Tote Pferde lernen fliegen

NEUERBURG. Die Aussichten bleiben trüb: Auch der aktuelle Haushalt der Verbandsgemeinde Neuerburg enthält einen dicken Fehlbetrag: Satte 2,48 Millionen Euro fehlen in der Haushaltskasse, um den Verwaltungsetat auszugleichen.

Mit einem Haufen Schulden auf einen grünen Zweig zu kommen, istnicht einfach. Auch nicht in der Verbandsgemeinde Neuerburg.Allein der Altfehlbetrag von 1,19 Millionen Euro macht es denHaushaltsplanern im Neuerburger Rathaus nicht leicht, einenHaushalt zu stricken, der Freude macht. Dennoch übte sich Bürgermeister Norbert Schneider in Zweckoptimismus: "Nach meiner Auffassung notwendige Angelegenheiten werden trotz misslicher finanzieller Lage angegangen", sagte Schneider in seiner Haushaltsrede. So investiert die Verbandsgemeinde auch im neuen Haushaltsjahr in Schulen und Feuerwehren, denn das Nichtstun spare nicht wirklich Geld, meinte Schneider.

Investiert wird auch in den Abwasserbereich, ebenso wie in Neubaugebiete. Ein Stück Zukunftssicherung, denn die Ortsgemeinden würden gestärkt, wenn junge Familien aufgrund guter Infrastruktur zuzögen. Die Ortsgemeinden haben zudem einen weiteren Grund zur Freude, denn die Verbandsgemeinde-Umlage bleibt konstant. Müßig zu diskutieren wäre über Pflichtausgaben, denn die muss die Verbandsgemeinde ohnehin leisten. Was noch bleibt, sind die freiwilligen Leistungen, die die VG erbringt, sei es, um politische Akzente zu setzen oder den Wohnwert der VG zu erhalten oder auszubauen.

So investiert die Verbandsgemeinde in diesem Jahr 343 000 Euro in die Freizeitanlage Neuerburg. Der Campingplatz wird verkauft und die Gaststätte verpachtet, wodurch zunächst vor allem bei den Personalkosten gespart werden kann. Den "Hebel zur Kosteneinsparung ansetzen" will Schneider auch beim Schwimmbad. Denkbar sei beispielsweise eine Teilprivatisierung, eine Lösung sieht Schneider hier aber frühestens zur Saison 2004.

Gaytalpark soll gewinnorientiert arbeiten

Ein gern in Neuerburg diskutierter Haushaltsposten ist der Gaytal-Park in Körperich, in den die Verbandsgemeinde dieses Jahr 108 000 Euro steckt. Auch hier will Schneider den Hebel ansetzen. Im Bereich des Gaytal-Parks müssten "betriebswirtschaftliche Aspekte in den Vordergrund gerückt werden", sagte Schneider. "Der Gaytal-Park muss Gewinn orientiert arbeiten. Nicht die Sicherung bestehender Ansprüche beziehungsweise Verwirklichung einzelner Personen, die den Gaytal-Park als ihr Projekt ansehen und jede Diskussion als Eingriff ins Allerheiligste begreifen, darf im Vordergrund stehen." Ein Knackpunkt, den Lothar Penning von der UBV gerne aufgriff, würde die Unabhängige Bürgervertretung doch lieber heute als morgen aus dem Park-Projekt aussteigen: "Beim Gaytal-Park ist unsere Geduld erschöpft", sagte Penning. "Wir sind uns aber bewusst, dass eine sofortige Streichung nicht möglich ist." Dennoch forderte Penning, dass alle Optionen diskutiert werden müssten. Er bezeichnete den Park als "totes Ross." "Wir müssen endlich vom toten Ross des Gaytal-Parks absteigen und zu Fuß weitergehen."

Dem widersprach Siegfried Mathieu (CDU) deutlich. Durch die Zusammenarbeit mit dem Naturpark Südeifel seien neue Akzente gesetzt worden, und Synergie-Effekte würden erzeugt. Mathieu betonte die Wichtigkeit des Gaytal-Parks für den Tourismus in der Verbandsgemeinde Neuerburg und meinte in Anspielung auf Pennings Vergleich: "Das tote Pferd ist anders in Bewegung gekommen."

Kritik übten sowohl Mathieu als auch SPD-Fraktionschef Hans-Leo Hunewald an Äußerungen des Beigeordneten Peter Trauden (UBV) in der Presse, der Park bringe es nur auf 800 Besucher pro Jahr. Fast gleich lautend sagten beide: "Im privaten Bereich nennt man das Geschäftsschädigung." Zudem machte Hunewald deutlich: "Eine Schließung des Gaytal-Parks kommt für uns nicht in Frage."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort