der Toiletten in der ehemaligen Edith-Stein-Schule. Was dahinter steckt: Der Kreis wollte das Gebäude eigentlich loswerden, hat jetzt aber zu viele Schüler – und in die Toiletten wurde seit 40 Jahren nichts mehr investiert.

 Von wegen stilles Örtchen: Die Toiletten in der ehemaligen Edith-Stein-Schule sind in einem schlimmen Zustand. Die Eltern fordern schnelle Nachbesserung.

Von wegen stilles Örtchen: Die Toiletten in der ehemaligen Edith-Stein-Schule sind in einem schlimmen Zustand. Die Eltern fordern schnelle Nachbesserung.

Foto: Eileen Blädel

Fehlende Klobrillen, defekte Türschlösser, kein Papier: Viele Schüler ekeln sich vor den Toiletten in der ehemaligen Edith-Stein-Schule. "Es ist wirklich schlimm", sagt der Vater einer Schülerin, der sich beim TV gemeldet hat, um auf das Problem aufmerksam zu machen. "Meine Tochter trinkt tagsüber schon nichts mehr, weil sie Angst hat, auf die Toilette zu gehen."
Es gebe nur eine, die sich abschließen lasse, erzählt die Elfjährige. Aber die habe keine Toilettenbrille. Deshalb mache sie es wie ihre Freundinnen auch: "versuchen nicht zu müssen oder es zusammenhalten". Die Schülerin hat meist Unterricht bis 15 Uhr. Und wenn sie doch mal muss? Dann müsse sie erst den Hausmeister suchen, erzählt sie. Denn der habe das Klopapier.

Das hätten die Lehrer auch schon für ihre Schüler besorgt, erzählt die Mutter eines Siebtklässlers. Jedoch seien die Klos oft einfach abgesperrt. "Mein Sohn hatte Durchfall und wollte deshalb nicht zur Schule", erzählt sie.
Was ist da nur los? Mit dem Hausmeister und Vertretern von der Kreisverwaltung machen wir einen Abstecher - ins Schulgebäude und auch in die Toilettenanlagen. Die Schule ist in einem ordentlichen Zustand, die Toiletten, die an den Schulhof grenzen, sind es nicht. Es stinkt. Bevor hier jemand aufs stille Örtchen geht, schaut er schon zwei Mal hin.

Plan ging nicht auf

Und im Gespräch stellt sich heraus: Eigentlich hätte hier auch niemand mehr sein Geschäft erledigen müssen. "Wir haben nachhaltig gedacht", sagt Alfred Marder. "Wir haben dort investiert, wo wir unsere Schüler hatten." Und auf langfristige Sicht sollte das eben nicht in der ehemaligen Edith-Stein-Hauptschule sein.

Ein Rückblick: Die Hauptschule wurde im Jahr 2010 mit der Otto-Hahn-Realschule zusammengelegt. Die Einrichtung, die daraus entstanden ist, heißt Realschule plus. Allerdings besteht sie auch heute immer noch an ihren zwei Standorten, in zwei Gebäuden, einen guten Kilometer voneinander entfernt.
Doch vorgesehen war, einmal alle Schüler in das Otto-Hahn-Gebäude umzusiedeln. Das wurde dafür auch erweitert: Der Anbau mit fünf Klassen- und zwei Fachräumen und insgesamt einer Fläche von 500 Quadratmetern für 1,2 Millionen Euro wurde 2014 fertiggestellt (der TV berichtete).

So zumindest lautete der Plan des Kreises, der mit der Auflösung des Schulzweckverbands Hauptschule Bitburg neuer Träger des Hauptschul-Gebäudes wurde. Der Plan aber ging nicht auf.
"Wir haben gedacht, dass wir die Schule nicht mehr brauchen", sagt Martin Olinger. Also gedacht, der Platz in der Otto-Hahn-Schule reiche aus. Womit niemand gerechnet hat: Beide Gebäude sind heute komplett belegt. "Wir haben dieses Jahr zwölf 5er-Klassen", sagt Marder. "Die Schülerzahlen sind gestiegen." Im Jahr der Zusammenlegung besuchten 947 Schüler die Realschule plus.

Heute sind es insgesamt 1100 Schüler - 276 am Standort der ehemaligen Hauptschule. Ja: Das ist die mit den ekligen Klos. Was das Ganze noch verschärft: An der Schule wird auch Mittagessen angeboten. "Bis zu 350 Essen am Tag", sagt Marder.
Die Toiletten in der Otto-Hahn-Schule habe man damals neu gemacht, sagt Olinger. "Die waren in noch schlimmerem Zustand als die hier." Die WCs in der Edith-Stein-Schule stehen dort seit 1975. "Das ist die Erstausstattung, und klar: Besser geworden sind sie nicht."

Mutwillige Zerstörung

1975 war er noch Schüler, heute ist er der Hausmeister und zeigt uns, welches Problem noch eine Rolle spielt: Herbert Höffler erzählt, dass er wöchentlich zwei- bis dreimal etwas reparieren müsse, weil Schüler mutwillig etwas kaputtmachen. Sie treten Zwischenwände ein oder Wasserrohre ab. "Und so ein Türschloss verschwindet auch nicht von alleine." Für ganz wichtige Dinge wie Toilettenpapier sei aber gesorgt, widerspricht der Hausmeister. Aber dass die Toiletten in diesen Zustand geraten seien, "da gehören eben auch Akteure dazu", fasst Olinger zusammen.
"Die Etagentoiletten sehen deutlich besser aus", sagt Marder. Das liege daran, dass der Lehrer den Schlüssel habe, nicht zuletzt, "damit man weiß, wer vielleicht als Zerstörer in Frage kommt". Laut einer Schülerin bekämen sie diesen Schlüssel aber nur, wenn die anderen Toiletten abgesperrt sind - "im Notfall".

Kreistag soll entscheiden

Den Lehrern könne man keinen Vorwurf machen, sagt ihr Vater. Es fehle an der Grundhygiene, und daran müsse sich nun etwas ändern. Olinger, der sich bewusst ist, dass noch mehr Schüler in Bitburg landen könnten, wenn erst der Schulbetrieb in Speicher ausgelaufen ist, sagt dazu: "Wir wollen dem Kreistag vorschlagen, das im Haushalt für das kommende Jahr aufzunehmen, zunächst einmal mit 80.000 Euro an Planungskosten."
Die Eltern sind sich einig: "Da muss etwas passieren. Die Kinder können ja nichts dafür."

Meinung
Eileen Blädel
Eltern dürfen auf die Kacke hauen

Eine falsche Prognose und jugendliche Randalierer: Sie sollen laut Kreisverwaltung der Grund dafür sein, dass es auf den Schultoiletten momentan so schlimm aussieht. Die Sache ist nur: Wieso sollte ein Schüler auch auf etwas achtgeben, das sowieso vor sich hinrottet? Und dann randalieren trotzdem nicht alle Schüler, wohl haben aber alle unter den Folgen zu leiden. Deshalb muss der Kreis an der Situation schnell etwas ändern - immerhin ist das doch eine Bildungseinrichtung, die jungen Menschen nicht zuletzt beibringen sollte, was Wertschätzung sowohl Menschen als auch Dingen gegenüber bedeutet. Ansonsten haben die Eltern Recht, wenn sie jetzt auch mal auf die Kacke hauen.
e.blaedel@volksfreund.de

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