Trauer, Trost, Hoffnung - Warum der November nicht nur ein dunkler Monat ist

Bitburg/Prüm/Daun/Wittlich · Der November steht wie kein anderer Monat für Trauer, Gedenken, In-Sich-Gehen. Warum ist der November aber auch ein Monat der Hoffnung?

Trauer, Trost, Hoffnung - Warum der November nicht nur ein dunkler Monat ist
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Trübe Tage, nasskalte Nebelschwaden, dämmriges Licht. Der November ist gewiss nicht der Lieblingsmonat vieler Menschen in Deutschland. Zum wenig erbaulichen Wetter kommt hinzu, dass dieser Monat wie kein anderer der Monat der Besinnung und des Gedenkens ist. Dabei geht es häufig ums Gedenken an die Toten, zum Beispiel am Totensonntag, Volkstrauertag, aber auch um die Heiligen der katholischen Kirche.

Denn Allerheiligen (1. November), gemeinhin der Tag, an dem man - noch stärker als an Allerseelen (2. November) - die Gräber der Verstorbenen besucht, ist eigentlich ein Gedenktag an die Heiligen. Darauf weist auch Johannes Eiswirth, geschäftsführender Dekanatsreferent im Dekanat St. Willibrord Westeifel, hin: "Dass beide bewusst eigenständige Feiertage sind, ist in den Hintergrund geraten. Für die Menschen stehen eher die Gräbersegnungen, also das Gedenken an ihre toten Angehörigen, im Vordergrund."

Obwohl Allerheiligen für manche einfach nur ein arbeitsfreier Tag sei, beobachtet Eiswirth weiterhin ein großes Bedürfnis bei vielen, zusammen mit Familien, Freunden und Bekannten der Toten zu gedenken
Mit der Tradition, Gräber zu schmücken und Kerzen aufzustellen, gemeinsam auf dem Friedhof zu sein und zu beten, trage man die Trauer nach außen, statt sie zu verstecken - im Gegensatz zur inzwischen weit verbreiteten Ausgrenzung dieses Gefühls im Alltag. Im Arbeitsalltag und vielen sozialen Beziehungen sei Trauer ein Tabuthema. Ein Fehler findet Eiswirth. "Denn der Tod gehört zum Leben. Und ein Trauerprozess ist wichtig, um loszulassen, das Leben neu zu ordnen", sagt er. Um diesen Prozess zu unterstützen, bieten die Kirchen, aber auch andere Institutionen Trauerbegleitungen und Gesprächskreise an.

Wichtig sei es, den Verlust, den Schmerz zunächst zu akzeptieren. Und danach? "Das kommt darauf an, ob und woran man glaubt", sagt Eiswirth. Die Trauer leichter macht aus seiner Sicht der Glaube, dass der Tod nicht endgültig ist. Antworten auf diese Frage bietet nicht nur das Christentum, sondern auch andere Religionen. Im Islam wird der als Übergang vom Erdenleben zum Jenseits, wo ewiges Leben herrscht, verstanden. Im Buddhismus gibt es die Vorstellung der ständigen Wiedergeburt, bis man sich aus dem mit Leiden behafteten Kreislauf aus Geburt und Sterben befreien kann und das Nirvana, eine absolute sowie unpersönliche letzte Wirklichkeit, erreicht. Ähnliche Vorstellungen gibt es auch im Hinduismus. Allen diesen Religionen ist gemein, dass sie den Tod als Bestandteil des Lebens begreifen. Und dass sie Hoffnung geben. Denn, so Eiswirth, jemand, der nicht glaube, müsse den Verlust akzeptieren, ohne eine Hoffnung zu haben, dass die Verstorbenen noch bei uns sind - wenn auch nicht mehr körperlich.

