Tradition im Tal

Eine Tradition seit Jahrhunderten: Der Krautwischtag, Hauptwallfahrtstag zur Muttergottes von Auw ist für den kleinen Ort ein Großereignis. Von nah und fern pilgern Hunderte Menschen am Sonntag nach Maria Himmelfahrt in den kleinen Ort im Kylltal. Am Sonntag, 17. August, ist es wieder so weit. Eine Tradition lebt auf.

 Die Krautwisch-Wallfahrt in Auw wurde im Jahr 2004 wieder belebt. Foto: Tobias Heck

Die Krautwisch-Wallfahrt in Auw wurde im Jahr 2004 wieder belebt. Foto: Tobias Heck

Auw/Kyll. (red) Den Krautwischtag gibt es schon zu lange, um zu wissen, ab wann er zur Tradition wurde. Aber eine Sache wird nicht aus sich selber zur Tradition. Verursacher ist dabei wie meist der Mensch. Die Tausenden Pilger, die seit über 300 Jahren in den kleinen Ort im Kylltal pilgern, machten ihn dazu, was er heute ist: ein weit bekannter Wallfahrtstag.

Früher kamen sie von weit her: aus Bernkastel-Kues an der Mosel mit den Weintrauben, die bis heute das Gnadenbild auf dem Weg durch den Ort schmücken, aus der Eifel, aus dem Hunsrück und aus dem Hochwald.

Aus dieser Gegend kam auch ein Herr, der im 18. Jahrhundert zur Muttergottes pilgerte. Damals eine lange Reise, die mit vielen Strapazen verbunden war. Vor allem für ihn, denn er war blind. Es ist nicht überliefert, ob er von seiner Bittfahrt Genesung erhofft hat, aber wie durch ein Wunder wurde ihm das Augenlicht wieder geschenkt. Seit diesem Augenblick wird am Krautwischtag Wasser gesegnet, das Augenleiden vorbeugen und ebenso bei solchen helfen soll.

In Auw dagegen wurde im vergangenen Jahr erstmals das Wallfahrtshochamt unter freiem Himmel unterhalb der Kirche gehalten. Nicht um daraus ein Event zu machen, sondern eher aus ganz pragmatischen Gründen: Die Kirche war viel zu klein für die Pilgerströme, die sich jedes Jahr im August ins Kylltal ergießen. Seit 2004 kam es in dem 160-Seelen-Ort zu einer Renaissance der Wallfahrt. "Tradition ist eine Flamme, auf die Acht gegeben werden muss. Einmal erloschen, dauert es Jahre oder Jahrzehnte, sie neu zu entfachen. Für manche Bräuche ist es jedoch zu spät: Die Zeit der vielen Traditionsgeburten ist abgelaufen", schreibt Tobias Heck aus Auw. Es gelte, die bestehenden Traditionen wie den Krautwischtag in Auw zu pflegen und zu wahren. Dies könne nur gemeinsam geschehen. Denn nur wo Gemeinschaft ist, könne Tradition leben und gedeihen. Nur dort könne die Flamme lodern und Leuchtturm sein in einer schnelllebigen Welt.

Das Programm: 8 Uhr Pilgeramt für die lebenden und verstorbenen Pilger aus Bernkastel-Kues mit Segnung des Augenwassers; 10 Uhr Prozession mit dem Auwer Gnadenbild durch den Wallfahrtsort, mitgestaltet vom Musikverein Preist, anschließend Wallfahrtshochamt unterhalb der Kirche mit Segnung des Krautwischs-Kräuterstraußes, Predigt von Pfarrer Johannes Schuligen, Schönecken, mitgestaltet vom MGV Dillingen/Saar; 15 Uhr Marienandacht unterhalb der Kirche mit sakramentalem Segen.

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