Traumergebnis für den Mann ohne Mehrheit

BITBURG. Mit 82 Prozent der Stimmen hat Amtsinhaber Joachim Streit die Bürgermeisterwahl in Bitburg für sich entschieden. Abgeschlagen landeten CDU-Kandidatin Yvonne Averwerser mit 17 Prozent auf dem zweiten und der parteilose Klaus Pöppich mit einem Prozent auf dem dritten Platz.

Von unserem Redakteur
HARALD P. JANSEN


Der Wahlabend im Bitburger Rathaus hat so gar nichts von dem, was man spannend nennt. „Das erste 80-er-Ergebnis habe ich nicht geglaubt“, sagt ein sichtlich erleichterter Joachim Streit nach der Wahl. Rund 82 Prozent der Bitburger haben ihm die Stimme gegen, so dass er für eine weitere Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Bitburg gewählt ist. Als dann aber immer mehr Ergebnisse aus den Bitburger Stimmbezirken kommen, die Streit bei mehr als 80 Prozent sehen, beginnt für Streit die Gratulationscour.
Die Luft
ist schnell raus
Zuvor hatten sich neben dem Ehepaar Streit und dem Ehepaar Pöppich nur wenige Gäste im kleinen Sitzungssaal verloren. Um 18.23 Uhr wird dann der erste ausgezählte Stimmbezirk angezeigt. Und der ist gleich eine doppelte Sensation, die so niemand erwartet hätte. Zum einen handelt es sich nicht wie sonst um Irsch, wo es bei der Kommunalwahl 2004 nur 12 Wähler gibt, sondern um die Stimmen aus dem Briefwahlvorstand 1 mit rund 500 auszuzählenden Stimmzetteln. Zum anderen liegt eben der Amtsinhaber mit mehr als 80 Prozent der Stimmen vorn. Das hätte niemand gedacht – nicht einmal der alte und neue Bürgermeister selbst.
Je weiter sich das Ergebnis verfestigt – die Anteile von Averwerser und Streit schwanken jeweils um einen Prozentpunkt – desto gelöster wird die Stimmung. Endlich rührt auch jemand die bereit gestellten Getränke an.
Und irgend jemand hat auch den Fernseher angestellt, der im Flur steht. Dort ist aber nur der müde EM-Kick zwischen der Schweiz und Kroatien zu sehen. Ein spannender Wahlabend ist das auch trotz Fußball nicht. Bewegung kommt noch einmal in die Sache, als CDU-Kandidatin Yvonne Averwerser gemeinsam mit ihrem Mann und CDU-Stadtverbandschef Michael Ludwig ins Bitburger Rathaus kommen. Sie hat den Ausgang der Wahl in der Kreisgeschäftsstelle der Bitburg-Prümer Christdemokraten abgewartet.
Sofort gratuliert Averwerser dem Wahlgewinner, obwohl noch mehr als ein Stimmbezirk zu diesem Zeitpunkt fehlt. Jeder weiß, dass auch das Mötscher Votum das Ergebnis nicht mehr kippen wird. Auch Klaus Pöppich gratuliert. Er ist zufrieden mit seinem Ergebnis, „auch wenn ich gerne zwischen drei und fünf Prozent gelandet wäre“, sagt er im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. „Ich habe ein kleines Zeichen gesetzt“, sagt der Parteilose. Er sei nicht enttäuscht über das Ergebnis, sagt Pöppich, der sich weiterhin in der Kommunalpolitik engagieren will. Ob in einer Partei oder Gruppierung oder mit eigener Liste, ist aber noch nicht klar.
Yvonne Averwerser hätte sich natürlich mehr Prozente gewünscht. Sie ging davon aus, ein Ergebnis um die 40 Prozent herum zu erreichen. „Es war schwierig den Leuten zu vermitteln, dass acht Jahre lang nichts gelaufen ist“, betreibt sie Wahlanalyse. Sie habe sich in die Themen eingearbeitet und habe und einen engagierten Wahlkampf gemacht.
Sekt für alle
im Rathaus
Wahlgewinner Joachim Streit glaubt in einer ersten Analyse, dass ein Teil seines Erfolges darauf zurückzuführen war, dass er offen, gradlinig und ehrlich gewesen sei sowie immer ein offenes Ohr für die Menschen habe. „Ich war Bürgermeister bei zwei Stadträten, bei denen ich keine eigenen Mehrheiten hatte“, sagt Streit. Dadurch habe er gelernt, Mehrheiten zusammenzuführen.
Auch wenn er sich über das Ergebnis freue, sei es noch zu früh zum Feiern, sagt Streit. Während er das sagt, kommt gerade das Ergebnis des letzten Stimmbezirks rein. Gleichzeitig wird ein Tablett mit Sekt gebracht.
Liste Streit
legt deutlich zu
Was Joachim Streit zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen kann, ist, wie die Sitze im Stadtrat Bitburg verteilt sein werden. Die Auszählung der Sitze zieht sich bis nach 23 Uhr hin.
Aber schon vorher zeichnet sich ein überraschendes Ergebnis ab, das Bürgermeister Joachim Streit gefallen haben dürfte. Die Liste Streit gewinnt drei Mandate hinzu und ist im kommenden Rat mit acht Vertretern mit von der Partie.
Ebenfalls acht Sitze erreicht die CDU, die zwei Sitze verliert. Ihr Ergebnis ist um einige Zehntelprozentpunkte besser als das der Liste Streit.
Ebenfalls zwei Sitze muss die SPD abgeben, die nun auf vier Sitze kommt. Ihre Sitzzahl verdoppeln kann die FDP. Sie stellt nun zwei Stadträte. Liste Graupeter und Grüne mit jeweils einem Sitz und die FBL mit fünf Sitzen erreichen das gleiche Sitzergebnis wie bei der Kommunalwahl 1999 (Stand 23 Uhr)

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