Tragödie im Morgengrauen

Die Tragödie vom Juli vergangenen Jahres sorgte in der gesamten Eifel für Fassungslosigkeit: Ein damals 31-Jähriger fährt nachts mit seinem Auto in eine dreiköpfige Fußgängergruppe. Ein Ehepaar stirbt an der Unfallstelle, ein Mann überlebt schwer verletzt, der Unfallfahrer flüchtet. Heute beginnt in Trier der Prozess gegen ihn.

 Der beschädigte BMW des Unfallverursachers nach dem Zusammenprall mit der Fußgängergruppe im Juli vorigen Jahres. TV-Foto: Archiv/Hermann Winter

Der beschädigte BMW des Unfallverursachers nach dem Zusammenprall mit der Fußgängergruppe im Juli vorigen Jahres. TV-Foto: Archiv/Hermann Winter

Lambertsberg/Trier. Ein Dorf steht unter Schock: Ein Ehepaar, 48 und 41, das zu Fuß von einem Fest nach Hause geht, wird auf einer Kreisstraße von einem Auto erfasst und getötet. Der Begleiter der beiden wird schwer verletzt. Der Unfallfahrer flieht zunächst, wird Stunden nach dem schlimmen Unfall von der Polizei geschnappt. Alle vier - das Ehepaar, der Schwerverletzte und der Unfallfahrer - stammen aus dem gleichen Ort: Lambertsberg (Eifelkreis Bitburg-Prüm). Fassungslosigkeit, Trauer, Entsetzen: Die rund 340 Einwohner des Eifeldorfes sind nach der Tragödie vom 15. Juli vergangenen Jahres erschüttert. In dem kleinen Ort kennt man sich - die Opfer und den Unfallfahrer, einen nun 32-jährigen Handwerker. Ab heute muss sich der Dachdeckermeister vor dem Trierer Landgericht verantworten. Fahrlässige Tötung und Körperverletzung, Gefährdung des Straßenverkehrs und Unfallflucht wirft die Staatsanwaltschaft dem Mann vor. Bei dem Prozess, für den vier Verhandlungstage angesetzt sind, dürfte sich alles darum drehen, ob der Unfallfahrer zu viel getrunken hatte. Der damals 31-Jährige feiert in der Nacht von Samstag auf Sonntag wie viele Lambertsberger in dem Nachbarort Hargarten. Beim dortigen Sommerfest treten die Vereine der umliegenden Gemeinden zur traditionellen Dorf-Olympiade an. Mit Tempo 100 in die Fußgänger-Gruppe

Gegen 4.20 Uhr fährt der Dachdeckermeister mit seinem BMW von Hargarten Richtung Lambertsberg. Ein paar Minuten früher hat sich auch das Ehepaar zusammen mit dem 45-Jährigen Bekannten auf den Nachhauseweg von dem Fest gemacht. Sie laufen entlang der unbeleuchteten Kreisstraße 130, als sie gegen 4.27 Uhr in einer Kurve von dem BMW des 31-Jährigen erfasst werden. Mit rund 100 Kilometern in der Stunde fährt er in die Gruppe. Das Ehepaar wird in den Graben geschleudert und ist sofort tot. Der Begleiter überlebt schwer verletzt. Der 31-Jährige fährt weiter, kümmert sich nicht um die Opfer.Zehn Minuten später ruft er laut Staatsanwaltschaft bei der Polizei an, meldet unter falschem Namen den Unfall auf der K 130. Dann lässt er seinen silberfarbenen BMW in einem Wald stehen, flieht zu Fuß weiter, irrt offenbar ziellos umher. Nach einer großangelegten Suchaktion von Polizei und Feuerwehr wird der Mann zehn Stunden nach dem Unfall am Sonntagnachmittag im zehn Kilometer entfernten Philippsweiler aufgeschnappt. Ein Arzt stellt einen schweren Schock bei ihm fest. Der Mann wird zunächst in die Psychiatrie eingeliefert. Bei der sofort veranlassten Blutprobe wird bei ihm eine Blutalkoholkonzentration zwischen null und 0,3 Promille festgestellt. Erst Tage später, im Krankenhaus, erfährt er, dass das von ihm angefahrene Ehepaar tot ist.Zusätzlicher Vorwurf: Unterlassene Hilfeleistung

Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass der Unfallfahrer zu viel getrunken hatte, deshalb zu schnell unterwegs war und nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte. Weil er laut Anklageschrift den Unfall bemerkt haben muss, wirft ihm die Staatsanwaltschaft zusätzlich noch unterlassene Hilfeleistung vor. Kann dem 32-Jährigen nachgewiesen werden, dass er zu viel getrunken hat, droht ihm schlimmstenfalls eine Haftstrafe. Ist kein Alkohol im Spiel gewesen, könnte er - so die Einschätzung seines Anwalts Michael Hasslacher aus Bonn - mit einer Bewährungsstrafe davonkommen.

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