Doch Trauer geht nicht einfach vorbei, nur weil man dem Tod einen Sinn gibt. Sie ist ein Gefühl, dass viele ein Leben lang begleitet. Nicht permanent, nicht immer gleich stark, nicht mit den gleichen Antworten verbunden. Wenn man die erste Erschütterung über den Verlust überwunden habe, sehe man sich im Laufe des Lebens immer wieder neu gezwungen, ihn zu betrachten, sagt Eiswirth. Wenn die Distanz zum Ereignis größer werde, könne man, wie Eiswirth sagt, den Verlust objektiver betrachten und "eine erwachsenere Antwort" darauf geben - verbunden mit der Hoffnung auf einen Neuanfang.

Die Hoffnung. Das Licht im Dunkel. Auch dafür steht der November. Aus den Wurzeln des Vergangenen entsteht neues Leben. Daran glauben Christen. Und das, so Eiswirth, sei auch eines der zentralen Themen für sie. Aber auch wer kein Christ sei, käme am Thema Verlust und Trauer nicht vorbei. "Es begleitet uns ein Leben lang", sagt er.
Sich darauf zu besinnen, dafür sei der November mit seinen Gedenktagen genau der Richtige. Eben eine Chance. Wenn man sie zu nutzen vermag.Extra

Trauer, Trost, Hoffnung - Warum der November nicht nur ein dunkler Monat ist
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 Er macht's richtig: Matthias Faust aus Metterich ist auch im November viel an der frischen Luft. Der Gemeindemitarbeiter befreit mit einem Laubbläser bei Metterich den Parkplatz und Teile des Kylltalradweges vom Laub.

Er macht's richtig: Matthias Faust aus Metterich ist auch im November viel an der frischen Luft. Der Gemeindemitarbeiter befreit mit einem Laubbläser bei Metterich den Parkplatz und Teile des Kylltalradweges vom Laub.

Foto: Klaus Kimmling (e_bit )

Das Totengedächtnis begehen die Christen alljährlich am 1. November, Allerheiligen. Ursprünglich ist das Fest zum Gedenken an Heilige eingeführt worden. Heute ist dieser Feiertag zum Hauptbesuchstag an den Gräbern geworden. Ursprünglich fand die Totenverehrung nur an Allerseelen statt, dem Tag nach Allerheiligen, dem 2. November. Heute werden beide Tage für den Besuch auf den Friedhöfen genutzt. Die Gräber werden geschmückt und mit flackernden Seelenlichtern bestückt. Am 3. November feiern die Jäger ihren Hubertustag. Am Leonhardstag (6. November) finden die Umritte und Segnungen der Pferde statt. Der 9. November ist für Deutsche ein Tag, der zwiespältige Gefühle auslöst. Er ist einerseits der Holocaust-Gedenktag. Denn 1938 zündeten Nazis in der Reichspogromnacht auf den 10. November die Synagogen in Deutschland an. 400 Menschen wurden in diesen Tagen getötet oder in den Suizid getrieben. Die Pogrome sind der Beginn der systematischen Verfolgung deutsche Juden, die knapp drei Jahre später in den Holocaust mündete. Andererseits bekam der Tag 1989 eine zusätzliche Bedeutung: Die Mauer zwischen Bundesrepublik und DDR fiel. Das Ereignis war der Auftakt zur Wiedervereinigung. Am 11. November feiern vor allem die Kinder den St.-Martinstag mit Laternenumzügen. Jeweils zwei Wochen vor dem ersten Advent findet der Volkstrauertag statt - in diesem Jahr am 13. November. An diesem staatlichen Feiertag wird vor allen Dingen der Toten aus den Kriegen gedacht. Dann folgt der Buß- und Bettag (19. November), ein Sühnetag der evangelischen Christen, der aber als gesetzlicher Feiertag fast überall abgeschafft worden ist. Der Totensonntag fällt immer auf den letzten Sonntag vor dem ersten Advent. In diesem Jahr ist es der 20. November. Es ist der Gedenktag der evangelischen Kirche an die Verstorbenen. Am 25. November wird der Kathreinstag, der Gedenktag an die heilige Katharina, begangen.

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